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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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splitternackt in einem großen, dampfenden Badezuber und schrubbte sich mit einer Bürste ein nach oben ausgestrecktes, wohlgeformtes Bein ab.
    »Ich wollte nicht stören«, sagte ich peinlich berührt.
    »Du störst nicht. Das war bloß mein Mann.« Sie wedelte nachlässig mit der Bürste. »Komm rein und nimm dir Wein. Du kannst mir beim Haarewaschen helfen, jetzt, wo Baptiste weg ist.«
    Ihre nasse Wikingermähne hing über den Wannenrand. Ein Kübel mit frischem Wasser zum Ausspülen und eine Schale mit Seife standen schon bereit. Nachdem ich bereits einmal ein paar Wochen in der Vergangenheit verbracht hatte, wusste ich, wie mühselig es war, lange Haare zu waschen. Schäumendes Shampoo gab es noch nicht, man verwendete eine Art matschige, mit Duftöl angereicherte Seife dafür. Das Haar wurde gründlich damit eingerieben und hinterher mit klarem Wasser ausgespült, und weil es jedes Mal eine umständliche Prozedur war, tat man es nicht allzu oft. Cécile hatte glänzendes, gepflegtes Haar, sie wusch es sich folglich häufiger. Auch Sebastianos Haar hatte frisch ausgesehen, woraus ich auf regelmäßige Ganzkörperpflege geschlossen hatte. Eine Selbstverständlichkeit war das im siebzehnten Jahrhundert nicht. Die schlimmsten Zeiten würden allerdings erst noch folgen: In wenigen Jahrzehnten würde das Waschen vollständig aus der Mode kommen, man würde die fettigen, stinkenden Haare unter riesigen Perücken verstecken und jeden noch so ätzenden Körpergeruch mit Parfüm übertünchen. Alle Leute würden dann riechen wie Céciles Noch-Ehemann Baptiste.
    Mein eigenes Haar roch nach der Arbeit im Goldenen Hahn , als hätte ich eine Imbissbude damit ausgewischt. Ich war wild entschlossen, es heute noch zu waschen, und sei es mit kaltem Wasser.
    »Sag mal, Cécile«, begann ich, während ich etwas von der Seifenmasse aus der Schale nahm und ihr Haar damit einrieb. »Wo ist eigentlich das Luxembourg? Und vor allem: Was ist es?«
    »Ein neues Palais hinter der Stadtmauer. Die Mutter des Königs hat es für sich bauen lassen. Es gibt dort einen hübschen Park. Weit weg ist es nicht. Man geht einfach die Rue de la Harpe bis zum Ende und dann durchs Stadttor, dort sieht man es schon. Abends treffen sich da oft junge Leute. Wieso fragst du?«
    »Ach, ich möchte nachher gern hin. Im Goldenen Hahn habe ich ein paar nette Musketiere kennengelernt. Einer von denen hat mich eingeladen. Wo ist die Rue de la Harpe?«
    »Aus dem Haus und gleich rechts um die Ecke, die lange Straße, die stadtauswärts führt.« Sie wandte den Kopf und blickte mich an. »Vor Musketieren musst du dich in Acht nehmen. Die wollen immer nur das eine.«
    »Ich werde mich vorsehen. Kann ich den Rest von deiner Seife benutzen, wenn wir mit deinen Haaren fertig sind?«
    »Sicher. Und mein Wasser auch. Du kannst gleich nach mir baden.«
    Ich beäugte kritisch die schlierige Brühe im Zuber.
    »Ich bin weder mit Ungeziefer noch Krankheiten behaftet«, führte Cécile aus, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    »Vielen Dank, ich nehme dein Angebot gern an.« Alles andere würde einfach zu lange dauern, und außerdem gab es Schlimmeres als benutztes Badewasser. Beispielsweise zu stinken wie eine alte Fritteuse.
    »Hast du dich eigentlich wieder mit deinem Mann vertragen?«, fragte ich. »Philippe hat mir erzählt, dass ihr getrennt lebt.«
    »Was heißt vertragen.« Träge legte Cécile den Kopf zurück, damit ich das angewärmte Wasser aus dem Kübel über ihr Haar gießen konnte. »Baptiste kommt einmal die Woche her und macht mir in der Küche der Concierge Wasser für meinen Zuber heiß. Dafür darf er mir dann beim Baden zusehen.«
    »Ach so«, sagte ich lahm. Ob das zu den von Philippe erwähnten, unaussprechlichen Dingen gehörte, die Baptiste von Cécile verlangte?
    »Und ein weiteres Mal bringt er mir Essen und Wein und Papier zum Schreiben. Oh, und Geld für die Miete. Dafür schlage ich ihn ein bisschen.«
    »Du … äh …?«
    Sie zeigte auf eine Peitsche, die zwischen ihren Kleidern an der Wand hing und die ich für eine Bühnenrequisite gehalten hatte.
    Aha. Okay, sie hatte da eine heimliche Shades of Grey -Sache mit ihrem Ex laufen. Das war ihre Privatangelegenheit und ging mich nichts an (obwohl es mich schon interessiert hätte). Abgesehen natürlich von einem wichtigen Aspekt.
    »Machst du das freiwillig oder zwingt er dich dazu? Philippe hat mir erzählt, dass dein Mann dich bei der Inquisition angezeigt hat.«
    Cécile winkte mit matt

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