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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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sei­nen Kopf zu be­we­gen – die Hand­voll Wacht­pos­ten, den neu­en Ho­f­arzt, Bi­schof La­marck, Pi­er­re, Haupt­mann Pe­ri­er, die Frau –, wäh­rend er ver­such­te, ei­ne Ent­schei­dung zu tref­fen. Es war nicht leicht, Herr­scher zu sein. Sei­ne Au­gen ver­harr­ten bei der Frau. Er wuß­te nicht, wer sie war. War sie mit dem Haupt­mann her­ein­ge­kom­men? Er hielt das für wahr­schein­lich. Aber warum hat­te man ihr er­laubt her­ein­zu­kom­men…Was woll­te sie…Warum starr­te sie ihn so an? Er fuhr sich ner­vös mit der Zun­ge über sei­ne tro­ckenen Lip­pen. Mit Frau­en hat­te er nie viel zu tun ge­habt; sei­ne Mut­ter hat­te man in ein Klos­ter ver­frach­tet, so­bald es so schi­en, als wür­de der Er­be, den sie pro­du­ziert hat­te, am Le­ben blei­ben. Dann war da na­tür­lich ein al­tes Kin­der­mäd­chen ge­we­sen, hin­zu ka­men die Dienst- und Putz­mäg­de, ganz zu schwei­gen von den Ge­spie­lin­nen sei­nes Va­ters. Er hat­te im­mer nur Pi­er­re zum Spie­len ge­habt, und er wuß­te, daß er reif für Bes­se­res war.
    Er wink­te läs­sig mit sei­nem lin­ken Arm. „Bringt ihn weg“, sag­te er zu den Wa­chen.
    Sie folg­ten sei­nem Be­fehl. Das hieß, daß Haupt­mann Pe­ri­er jetzt ihr Pro­blem war. Viel­leicht wür­den sie ihn in ein tie­fes Ver­lies im Kel­ler wer­fen, oder viel­leicht wür­den sie ihn auch nur auf die Stra­ße sto­ßen.
    Der Kö­nig sah sich um. „Laßt uns al­lein“, be­fahl er al­len, die noch üb­rig wa­ren; es war of­fen­sicht­lich, wer mit dem ,uns’ ge­meint war.
    Er sah die Frau an, und die Frau sah ihn an.
     
     
    „Die Be­ob­ach­ter, die Fells Tod ge­mel­det ha­ben, müs­sen doch wis­sen, wer ihn um­ge­bracht hat.“
    „Sie ha­ben At­ti­las Hof­nar­ren im Ver­dacht, der ei­ner von den we­ni­gen war, die dem Massa­ker der Schlacht ent­kom­men sind.“
    Ers­ter und M ASCHI­NE .
    „Was soll ich jetzt ma­chen? Was ha­be ich ge­macht?“
    „Nichts.“
    „Nichts? Warum?“
    „Wenn er be­ob­ach­tet wird, ver­rät er sich viel­leicht. Es scheint, daß er mit dem Mas­sen­mord et­was zu tun hat.“
    „Und was dann?“
    „Ich ver­fü­ge noch nicht über die­se In­for­ma­ti­on.“
    „Hmmmm.“
    M ASCHI­NE und Ers­ter.
     
     
    Er war in ei­ner üb­len Stim­mung. Die Frau war weg. Er dach­te von ihr noch im­mer als Frau, ob­wohl er wuß­te, daß sie nur ein paar Jah­re äl­ter als er war. Viel­leicht hat­te es da­mit zu tun, daß er von sich selbst nicht als Mann dach­te, über­leg­te er. Aber er war Kö­nig, oder et­wa nicht? Und bei ihr hat­te er sich auf je­den Fall wie ein Mann be­nom­men. Aber warum war sie von ihm weg­ge­gan­gen? Wo­hin war sie ge­gan­gen?
    … und was küm­mer­te es ihn schon? Na­po­le­on XV. konn­te je­de Frau ha­ben, die er woll­te. Er brauch­te sie nicht. Er konn­te je­de ha­ben. Je­de…
    Aber das war nicht das­sel­be ge­we­sen. Er wuß­te, daß je­ne, die nach­her ge­kom­men wa­ren, ihn aus­ge­lacht und ver­spot­tet hat­ten. Sie hat­ten ihn wie ein zwar an­ma­ßen­des, aber un­fä­hi­ges Kind be­han­delt. Und doch war er ihr Kö­nig, und sie hat­ten zu ma­chen, was er ih­nen sag­te. Aber es war nicht das­sel­be ge­we­sen.
    Um sei­ne Pro­ble­me noch zu ver­grö­ßern, gab es da den neu­en Zau­be­rer.
    So war es ge­sche­hen:
    Der Kö­nig saß auf sei­nem Thron, wie Kö­ni­ge das so zu tun pfle­gen, wäh­rend ei­ne An­samm­lung von Her­um­ste­hen­den und Bitt­stel­lern dar­auf war­te­ten, daß er ih­nen sei­ne Auf­merk­sam­keit wid­me­te.
    Da es aber der Tag nach der ers­ten Nacht war, in der die Frau nicht in sei­nem Bett ge­schla­fen hat­te, war er mit sei­nen Ge­dan­ken nicht bei der Sa­che. Na­po­le­on spiel­te sei­ne Rol­le gut, und sei­ne Wa­chen schaff­ten re­gel­mä­ßig je­den weg, der ver­such­te, den Kö­nig oh­ne Er­laub­nis an­zu­spre­chen. Das Glei­che ver­such­ten sie auch mit dem Neu­an­kömm­ling.
    Spä­ter sag­te man, der Mann sei plötz­lich aus dem Nichts vor dem Thron er­schie­nen, ob­wohl es wahr­schein­li­cher sein dürf­te, daß er durch den Ein­gang zum Au­di­enz­saal her­ein­ge­kom­men war und sich durch die Loth­rin­ger hin­durch­ge­drängt hat­te, die dort ver­sam­melt wa­ren.
    „Eu­er

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