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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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Samt­be­hang hoch, der die an­gren­zen­de Wand be­deck­te. All­mäh­lich er­schie­nen im­mer mehr von ih­nen, spa­zier­ten see­len­ru­hig in dem kö­nig­li­chen Schlaf­zim­mer um­her, wäh­rend der ers­te auf sei­nem herr­schaft­li­chen Sitz hocken blieb.
    At­ti­la schloß die Au­gen und öff­ne­te sei­nen Mund, um einen ein­zi­gen lan­gen, durch­drin­gen­den, heu­len­den Hil­fe­schrei aus­zu­sto­ßen.
    „Af­fen?“ fragt Ers­ter den Wäch­ter, des­sen Bild auf M ASCHI­NES Schirm er­scheint.
    „Ja. von ir­gend­wo­her, wie die­se An­dro­iden. Sie ha­ben ihm nichts ge­tan.“
    Ers­ter sagt nichts, und der Be­ob­ach­ter fragt, ob das al­les sei. Es ist al­les, und der Schirm wird dun­kel.
    Ei­ne lan­ge Pau­se.
    „Ich ha­be es nicht ge­wußt. Du hast mir da­von nichts er­zählt.“
    „Ich ha­be da­von er­zählt“, sagt M ASCHI­NE . „D U hast es be­rich­tet, und ich ha­be es dir er­zählt.“
    „Ich er­in­ne­re mich nicht dar­an“, sag­te er lang­sam und schüt­telt den Kopf. „Wann?“
    „Ges­tern.“
    Ers­ter geht durch das Zim­mer; M ASCHI­NE folgt ihm.
     
     
    Nie­mand konn­te es über­ra­schen, daß At­ti­la in die­ser Nacht nicht viel schlief. Nor­ma­ler­wei­se be­stand er dar­auf, daß sei­ne Mä­tres­sen in ei­nem an­de­ren Bett schlie­fen. Hier aber han­del­te es sich schließ­lich um einen Not­fall. Ei­ne von ih­nen mach­te ihm wi­der­wil­lig Platz und dreh­te ihm dann den Rücken zu. Das Zim­mer war von Dut­zen­den von Ker­zen hell er­leuch­tet, und an der Wand stan­den sechs be­waff­ne­te Män­ner mit ge­zo­ge­nen Schwer­tern oder ein­ge­leg­ten Pfei­len.
    So­bald ei­ne von den Pa­last­wa­chen die Tür auf­ge­ris­sen hat­te, war At­ti­la auf­ge­sprun­gen und ge­flo­hen. Der Sol­dat hat­te hin­ter ihm die Tür zu­ge­wor­fen, und jetzt wur­de sie von ei­nem wei­te­ren hal­b­en Dut­zend be­wacht, wäh­rend dop­pelt so vie­le in dem Gar­ten un­ten pa­trouil­lier­ten. Der Kö­nig hat­te be­schlos­sen, sei­ne Trup­pen nicht eher an ih­re ei­gent­li­chen Stand­orte oder in die Ka­ser­nen zu­rück­zu­schi­cken, bis es hell wur­de.
    Der Zau­be­rer kam, aber erst, als er ge­ru­fen wur­de, und zu je­nem Zeit­punkt hat­te At­ti­la schon das Bett ge­wech­selt.
    „Was gibt es?“ frag­te der Mann.
    „Ich bin an­ge­grif­fen wor­den, das gibt es. Hun­der­te von den schwar­zen Dä­mo­nen wie je­ner, der Fell ge­tö­tet hat, ha­ben mich an­ge­grif­fen. Hast du nicht ge­sagt, ich sei si­cher?“
    „Wißt Ihr das ge­nau?“
    „Si­cher weiß ich das ge­nau. Hältst du mich für einen Idio­ten?“
    „Ich se­he mir das mal an“, sag­te der Zau­be­rer, und bei sei­ner Rück­kehr er­gänz­te er: „Da ist nichts.“
    „Hast du viel­leicht ge­dacht, sie wür­den da­blei­ben?“ frag­te der Kö­nig. „Ist nicht der ers­te auch ver­schwun­den, wäh­rend du zu­ge­se­hen hast?“
    Der Zau­be­rer nick­te. „Das schon, Eu­er Ma­je­stät, aber…“
    „Nichts aber. Geh jetzt. Mor­gen spre­chen wir noch mal über die Sa­che. Laß mich al­lein.“
    Der Kö­nig wur­de nicht al­lein ge­las­sen. Da wa­ren noch die Wa­chen, und au­ßer­dem gab es da die jun­ge Frau an sei­ner Sei­te. Sie hieß Gre­ta und ge­hör­te zu den Über­le­ben­den der Schlacht. Sie war jetzt schon lan­ge da. Die Art, wie Gre­ta ihn bei sei­ner An­kunft be­grüß­te, deu­te­te dar­auf hin, daß sie schon zu lan­ge da war. Es hat­te den An­schein, als wür­de sie sich für ei­ne stän­di­ge Ein­rich­tung, ein un­ent­behr­li­ches Mit­glied des Pa­last­per­so­nals, hal­ten. Da muß­te er wohl et­was un­ter­neh­men.
    Wahr­schein­lich glaub­te ihm nie­mand; sie dach­ten al­le, er ha­be einen Alp­traum ge­habt. Der Kö­nig aber wuß­te, daß das nicht der Fall war, und si­cher wuß­te dies auch der Pos­ten, der auf sei­nen Schrei hin ins Zim­mer ge­kom­men war. Oder hat­te der Sol­dat die Teu­fel auch nicht ge­se­hen? Hat­te er wirk­lich in das Zim­mer hin­ein­ge­schaut, als At­ti­la her­aus­rann­te? Oder wür­de auch er die Ge­schich­te ver­brei­ten, der Kö­nig wer­de ver­rückt – ver­folgt von Geis­tern, die sei­ner ei­ge­nen ver­zerr­ten Phan­ta­sie ent­sprun­gen wa­ren? Es war

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