Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
Kurzatmigkeit, Gicht), über seine eigenen Beschwerden (Zahnfäule, Herzrasen, Blasenschwäche) und über die Leiden seines alten Hundes, der allerdings schon seit ein paar Wochen tot war. Als er mit den Krankengeschichten fertig war, erzählte er mit beamtenhafter Gründlichkeit von den Vorbereitungen des Maskenballs, der zu Ehren der Königin im Louvre stattfinden sollte. Haarklein zählte er auf, was es zu essen geben sollte, welche Musiker auftreten würden und wie viele Diener für den Service eingeteilt waren.
Als er über das Fest sprach, spitzte ich die Ohren, denn ursprünglich war ja geplant gewesen, dass ich mit Marie und Opa Henri dort hingehen sollte. Nachdem es mit meiner Rückkehr in die Gegenwart nicht geklappt hatte, würde ich folglich doch noch den Ball besuchen. Aufregung erfasste mich bei dem Gedanken, dass ich dort der Königin begegnen würde. Ob ihr Lover auch zu den Gästen gehörte? Es konnte wirklich sehr gut sein, dass unsere Aufgabe – Sebastianos und meine – mit dieser Affäre und ihren möglichen Folgen und Verwicklungen zusammenhing. Das Fest war jedenfalls die Gelegenheit, mehr darüber herauszufinden. Vielleicht würde an dem Abend sogar das Ereignis stattfinden, das wir verhindern mussten!
»Mir kam das Gerücht zu Ohren, der König wolle mit dem Ball davon ablenken, dass es zwischen ihm und seiner Gemahlin nicht zum Besten steht«, warf ich ein, in der Hoffnung, auf diese Weise an mehr Informationen zu kommen.
Der Beamte schaute betrübt drein und kratzte sich an der leicht struppigen Perücke. »Ja, das wird gemunkelt. Aber ich mag nicht daran glauben. Der König schätzt die Königin aufrichtig, und der Maskenball wird zeigen, dass an seiner Hinwendung zu ihr kein Zweifel besteht.«
»Von wem hast du dieses Gerücht denn gehört?«, fragte Sebastiano mich. Er zog die Brauen zusammen, was ihm ein finsteres Aussehen verlieh.
»Das weiß ich nicht mehr«, behauptete ich. Und weil ich fand, dass ein kleiner Seitenhieb gegen seinen intriganten Brötchengeber nicht schaden konnte, fuhr ich fort: »Ich glaube, derjenige, der mir davon erzählte, erwähnte es im Zusammenhang mit Kardinal Richelieu. Soweit ich mich erinnere, soll der Kardinal der Königin nicht gerade wohlgesonnen sein.« Scheinheilig wandte ich mich an den Beamten. »Stimmt das, Monsieur?«
Der Mann wiegte den Kopf und setzte zu einer Antwort an, doch bevor er sie aussprechen konnte, hielt die Kutsche an. Wir waren da. Sebastiano bedankte sich und drückte dem Beamten die vereinbarte Entlohnung in die Hand, worauf dieser uns zum Abschied ein langes, glückliches Leben wünschte.
»Vielen Dank«, sagte ich höflich, während ich mir von Sebastiano, der vor mir ausgestiegen war, aus der Kutsche helfen ließ. Er gönnte dem davonrollenden Gefährt und dem aus dem Fenster zurückwinkenden Beamten keinen Blick, sondern betrachtete mich mit düsterer Miene.
»Wünschst du dir das?«, fragte er.
»Was?«, fragte ich verwirrt zurück.
»Ein langes und glückliches Leben.«
»Natürlich. Jeder tut das.«
»Dann solltest du besser darauf achten, dass die Voraussetzungen dafür erhalten bleiben.«
Wachsam blickte ich ihn an. »Was meinst du damit?«
»Ich denke, das weißt du sehr genau.«
Meine Wangen brannten. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Dann ist wohl jedes weitere Wort überflüssig.« Er verbeugte sich knapp. »Leb wohl, Anna.«
»Warte! Du musst noch deinen Umhang mitnehmen!« Ich nestelte mit klammen Fingern an dem Verschluss herum, doch er winkte ab.
»Behalte ihn. Ich habe noch einen anderen.«
»Sébastien.« Ich hasste die ungewollte Verfremdung seines Namens, fast hätte ich wieder angefangen zu heulen, weil dieses unüberwindliche Hindernis zwischen uns stand. Es war alles so verfahren! Verzweiflung packte mich, dann brach es aus mir heraus: »Können wir nicht einfach wieder normal miteinander umgehen? Ich hasse es, wenn du so bist.«
»Wie bin ich denn?«
»So … abweisend und kalt!« Bittend sah ich ihn an und nahm seine Hände in meine. Dabei merkte ich, wie kalt meine Finger waren, im Gegensatz zu seinen, die sich warm und kräftig anfühlten. Sofort umschloss er mit beiden Händen die meinen, er umfing sie schützend und rieb sie sacht. »Himmel, deine Finger sind die reinsten Eiszapfen!«
»Es tut mir leid«, sagte ich leise.
»Was tut dir leid?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Egal. Was immer dich an mir stört. Alles, wenn du willst.«
In seinem rechten Mundwinkel
Weitere Kostenlose Bücher