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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sich vor den Übergriffen der kriegslüsternen Herrscher schützen …«
    Sie erzählte noch mehr, aber bei mir blieb davon nur hängen, dass der gute George das Collier lieber für geheime militärische Investitionen versilbert hatte, statt es wie versprochen auf dem Herzen zu tragen.
    »Männer«, sagte ich grimmig. Damit war meiner Meinung nach alles ausgedrückt. Als Frau konnte man keinem Kerl trauen.
    Marie sah das offenbar anders. »George liebt die Königin trotzdem sehr.«
    »Dann soll er die Kette wieder auslösen.«
    »Das geht leider nicht. Er hat die Pfandsumme bereits einem Depeschenreiter mitgegeben, der das Geld auf direktem Wege außer Landes befördert.«
    Widerstrebend nahm ich zur Kenntnis, dass sich die Ereignisse ganz anders entwickelten als in dem Roman. Vielleicht hatte Gaston ja doch recht. Andererseits – die Ähnlichkeiten waren immer noch auffällig genug, um für den Ball Schlimmes ahnen zu lassen.
    Marie sprach aus, was ich dachte.
    »Wir müssen verhindern, dass Richelieu die Königin auf dem Ball bloßstellt«, sagte sie.
    »Könnte sie nicht einfach krank werden und nicht hingehen?«
    »Ausgeschlossen. Damit rechnet Richelieu. In diesem Fall würde er den König dazu bringen, der Königin sofort auf den Kopf zuzusagen, was sie mit dem Collier gemacht hat. Dann wäre alles verloren.« Marie schüttelte den Kopf. »Nein, die Königin muss die Brillanten auf dem Ball tragen. Nur dadurch wird es ihr gelingen, den Kardinal ein für alle Mal in die Schranken zu weisen – indem sie ihn vor dem König als gehässigen Denunzianten entlarvt. Und wir müssen ihr das Collier bis dahin beschaffen.«
    »Aber wie?«
    »Indem wir es selbst auslösen.«
    »Braucht man dazu denn nicht einen Pfandschein oder so was? Ganz zu schweigen von einer Menge Geld.«
    »Ich habe beides. George hat mir den Schein überlassen, und das Geld steuere ich selbst bei. Er gibt es mir zurück, sobald er wieder flüssig ist.«
    Und morgen lernen die Kühe fliegen, dachte ich. Aber natürlich behielt ich meine sarkastische Prognose für mich.
    »Wir können also alles noch retten«, fuhr Marie fort. »Allerdings bin ich dafür auf deine Hilfe angewiesen.«
    »Du kannst auf mich zählen. Was soll ich tun?«
    »Das Collier abholen. Ich habe dem Pfandleiher eine Botschaft geschickt, er weiß Bescheid. Selber hinzugehen wage ich nicht, denn mittlerweile lässt Richelieu auch mich beschatten. Er hat gleich mehrere Leute auf mich angesetzt. Ich habe es gemerkt, als ich heute bei George war.«
    »Das kriege ich hin«, sagte ich, deutlich optimistischer, als ich mich fühlte. »Wann soll’s denn losgehen?«
    »Heute Abend, nach Einbruch der Dämmerung.«

    Wir gingen das Unternehmen an wie das A-Team, mit anderen Worten, absolut generalstabsmäßig. Marie schleppte Opa Henri ins Theater, wodurch sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlug – sie löste ihr Versprechen gegenüber Cécile ein und sorgte gleichzeitig dafür, dass Richelieus Wachhunde von der Bildfläche verschwanden. Aus dem Fenster im Obergeschoss konnte ich sehen, wie mindestens drei Reiter der Kutsche in kurzen Abständen folgten und sich dabei kaum bemühten, in Deckung zu bleiben. Einen von ihnen kannte ich sogar – es war Jacques. Oder Jules. Auf jeden Fall einer von beiden. Aber welcher auch immer es war, er würde einen sehr langweiligen Abend vor dem Hôtel de Bourgogne erleben. Vielleicht durfte er auch in die Vorstellung gehen, dann würde er sich eben drinnen langweilen, abgesehen von den Szenen, in denen Cécile im durchsichtigen Hemd auftrat.
    Als die Luft rein war, machte ich mich ausgehfertig. Zuerst stand eine unverfängliche Besorgung auf dem Plan, um herauszufinden, ob ich ebenfalls unter Beobachtung stand. Zu diesem Zweck ging ich mit Minette – das Gesinde war mittlerweile wieder vollzählig zurück – zum Schneider, um ein Kleid abzuholen.
    »Es ist dein Kleid für den Ball«, hatte Marie geheimnisvoll verkündet. »Ich habe in der Schneiderei Bescheid geben lassen, dass es heute Abend abgeholt wird. Aber du darfst es dir noch nicht anschauen, das verbiete ich! Es soll eine Überraschung werden, und ich möchte dein Gesicht sehen, wenn du es zum ersten Mal betrachtest! Versprich mir, dass du es nicht auspackst!«
    Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie mir extra ein neues Kleid nähen lassen wollte. Wie sich herausstellte, hatte sie es bei Philippes Vater in Auftrag gegeben. Es lag bereits fertig verpackt auf der Ladentheke, als ich mit

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