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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Königin! Ich wusste sofort, dass sie es war, obwohl sie tief verschleiert war, so wie vorhin bei ihrer Ankunft. Sie eilte zu einer wartenden Sänfte und sah sich immer wieder verstohlen um. Gleich darauf erschien George unten vor dem Haus. Er hielt einen gewissen Sicherheitsabstand ein, aber für Eingeweihte war sofort zu sehen, wie die beiden zueinander standen – die Königin warf ihm eine Kusshand zu, und er warf eine zurück. Dann verschwand er unter den Arkaden, und die Königin stieg eilig in die Sänfte, die von zwei kräftigen Dienern angehoben und davongetragen wurde. Gleich darauf war der Platz leer, als sei nichts gewesen. Doch jener eine Moment, in dem die Königin und George ihrer Liebe so spontan Ausdruck verliehen hatten, ließ sich nicht ungeschehen machen. Und Sebastiano hatte alles genau gesehen.
    Er drehte sich zu mir um. Ich machte gar nicht erst den Versuch, so zu tun, als hätte die Szene auf dem Platz keine Bedeutung gehabt. Unter seinem ausdruckslosen Blick wurde mir elend zumute, ich senkte beschämt den Kopf.
    »Darum hast du mich also mit zu dir heraufgenommen«, sagte er. Es klang sachlich. »Um mich davon abzulenken, was sich die ganze Zeit in diesem Haus abgespielt hat. Wie überaus raffiniert und berechnend.«
    »Das ist nicht wahr! Es war nicht berechnend. Jedenfalls nicht nur. Ich habe … ich wollte mit dir zusammen sein! Das wollte ich wirklich!« Voller Verzweiflung blickte ich ihn an. Dann trat ich die Flucht nach vorn an und beschloss, ab sofort rückhaltlos ehrlich zu sein.
    »Du musst versuchen, sie zu verstehen!«, sagte ich beschwörend. »Der König kann sie nicht glücklich machen, und sie ihn auch nicht. Du weißt bestimmt von seinen wahren Neigungen, oder? Behaupte nicht, dass es nicht stimmt! Warum also darf sie nicht lieben, wen sie will? Sie schadet damit doch keinem! Sie hat ein Recht auf Liebe! Jeder Mensch hat das!« Um ihm zu beweisen, dass ich mit offenen Karten spielte, fuhr ich eindringlich fort: »Der Kardinal will diese Geschichte nur für seine eigenen Zwecke ausnutzen. Die Gefühle anderer Menschen interessieren ihn überhaupt nicht. Ihm geht es allein um seine Macht. Er manipuliert die Leute! Dich auch, Sebastiano!« Wieder kam es als Sébastien heraus. Es gab mir einen Stich, aber ich ließ mich nicht beirren. »Nur, damit du siehst, wie hinterhältig er vorgeht: Er wird den König überreden, die Königin unter Druck zu setzen, dass sie auf dem Maskenball ihre Brillanten trägt. Er will sie damit bloßstellen!«
    »Wieso wäre das eine Bloßstellung?«
    »Weil sie die Kette nicht mehr hat.«
    Sebastiano zog sofort die richtigen Schlüsse daraus. »Sie hat sie George Villiers als Liebespfand gegeben, was?« Es klang spöttisch, und ich konnte ein leises Unbehagen nicht unterdrücken. Er hatte die ganze Zeit gewusst, wer der Liebhaber der Königin war, und durch mich wusste er jetzt auch, dass sie George das Collier geschenkt hatte. Falls Sebastiano morgen früh mit dieser Info zum Kardinal rannte und ihm praktischerweise auch gleich die dazu passende Bloßstellungsmethode empfahl, ging das allein auf mein Konto. Es sei denn, ich könnte ihn davon überzeugen, dass er auf der falschen Seite stand. Wenn es wirklich meine Aufgabe war, die Königin vor den bösartigen Intrigen des Kardinals zu bewahren, musste ich Sebastiano dazu bringen, sich sozusagen in d’Artagnan zu verwandeln. Dafür musste ich ihm vollständig reinen Wein einschenken.
    »Du solltest dich ebenfalls vor dem Kardinal hüten«, erklärte ich. »Er würde ohne Skrupel auch dich anklagen, wenn es seinen Interessen dient.«
    »Wie kommst du auf diese absurde Idee?«
    »So absurd ist sie nicht. Es würde vermutlich zu unerwünschten diplomatischen Verwicklungen führen, wenn Richelieu einen einflussreichen Herzog beschuldigt, eine Affäre mit der Königin zu haben. Dagegen würde ein einfacher, aber gut aussehender Musketier sich viel besser für solch eine Anklage eignen. Du wärest genau das richtige Bauernopfer, vor allem, wenn die Beweise dazu passen.«
    »Von welchen Beweisen sprichst du?«
    »Marie will dafür sorgen, dass ihm dein Taschentuch zugespielt wird. Du hattest es neulich hier vergessen.«
    Sebastiano verstand sofort. »Eine hübsche Erpressung.« Seine Stimme klang eisig. »Wenn mich das davon abhalten soll, dem Kardinal zu berichten, was ich heute in Erfahrung gebracht habe, so hättest du dir die Mühe sparen können.«
    »Es sollte keine Erpressung sein!« Entsetzt sah

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