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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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schlaffe Rosenblätter herum. Der Wein war fast ausgetrunken. Vorsichtig zog ich die Bettdecke zurück – und da war das Taschentuch! Marie hatte ihre Ankündigung wahr gemacht, es war ihr also ernst damit, Sebastiano in Schwierigkeiten zu bringen.
    Beim Anblick des Tuchs überkam mich eine kurze Aufwallung von Trotz. Lass es liegen!, befahl mir eine gehässige kleine Stimme. Soll er ruhig Ärger kriegen, den hat er verdient!
    Es war eine echte Versuchung. Jedenfalls für ungefähr eine Millisekunde. Aber selbstverständlich kam das überhaupt nicht infrage. Er hatte mich verletzt, okay. Es tat immer noch weh. Doch im Grunde war es gar nicht Sebastiano gewesen, der sich so mies benommen hatte. Jedenfalls nicht der Sebastiano, den ich kannte und liebte. Der war er erst wieder, wenn er sein Gedächtnis zurückhatte, und dabei musste ich ihm helfen. Hastig steckte ich das Tuch ein, dann verließ ich auf leisen Sohlen das Haus. Durch die nebelverhangenen Gassen eilte ich schnurstracks in die Rue du Jour. Zu meiner grenzenlosen Erleichterung war Gaston da, auch wenn er alles andere als erfreut war, von mir aus dem Bett geworfen zu werden. Verschlafen hockte er auf seinem Lehnstuhl, in einen seidenen Morgenmantel gehüllt, während der Diener ihm zuerst bestickte Brokatpantoffeln und dann ein paar warme Pasteten brachte. Er fing sofort an zu futtern und schien sich nicht besonders für meine Neuigkeiten zu interessieren, denn mittendrin rief er nach dem Diener, weil er einen Nachschlag wollte.
    »Hörst du eigentlich, was ich dir gerade erzähle?«, fragte ich ihn.
    »Wie?«, brummte er mampfend. »Oh, ja sicher. Die Königin und der Herzog. Das wusste ich allerdings schon. Die Sache mit den Brillanten ist mir aber neu, vielen Dank für die Info.«
    »Es ist genau wie in dem Roman«, hob ich hervor.
    »Welcher Roman? Ach, du meinst Die drei Musketiere . Stimmt, du hast ja letztens davon erzählt. Also, echt jetzt, das halte ich nach wie vor für Quatsch. Dieses Buch ist einfach eine Mischung aus Zufall und Fiktion und Legende. Gewürzt mit einer Prise Realität. Einer kleinen Prise«, betonte er.
    »Ich bin davon überzeugt, dass es mehr als nur eine Prise ist. Es ist wichtig! Für meine Aufgabe, meine ich. Die Königin muss die Brillanten auf dem Ball tragen. Der König wird sie garantiert dazu auffordern. Und Richelieu wird dafür sorgen, dass der Herzog die Brillanten dann nicht mehr hat.«
    »Ah, du denkst, man sollte dafür sorgen, dass dem Herzog die Brillanten nicht geklaut werden, damit er sie der Königin für den Ball wiedergeben kann?«
    »So ungefähr«, sagte ich.
    »Und wie soll das gehen?«
    »Am besten lässt man dem Herzog eine Warnung zukommen. Damit er gut auf die Brillanten aufpasst.«
    »Ein cooler Plan«, räumte Gaston ein.
    »Und du sollst ihn in die Tat umsetzen.«
    Das fand er weniger cool. Verdrossen biss er in eine Pastete. »Wie soll ich das denn bitte schön machen?«
    »Indem du dem Herzog besagte Warnung schickst und außerdem vorsorglich ein paar Leute bezahlst, die ihn vor möglichen Dieben beschützen.«
    »Er ist inkognito in Paris und verlässt kaum das Haus.«
    »Umso besser. Dann lässt er sich viel leichter bewachen.«
    Gaston seufzte. »Gut. Ich schaue, was ich tun kann.« Er musterte fragend meine einfache Kleidung und die wollenen Strümpfe, die unter dem Saum meines schlammverkrusteten Gewands hervorschauten. Die Schuhe, die nicht minder dreckig waren, hatte ich vor Betreten der Wohnung ausgezogen, um das schöne Parkett nicht vollzusauen.
    »Hat die Herzogin von Chevreuse dich nicht neu eingekleidet? Du läufst herum wie eine Magd.«
    »Diese Sachen hier sind bequemer«, entgegnete ich kurz angebunden. Dann kam ich auf den nächsten wichtigen Punkt zu sprechen. »Nach dem Ball müssen wir einen neuen Versuch starten.«
    »Was für einen neuen Versuch?«
    »Nach Hause zurückzukehren.«
    »Oh, sicher.« Gaston nickte trübselig. »Ich habe schon mit dem Alten darüber gesprochen. Er war untröstlich, dass euer Sprung nicht geklappt hat. Ich soll dir sein Bedauern ausrichten. Selbstverständlich wird er rechtzeitig zur Stelle sein, wenn wir es wieder versuchen.«
    »Wo ist er jetzt überhaupt?«
    Gaston zuckte die Schultern. »Unterwegs. Das sind die Alten doch eigentlich immer, oder?«
    Wenn der Alte, der für ihn zuständig war, vom selben Schlag war wie Esperanza, traf das vermutlich zu.
    »War’s das?« Gaston gähnte. »Dann würde ich mich nämlich gerne noch eine Runde

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