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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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grimmig.
    Unruhig blickte er in die Dunkelheit. »Wir müssen weiter. Die Nacht hat Augen und Ohren.«
    »Da ist niemand«, sagte ich nach kurzem Lauschen.
    »Darin besteht ja gerade die Gefahr. Man wähnt sich sicher und gleich darauf hat man den Dolch an der Kehle.«
    Ich erschauderte, doch dann kam ich dahinter, was er bezweckte. »Du willst mir Angst einjagen«, sagte ich. »Aber daraus wird nichts. Finde dich damit ab, mich mitzunehmen. Egal, wie viele Killer du zwischendurch umlegen musst.«
    »Wie es aussieht, muss ich das wohl wirklich.«
    »Killer bekämpfen?«
    »Nein, dich mitnehmen. Die Killer kommen später dran.«
    Das brachte mich zum Kichern. Angesichts meiner bedenklichen Lage hätte ich nicht vermutet, schon so bald wieder über einen Witz lachen zu können, egal wie gut er war. Dass es gar kein Witz war, sollte ich erst später begreifen.

    Wir eilten durch die Nacht wie zwei Schatten, wobei es mir diesmal wesentlich leichter fiel, Schritt zu halten, als noch vor zwei Wochen. Die Schuhe waren inzwischen eingelaufen und ich kannte die Gegend besser. Vor allem aber war ich fest entschlossen, mich nicht abhängen zu lassen. Ich war nicht sicher, ob ich Sebastiano trauen konnte. Er verfolgte Pläne, die ich nicht kannte. Und er hatte einen höchst zwielichtigen Job – was noch wohlwollend ausgedrückt war. Aber er wusste, wie man durch die Zeit reiste. Ich wollte alles darüber herausfinden, deshalb würde ich an ihm kleben wie Kaugummi.
    »Wohin bringst du mich?«
    »Keine Sorge, nicht zu Matilda. Heute Nacht schlafen wir bei einer Bekannten und morgen … mal sehen. Ich muss mir noch was überlegen. Es muss ein Ort sein, wo man dich besser im Auge behalten kann.«
    »Also, das finde ich übertrieben«, widersprach ich. »Alle finden mich sehr vernünftig für mein Alter.« Einschränkend fügte ich hinzu: »Na gut, ich habe Vanessa gemailt, dass sie ihrem Ex einen Sticker auf sein Motorrad kleben soll, auf dem Achtung, Alki auf Achse steht.« Ich dachte kurz nach. »Streng genommen habe ich das noch gar nicht gemacht. Erst in über fünfhundert Jahren.«
    »Es geht nicht um irgendwelche künftigen Streiche, sondern um den Grund deines Hierseins.«
    »Soll das etwa heißen, es gibt einen? Ich dachte, das wäre ein blöder Zufall!«
    »Das hoffte ich auch die ganze Zeit. Aber die Maske beweist das Gegenteil. Du bist aus einem bestimmten Grund hier.«
    »Was genau soll das bedeuten?« Sarkastisch hob ich die Hand. »Warte. Ich wette, dass du nicht darüber sprechen kannst.«
    »Im Gegenteil. Ich muss sogar darüber sprechen. Du bist hier, um ein Ereignis zu verhindern.«
    »Echt?« Ich war verblüfft. »Du weißt nicht zufällig, welches?«
    »Nein. Aber es ist eines, das über die Zukunft entscheidet. Und dabei geht es auch um dein eigenes Leben, denn wenn du das Falsche tust, kannst du nicht zurück. Oder noch schlimmer: Du bist tot.«

    Ich brauchte eine Weile, um den Schreck über diese Auskunft zu verdauen. Trotzdem hatte ich noch ungefähr tausend weitere Fragen, unter anderem, warum ich tot wäre, wenn ich das Falsche tat, doch Sebastiano sagte zu meinem Verdruss, darüber könne er nicht sprechen. Außerdem wäre es sowieso besser, im Moment nicht so viel zu reden.
    »Du meinst, weil hier überall Gefahren lauern?«, fragte ich zweifelnd.
    »Nein, weil ich hundemüde bin und bloß noch ins Bett will. Ich habe nicht nur diese, sondern auch die letzte Nacht nicht geschlafen.«
    Das warf sofort neue Fragen auf, zum Beispiel, ob er letzte Nacht wegen einer dringenden Zeitpatrouille nicht ins Bett gekommen war.
    Wir durchquerten die Stadt in östlicher Richtung, was ich daran merkte, dass der Himmel hier heller wurde, da die Sonne langsam aufging.
    Irgendwann hatten wir unser Ziel erreicht. Sebastiano blieb vor einem großen Haus stehen und betätigte den Türklopfer.
    Ich spähte an der Fassade hoch. Im schwachen Licht der aufziehenden Morgendämmerung konnte man zwar nur die Umrisse sehen, aber es war zu erkennen, dass es sich um einen ziemlich vornehmen Bau handelte.
    »Das ist ein Palazzo«, sagte ich.
    »In dieser Zeit nennt man nur den Dogenpalast so.« Sebastiano bediente erneut den Türklopfer.
    Die Tür ging knarrend auf und vor uns stand der Einäugige von der roten Gondel. Er trug ein Windlicht, das seinem Gesicht mit der Augenklappe einen dämonischen Anstrich verlieh.
    »Na so was«, sagte er. »Da konnte wohl jemand nicht nach Hause.«
    »Sie hatte beim ersten Durchgang eine Maske

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