Zeitfinsternis
Attila gleich, was die Leute dachten oder sagten, obwohl er sich wünschte, jemanden zu haben, mit dem er darüber sprechen konnte. Er hatte aber niemanden. Seine Mätressen nicht, seine Frau auf keinen Fall, auch nicht sein neuer Zauberer. Mit Fell hatte er wenigstens jemanden gehabt, bei dem er sich Rat holen konnte, jemanden, dem er ab und zu vertrauen konnte. Das war bei dem Neuen nicht der Fall, dieser Ex-Hofnarr, der ihm seinen Namen nicht geben wollte. Wenn Fell noch dagewesen wäre, wäre die Sache anders verlaufen. Der König dachte daran, wie der Zauberer ihn gerettet hatte, als fast alle anderen Opfer dieser…
Er unterbrach sich mitten in seinen Gedanken. Vielleicht war es überhaupt nicht vorgesehen gewesen, daß er damals starb… oder jetzt. Die geschwänzten Teufel hatten keinen Versuch unternommen, ihn zu verletzen, und er konnte sich nicht daran erinnern, daß sie versucht hatten, ihn aufzuhalten, als er hinausgerannt war. Und doch –, hatte nicht einer von ihnen Fell umgebracht? Dafür hatte er zwar nur die Aussage dieses Emporkömmlings, des ehemaligen Hofnarren, aber wie sollte man seinen Tod sonst erklären? Plötzlich kam ihm die Idee, daß wahrscheinlich ein Zauberer einen anderen umbringen konnte, genau wie dies zwischen normalen Menschen möglich war.
Das half ihm alles nicht weiter. Aber angenommen, der Zauberer hatte gesehen, wie ein Dämon Fell umgebracht hatte: Wie sonst konnte er von ihrer Existenz wissen? Oder gehörte das zu den Dingen, die jeder Zauberer wußte?
Immer noch kein Anhaltspunkt. Seine Überlegungen führten ihn auf eine elliptische Bahn – sie schossen wild los, brachten ihn aber dann wieder zum selben Punkt zurück. Immer und immer wieder im Kreis, in ewig wiederkehrender Wiederholung.
Die Teufel mußten von der gleichen Stelle gekommen sein wie die Zwerge und die Riesen – von irgendwoher waren sie aufgetaucht. Welchem Zweck aber dienten sie? Seine Armee war vernichtet worden, genau wie die Streitmacht der Lothringer. War es das, was sie vorgehabt hatten? Und was war mit den Dämonen? Sie hatten ihn nicht getötet oder auch nur verletzt. Sollte das eine Art Warnung sein? Was hatte das alles zu bedeuten?
Er weiß, daß er mehr Fragen stellen mußte; M ASCHINE sagt ihm sonst nichts. Was könnte er sonst noch vergessen haben? Das war jetzt zweimal passiert. Zweimal, soweit er sich erinnern konnte.
Oder vielleicht nicht?
Die gleichen bohrenden Zweifel, die ihn in der letzten Zeit gequält hatten, lassen ihm auch jetzt keine Ruhe. Kann er M ASCHINE vertrauen? Und wenn nicht, bliebe ihm nichts, worauf er sich verlassen könnte. Möglicherweise hat ihm M ASCHINE ja von Fells Tod und den Affen berichtet, die Attilas Schlafzimmer bevölkert hatten. Möglicherweise aber auch nicht. Vielleicht hat er selbst es M ASCHINE nicht berichtet, und sie deckt das aus irgendeinem Grund. Aus welchem Grund aber?
Für Erster hat Zeit keine Bedeutung. M ASCHINE sagt ‚gestern’ und meint damit eine Zeitspanne, die ungefähr vierundzwanzig Stunden zurückliegt. Alle anderen unter der Oberfläche haben dieselbe Zeitrechnung wie die über ihr. Sehr wenige nur sehen die Sonne, aber sie werden alle von ihr beherrscht.
Der Mann weiß das. Das ist nicht die Art Gegenstand, mit dem sein Gedächtnis ihm Streiche spielt. Er weiß auch genau, was ein Affe ist – ein ausgestorbenes Tier, das bestimmte Teile der Welt bewohnt hat, in denen es nun kein Leben mehr gibt, weder Tiere noch Pflanzen. Ausgestorben, ja. Sie konnten also nicht echt gewesen sein. Androiden, oder wie auch immer dies bei niederen Lebewesen heißt. Wie die anderen: Zulus und Pygmäen. Menschen aus Afrika. Afrika: eine Landmasse südlich von Europa. Als es noch ein
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