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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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penetranten Kardinal, der sie nicht leiden konnte und unbedingt loswerden wollte.
    Ludwig, der schon seit seinem zehnten Lebensjahr König war, ging lieber zur Jagd und traf sich mit seinen Kumpels, während die arme Königin einsam in ihrem Gemach hocken und sich zu Tode langweilen durfte. Und außerdem – das war der springende Punkt bei der ganzen Sache – war Ludwig schwul. Marie drückte es etwas vornehmer aus, sie sagte, der König sei einem Günstling ergeben , aber das änderte nichts an den Tatsachen: Zum Vollzug der Ehe hatte er sich nur mit Mühe und auf Befehl seiner Mutter aufraffen können.
    »Es war eine Katastrophe«, raunte Marie mir zu. »Kein Wunder, dass Frankreich noch immer auf einen Erben wartet!«
    Ich war ein bisschen verwirrt, als ich das hörte, denn ich wusste ja, dass es nach Ludwig dem Dreizehnten einen Ludwig den Vierzehnten gegeben hatte beziehungsweise geben würde – den berühmten Sonnenkönig. Folglich würde der König wohl doch noch mal mit der Königin unter einer Bettdecke landen, auch wenn es bis dahin noch viele Jahre dauern würde – aus meiner Reiselektüre bei Wikipedia war mir in Erinnerung, dass die Königin, die jetzt Mitte zwanzig war, schon stramm auf die vierzig zuging, als sie Mutter wurde.
    »Was ich bloß nicht verstehe – wieso will der Kardinal die Königin unbedingt loswerden?«, erkundigte ich mich bei Marie, als wir am Nachmittag zusammen im Salon saßen und darauf warteten, dass es Abend wurde.
    »Weil sie es gewagt hat, sich zu verlieben!«, rief Marie entrüstet. Rasch sah sie sich um, obwohl niemand außer mir da war. Die Dienstboten hatten allesamt das Haus verlassen, und Opa Henri hatte sich nach dem Mittagessen aufgemacht, um einen alten Freund aus dem letzten Krieg zu besuchen.
    »Damit stört sie Richelieus Sinn für Zucht und Ordnung«, fuhr Marie grollend fort. »Sie widersetzt sich seinen Befehlen, weil sie aus der ihr aufgezwungenen Rolle ausbricht. Das kann ein Machtmensch wie er nicht ertragen. Deshalb setzt er alles daran, Beweise für ihre Untreue zu sammeln. Er will sie öffentlich bloßstellen, sodass der König nicht anders kann, als sie wegen Hochverrats mit dem Tode bestrafen zu lassen.«
    Ich erschauderte. Wie schnell untreue Königinnen einen Kopf kürzer gemacht werden konnten, hatte man ja schon bei Heinrich dem Achten gesehen.
    »Und der König? Wie steht der zu der ganzen Sache? Weiß er, dass die Königin einen anderen liebt?«
    »Ich denke, er will es gar nicht genauer wissen, obwohl er möglicherweise etwas ahnt. Er ist ein sensibler Mann, der viel lieber überhaupt nicht König wäre und die Regierungsgeschäfte daher gerne Richelieu überlässt. Doch das ist gleichzeitig auch das eigentliche Dilemma – er ist zu abhängig von Richelieu. Alles, was Richelieu sagt und tut, betrachtet der König als gottgegeben und verhält sich danach, vor allem, wenn es um seine Stellung als Monarch geht. Offene und unwiderlegbare Beweise für die Untreue seiner Frau könnte der König nicht einfach unter den Teppich kehren, es würde mit Sicherheit eine Anklage geben. Die Königin würde hingerichtet und durch eine neue Gattin ersetzt werden – natürlich eine, die der Kardinal diesmal selbst auswählt, um sie besser manipulieren und unterdrücken zu können. Darauf baut er, darauf zielt seine Taktik.«
    »Und wie genau willst du diese Taktik durchkreuzen?«
    Marie seufzte. »Wenn ich das bloß wüsste! Es ist alles so ein Durcheinander! Nur an einer Sache besteht kein Zweifel: Die Königin liebt den Herzog mehr als ihr Leben.«
    Aha. Ein Herzog. Wenn eine Frau wie die Königin, die als echte Schönheit galt, sich derartig in den Typen verknallt hatte, musste er ein richtiger Traummann sein.
    »Die beiden können nicht ohne einander«, fügte Marie hinzu. »So viel Hingabe, so viel Leidenschaft! Und dabei können sie sich nur unter großen Gefahren treffen. Ständig müssen sie fürchten, dass ihre Liebe entdeckt wird. Richelieus Spione lauern überall! Ach, es zerreißt mir das Herz! Ich kann meine gute Freundin nicht leiden sehen, und deshalb helfe ich, wo es nur geht.«
    Zum Beispiel, indem sie den Liebenden eine verschwiegene Unterkunft für ein Date zur Verfügung stellte. Mittlerweile platzte ich fast vor Neugier und konnte den Abend kaum erwarten.

    Als es dämmerte, zündeten Marie und ich im Haus die Kerzen an. Marie hatte Unmengen von frischen Rosen besorgt, aber statt sie in eine Vase zu stellen, rupfte sie die

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