Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
Möglichkeit. »Die K…«
»Pst!« Marie legte den Finger auf die Lippen. »Es ist geheim! Niemand darf davon erfahren! Nur du!«
»Wieso ausgerechnet ich?«, fragte ich unbehaglich.
»Weil ich dir vertraue. Das Gesinde werde ich fortschicken, damit es keine unerwünschten Zeugen gibt. Aber ich benötige etwas Hilfe beim Aufwarten.«
»Aufwarten?«
»Na, bei dem, was sonst die Dienerschaft so tut. Türen öffnen, Kerzen anzünden, Wein und Speisen servieren und dergleichen, du weißt schon. Und nebenher muss natürlich darüber gewacht werden, dass niemand die Zusammenkunft stören kann. Das ist das Allerwichtigste!«
»Was meinst du mit Zusammenkunft?« Noch während ich die Frage stellte, wusste ich, wie die Antwort lauten würde.
»Es kommt noch jemand«, flüsterte Marie.
»Ich verstehe«, gab ich – ebenfalls flüsternd – zurück. Das war wirklich sehr spannend und aufregend! Die Königin würde sich heute hier mit ihrem Lover treffen! Und das durfte Richelieu natürlich um keinen Preis herausfinden.
Weshalb sich sofort die Frage stellte, warum Marie mir überhaupt davon erzählte, denn sie wusste doch, dass ich mich mit dem Lieblingsmusketier des Kardinals traf.
»Wie kannst du sicher sein, dass ich vertrauenswürdig bin?«, platzte ich heraus.
»Weil ich an dich glaube«, sagte sie schlicht. »Du bist meine Seelenverwandte, sagte ich das nicht schon? Wenn du die Königin kennenlernst, wirst du wissen, warum ihr meine Loyalität gehört und warum alles Menschenmögliche getan werden muss, damit niemand sie verraten kann. Schon gar nicht an diesen intriganten Emporkömmling von Kardinal. Gemeinsam werden wir verhindern, dass er ihr schadet.« Ihre Stimme klang fest, ihr Gesicht zeigte einen unnachgiebigen Ausdruck, als befinde sie sich auf einer lebenswichtigen Mission. Mit einem Mal schien sie von einer Aura der Entschlossenheit umgeben zu sein, fast so, als bestünde ihr einziger Lebensinhalt darin, die Königin vor den Machenschaften des Kardinals zu beschützen.
Mich durchzuckte der Gedanke, dass es tatsächlich so sein könnte. Vielleicht war sie allein aus diesem Grund in die Vergangenheit versetzt worden. Während ich selbst nicht von hier wegkam, weil es meine Aufgabe war, sie dabei zu unterstützen. Und ich ahnte auch, dass es mit dem Ball zusammenhing. Es konnte kein Zufall gewesen sein, dass ich in den vergangenen Tagen so häufig von diesem Fest gehört hatte. Sogar Esperanza hatte von einem Ball gesprochen, auf dem ich die Maske tragen könne. Ich war davon ausgegangen, dass sie Bälle im Allgemeinen gemeint hatte, aber rückblickend lag es nahe, dass sie ein bestimmtes Fest im Auge gehabt hatte, nämlich den bevorstehenden königlichen Maskenball. Dort würden die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die Zukunft der Königin. Das wusste ich plötzlich ohne jeden Zweifel.
»Was immer der Kardinal plant – wir werden es vereiteln. Du kannst auf mich zählen.« Ich sprach mit derselben Entschiedenheit wie vorhin Marie. Die nagenden Bedenken, weil ich mich damit – zumindest teilweise – gegen Sebastiano stellte, der ja aufseiten des Kardinals stand, unterdrückte ich nach Kräften. Ich betrachtete es einfach als Teil meiner Aufgabe zu verhindern, dass er im Auftrag Richelieus die Königin ausspionierte. Vielleicht schaffte ich es ja sogar, ihn auf unsere Seite zu ziehen! Bis zu dem Fest blieben mir noch ein paar Tage. Ich wusste zwar nicht, was dort passieren würde, aber ich war wild entschlossen, es zu verhindern. Endlich hatte ich ein Ziel vor Augen! Allein diese innere Klarheit erfüllte mich mit neuer Zuversicht.
Dummerweise hatte ich keine Ahnung, was bis dahin noch alles schiefgehen würde.
Je näher der Abend rückte, desto zappeliger wurde ich. Wie die Königin wohl war? Und was für ein Typ mochte ihr Lover sein? Prinzipiell fand ich Fremdgehen ziemlich mies, im Grunde war es das Hinterhältigste, was man sich in einer Beziehung antun konnte. Doch für die Königin galt eine Art mildernde Umstände, wie ich im Laufe des Tages von Marie erfuhr. Die aus Spanien stammende Anne war noch fast ein Kind gewesen, als man sie – natürlich ohne sie vorher zu fragen – mit Ludwig verheiratet hatte. Man hatte sie aus ihrer Familie herausgerissen und an den Pariser Königshof verpflanzt, wo sie fortan allein klarkommen musste. Genauer gesagt, allein unter Haien – umgeben von lauter intriganten Höflingen, adligen Schleimern und fiesen Machtstrebern. Nicht zu vergessen dem
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