Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)
verbergen. Er stellte sich als Alexandre Charlerois, Marquis de Fontainebleau, vor und ich nannte ihm meinen Namen. Ich pflegte ihn gesund und wir verliebten uns ineinander. Vier Wochen später haben wir geheiratet.«
Ganz hingerissen von ihrer Erzählung sah ich Maddy an. »Und es stört ihn nicht, dass du ein Vampir bist?«
Maddy schüttelte den Kopf. »Nein. Unglaublich, nicht wahr? Er weiß, dass ich mich nur von Tieren ernähre und er sagt, meine Fähigkeiten machen mich für ihn nur umso bezaubernder. Franzosen sind anscheinend tatsächlich etwas exzentrisch.«
Sie begann zu lachen und ich stimmte mit ein.
Dann runzelte ich die Stirn. »Aber Maddy! Er wird mit der Zeit altern und du …«
Sie seufzte und sah auf ihre im Schoß gefalteten Hände. »… und ich nicht. Ich weiß. Ich habe darüber auch schon lange nachgedacht und ihn schließlich gefragt, ob er möchte, dass ich ihn verwandele, obwohl mir nicht wohl dabei war. Aber er lehnte ab. Er nahm mich in den Arm und erklärte mir, dass es besser sei, wenn er bleibt, was er ist.«
Ich setzte mich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern. »Kommst du damit zurecht?«, fragte ich leise.
Sie blickte auf und sah mich lächelnd an. »Aber natürlich. Ich liebe ihn über alles. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn er alt und grau sein wird.«
»Aber jetzt haben wir genug von mir geplaudert!«, erklärte sie dann energisch. »Erzähl mal, wie es dir in den vergangenen Jahren ergangen ist! Wie war es in London? Hat sich dort viel verändert? Und was hat dich dann bewogen, hierher zu kommen?«
Es stellte sich heraus, dass Maddy bereits von anderen Einwanderern von der Großen Pestepidemie und dem Großen Brand in London gehört hatte und sie vernahm nun mit Bestürzung von mir, wie groß das Ausmaß der Zerstörung durch das Feuer in der City gewesen war. Ich erzählte ihr auch, wie ich Giles wiedergetroffen und mich in ihn verliebt hatte, und sie nickte erleichtert, als sie erfuhr, dass er nie wirklich mit Travisham gemeinsame Sache gemacht hatte. Dann berichtete ich Maddy von Oxford und meiner Begegnung mit den Sybarites und schließlich von meinem Zerwürfnis mit Giles, das dazu geführt hatte, dass ich in die Neue Welt aufgebrochen war.
Maddy sah mich teilnahmsvoll an, dann nahm sie mich tröstend in den Arm. »Ich hätte dir so sehr gegönnt, dass du mit Arlington dein Glück findest. Bist du sicher, dass du ihn nicht vielleicht ein wenig vorschnell verurteilst?«, fragte sie dann vorsichtig. »Ich bin den Sybarites auch bereits ein-, zweimal begegnet und ihre Mitglieder sind ebenso skrupellos, wie die Sekte mächtig ist.«
Konsterniert löste ich mich aus Maddys Umarmung. »Ist das dein Ernst? Gerade, wenn du ihnen schon begegnet bist, wenn du weißt, wie erbarmungslos sie vorgehen … wie kannst du da …?«, ich rang nach Worten, »… wie kannst du es da gutheißen, dass wir alle ihren Machenschaften ewig tatenlos zusehen?«
»Wer sagt denn, dass ich es gutheiße?«, erwiderte Maddy leise. »Ich gebe lediglich zu bedenken, dass es vielleicht nicht ganz so einfach ist, die Sybarites zu zerstören, wie du es dir vorstellst.«
»Ich stelle es mir ja gar nicht einfach vor«, antwortete ich erschöpft. »Ich will nur nicht … Ich kann nicht einfach so meine Augen vor dem verschließen, was die Sybarites tun!«
Maddy sah nachdenklich aus dem Fenster. »Ich kann dich verstehen. Der immense Vorteil der Sybarites ist es, dass sie als Gruppe organisiert und vernetzt sind, während wir anderen Vampire im Prinzip alle als Einzelgänger unser Dasein fristen. Sieh dir zum Beispiel mal uns beide an: Wir haben es nur ein paar Jahrzehnte miteinander ausgehalten.« Sie lächelte mich entschuldigend an. »Dann hast du Arlington gefunden und dich auch wieder von ihm getrennt«, fuhr Maddy fort. »Im Gegensatz zu den Sybarites verbünden wir uns nicht bis in alle Ewigkeit. Und ein Einzelner hat gegen diese mächtige Gruppe wohl kaum eine Chance.«
Entschlossen wandte sie sich mir zu. »Ich möchte dir etwas vorschlagen: Was hältst du davon mit mir nach Québec zu kommen, sobald ich unsere Geschäfte hier erledigt habe? Alexandre wäre entzückt, eine Freundin von mir kennenzulernen. Und wir beide überlegen uns in Ruhe, welche Möglichkeiten wir haben, einen Feldzug gegen die Sybarites zu starten.«
Ich umarmte sie begeistert. »Maddy, das wäre wundervoll!«
»Sei nicht zu euphorisch!«, warnte sie mich. »Du weißt, was für ein tollkühnes
Weitere Kostenlose Bücher