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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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kühl. Ich hängte mich bei ihm ein und versuchte, das ungute Gefühl zu unterdrücken, das in mir aufstieg. Was ich bis gestern Abend an Boden bei ihm gutgemacht hatte, war weg. Ich fühlte mich wie auf einem Seil über einem gefährlichen Abgrund.
    Wir kämpften uns durch dichtes Gestrüpp und stapften über glitschiges Moos und knackendes Unterholz. Nach wenigen Schritten spürte ich, wie mir ein schwacher Schauer über den Rücken lief. Gleich darauf sah ich den Grund dafür. Vor uns ragte ein mannshoher, wie eine Faust geformter Felsen auf, den ich schon einmal gesehen hatte – während meines Picknicks mit Marie und Opa Henri im Bois de Boulogne. Hier musste das Zeitfenster sein!
    Unwillkürlich dachte ich an die schrecklichen Szenen, die ich in der alternativen Zukunft gesehen hatte. Es fühlte sich an wie ein böser Traum, aber es hatte sich alles so zugetragen. Mein Rock war von Asche verdreckt, und an meinen Unterarmen hatte ich Kratzer von den Mauerresten, zwischen denen ich Deckung gesucht hatte. Die Toten in den Ruinen waren real gewesen, genauso wie meine Angst und mein Entsetzen.
    Inzwischen hatte ich auch begriffen, warum unser Übertritt fehlgeschlagen war. Die Aufgabe. Sie hielt uns beide hier fest, so lange, bis wir sie erfüllt hatten. Es ging darum, ein Ereignis zu verhindern, so viel stand fest, doch welches genau das war, musste ich erst noch herausfinden. Außerdem war nicht klar, für welchen Teil der Aufgabe Sebastiano zuständig war und für welchen ich. Aber dafür wusste ich, was geschehen würde, wenn wir es versiebten – Paris würde in Schutt und Asche versinken, vernichtet von einem blutigen Bürgerkrieg. Und wir selbst würden vielleicht für immer in der Vergangenheit festhängen. Fröstelnd zog ich die Schultern zusammen.
    Sebastiano sah es sofort. Wie schon am Vorabend zog er seinen Umhang aus und legte ihn mir um. Es war eine ritterliche Geste, aber von seiner liebevollen Zuneigung, die ich bei unserem gestrigen Mondscheinspaziergang gespürt hatte, merkte ich nichts mehr. Trotz des warmen Umhangs war mir eiskalt.

    Den Rückweg zur Stadt legten wir schweigend zurück. Nur einmal versuchte ich, eine Unterhaltung in Gang zu bringen – ich wollte von ihm wissen, was er mir auf der Brücke hatte sagen wollen, bevor der Knüppel ihn getroffen hatte.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte er auf meine Frage. Es klang abweisend, doch ich hakte nach.
    »Du sagtest, ich dürfe dich deswegen nicht hassen«, erklärte ich.
    »Ich entsinne mich nicht. Folglich kann es nicht wichtig gewesen sein.«
    Mir war klar, dass das nicht stimmte, aber anscheinend konnten wir an diesem Morgen beide nicht die Wahrheit sagen, also blieben wir für den Rest des Weges einfach stumm.
    Der Marsch in die Stadt war eine langwierige, trostlose Angelegenheit. Es regnete fast die ganze Zeit, wenn auch nicht mehr so stark. Durch endloses Geniesel stapften wir über morastige Wald-und Feldwege, vorbei an kleinen dörflichen Ansiedlungen, Viehweiden und einzelnen Gehöften, wo wir bis auf ein paar ärmliche Tagelöhner und Bauern kaum eine Menschenseele zu Gesicht bekamen. Als endlich die Stadtmauern vor uns auftauchten, riss der Himmel auf und zeigte sich in strahlendem Blau. Die Morgensonne lag golden über den hohen Dächern und Türmen von Paris, ein atemberaubend schöner Anblick, fast wie ein barockes Gemälde. Doch ich konnte mich nicht daran erfreuen, weil ich pitschnass, durchgefroren und inzwischen auch ziemlich hungrig war.
    Ein paar hundert Meter vor dem Stadttor kam uns eine Kutsche entgegen. Sebastiano hielt sie an und fragte den Besitzer, ob er uns – gegen Bares natürlich – in die Stadt bringen könne. Wir seien leider ausgeraubt worden und nach dem langen Fußweg vollkommen entkräftet. Dabei wies Sebastiano demonstrativ auf mich. Der Reisende in der Kutsche betrachtete mich und war sofort voller Mitleid, was meine Vermutung, dass ich schrecklich aussah, zur Gewissheit werden ließ.
    Es handelte sich um einen königlichen Beamten, der seine Mutter in Nantes besuchen wollte und gegen einen gut bezahlten Abstecher zurück in die Stadt nichts einzuwenden hatte. Er befahl dem Kutscher zu wenden und ließ uns großmütig einsteigen. Wir setzten uns auf die Bank ihm gegenüber und mussten uns während der ganzen Fahrt – die zum Glück nicht allzu lange dauerte – von ihm zutexten lassen. Wir erfuhren alles über seine hochbetagte Mutter und ihre diversen Krankheiten (Gallenkoliken,

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