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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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endlich mit dem Essen fertig zu werden. Auf einmal drängte es mich, so schnell wie möglich zu verschwinden. Nicht nur von dem Campo , 3 auf dem Matthias und ich unser kleines Picknick veranstalteten, sondern am besten gleich aus der Stadt.
    Beunruhigt von dieser merkwürdigen Anwandlung blickte ich auf.
    In diesem Moment sah ich ihn zum ersten Mal.

    Er zog alle Blicke auf sich, als er näher kam, nicht nur meine. Das lag nicht etwa an seinem Aussehen – okay, er sah toll aus, ganz ohne Frage –, sondern daran, dass er im Begriff war, mit einem anderen Typ eine Prügelei anzufangen.
    Beide waren ungefähr im selben Alter, schätzungsweise zwanzig, und sie brüllten sich gegenseitig an, was das Zeug hielt. Als das nicht mehr reichte, begannen sie, einander zu schubsen.
    Der eine, von dem ich kaum die Blicke wenden konnte, war lässig gekleidet, fast abgerissen, mit schäbigen Jeans, schmutzigen Turnschuhen und einem schwarzen T-Shirt, auf dem in Großbuchstaben I’m the original Winner stand. Seine Haare waren dunkel und lockig und eine Spur zu lang und sogar aus einigen Metern Entfernung war zu sehen, wie unglaublich weiß seine Zähne waren. Zusammenhanglos dachte ich: Mit seinen Klamotten hält dieser Winner es nicht so genau, aber auf seine Zähne lässt er nichts kommen.
    Der andere war ein Stück kleiner, aber dafür stämmiger gebaut. Und er wirkte deutlich aggressiver. Erst recht, als er auf einmal ein Messer aufschnappen ließ.
    Eine Frau sah es und schrie entsetzt auf. Dann merkten es auch andere und erregtes Stimmengewirr setzte ein. Ich hielt die Luft an, während immer mehr Passanten stehen blieben und gafften.
    Die beiden Typen schrien sich unentwegt an, bis der Stämmige mit dem Messer in die Luft stach und sich dem Lockigen drohend näherte. Der wiederum wich keinen Schritt zurück, sondern breitete die Arme aus, als wolle er seinen Kontrahenten auffordern, es doch einfach zu versuchen.
    »Scheiße aber auch«, sagte Matthias erschrocken. »Der sticht ihn gleich ab! Wir sollten die Polizei rufen!«
    Der Stämmige holte mit dem Messer aus und alles, was danach folgte, geschah so schnell, dass man es kaum richtig mitkriegte. Blitzartig packte Winner den Arm des anderen und drehte ihn herum, worauf das Messer in hohem Bogen durch die Luft flog. Gleichzeitig sprang er hoch und trat dem Stämmigen gegen das Knie, worauf dieser ächzend zusammenknickte und fluchend auf dem Pflaster hocken blieb.
    Der Lockige machte dem Aufdruck auf seinem T-Shirt alle Ehre. Er hob den Kopf und blickte kurz, aber siegesbewusst in die Runde. Dabei traf sein Blick auf meinen und abermals hielt ich die Luft an. Seine Augen waren fast unwirklich blau und wenn man sich nicht in Acht nahm, konnte man für alle Ewigkeit darin versinken. Das Jucken in meinem Nacken war plötzlich so stark, dass es kaum noch auszuhalten war.
    »Kennst du den Typ?«, raunte Matthias mir zu. »Wieso starrt der dich so an?«
    Vielleicht, weil ich ihn so anstarrte? Ich brachte keinen Ton heraus.
    Dann war der Moment vorbei. Winner hob das Messer seines Gegners auf, klappte die Klinge ein und marschierte davon.

    Matthias’ Mutter war eine gertenschlanke, hochgewachsene, nordisch blonde Schönheit mit eisblauen Augen und einer Haut wie Porzellan. Als ich sie das erste Mal sah, fand ich, dass sie wie eine Filmschauspielerin aussah. Ich wusste zwar nicht, welche, aber auf alle Fälle eine berühmte. Kein vernünftiger Mensch wäre auf die Idee gekommen, Matthias könne ihr Sohn sein. Allenfalls ging er als ihr Kofferträger durch. Vor drei Tagen, als die Familie Tasselhoff im Hotel eingecheckt hatte, war er schwer beladen hinter seiner Mutter hergedackelt, in der Rechten ihre Kosmetikbox, in der Linken ihren Koffer und unterm Arm eine Reisetasche, alles in demselben edlen türkisfarbenen Leder, passend zu Frau Tasselhoffs Kostüm.
    Dann betrat Herr Tasselhoff mit dem restlichen Gepäck die Lobby und sofort war klar, dass er Matthias’ Vater war. Er sah genauso aus wie Matthias, nur etwas größer und etwas dicker und mit Brille. Betont langsam sagte er: »Wir hier Zimmer gebucht, per favore . Dop-pel-zim-mer. Mit Zu-stell-bett. You capito?«
    »Unter welchem Namen bitte?«, fragte die Empfangsdame in perfektem Deutsch zurück.
    »Äh … Ach so. Ähm … Ja. Unter Eheleute Heinrich Tasselhoff. Nebst Sohn.«
    Frau Tasselhoff lächelte dazu, als sei es völlig normal, dass sie als Teil der Eheleute Heinrich Tasselhoff keinen eigenen Vornamen

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