Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
Vom Netzwerk:
nahezu alle Türen offen.
    Damit kam auch der Comtesse de Garandout eine zentrale Rolle in der Machtstruktur der Sybarites zu. Würde sich nur einer der von ihr delegierten Handlanger zu einer Indiskretion hinreißen lassen, so wären die Sybarites plötzlich einer unerwünschten öffentlichen Aufmerksamkeit ausgesetzt.
     
    Als nächste Veranstaltung der Sybarites stand uns das Chambre Ardente bevor, die Gerichtsverhandlung, der wir angesichts der Schilderungen von Félice beunruhigt entgegensahen. Nachdem was Francisco uns nun über die Beziehungen der Sybarites erzählt hatte, wunderte es mich nicht, dass das Chambre Ardente im Palais de Justice, dem wichtigsten Gerichtshof in Paris stattfand.
    Die Gerichtsverhandlung war für ein Uhr nachts anberaumt und fand in einem versteckten Saal im hinteren Gebäudeteil des Palais de Justice statt. Da dies eine Pflichtveranstaltung war, war der Saal entsprechend voll und die Mitglieder waren je nach Dauer ihrer Mitgliedschaft und ihren Funktionen in den Rängen platziert. In den vordersten Rängen saßen die Maîtres und Maîtresses, dann folgten die ältesten Mitglieder und in den hintersten Rängen saßen die neuesten Mitglieder, also auch wir. Der Duc de Longueville führte als erster Richter die Verhandlung, neben ihm am Richtertisch saßen der Marquis de Verneuil und der Comte de Trébuchon.
    Wie viele andere Mitglieder reckten auch wir neugierig die Hälse, als der Angeklagte von zwei Mort-Vivants hereingeführt wurde. Er war ein noch recht junger Vampir von schlankem Wuchs. Obwohl die Sybarites ihn schon einige Zeit in Gewahrsam genommen hatten, war seine Erscheinung elegant. Offenkundig hatte man ihn für diese Verhandlung mit entsprechender Kleidung ausstaffiert, damit er einen ästhetischen Anblick bot. Die Mort-Vivants platzierten den Angeklagten auf einem hohen massiven Holzstuhl mit Armlehnen, stellten sich rechts und links neben ihn und hielten seine Arme auf den Lehnen fest.
    Der Comte de Trébuchon fungierte als Vertreter der Anklage und verlas die Anklageschrift. »Maurice Balthazar d'Angibaud, sechster Comte de Périllat, Euch wird Untreue an der Gemeinschaft der Sybarites de Sang in mehrfacher Hinsicht vorgeworfen. Die Anklagepunkte lauten im Einzelnen: Verletzung der Schweigepflicht, Wortbrüchigkeit gegenüber den Sybarites de Sang und Verrat an dem lebenslangen Bündnis zu unserer Gemeinschaft.«
    Ich betrachtete nachdenklich den angeklagten Comte de Périllat, der die Verlesung der Anklageschrift scheinbar mit stoischer Bitterkeit ertrug. »Er hat den Fehler gemacht, sich in eine Sterbliche zu verlieben«, flüsterte die neben mir sitzende Félice mir zu. »Er hat seiner Geliebten anvertraut, wer er ist und was er ist. Ihretwegen wollte er aufhören, ein Sybarit zu sein. Allerdings schien der Geliebten die Aussicht auf Unsterblichkeit und Macht wohl verführerischer als er. Und so hat sie ihn an den Duc de Longueville verraten, in der Hoffnung, dass er sie verwandelt.«
    Betroffen und entrüstet sah ich Félice an. »Und hat er es getan?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Er hat sie sofort getötet. Er hasst Kriecher. Aber der Comte de Périllat war damit dennoch als Verräter entlarvt.«
    Mittlerweile hatte Trébuchon das Verlesen der Anklageschrift beendet und fragte Périllat, was er denn zu seiner Verteidigung vorzubringen hätte.
    Périllat schnaubte verächtlich. »Als ob Ihr mir die Chance lassen würdet, mich zu verteidigen! In Euren Augen bin ich doch schon längst verurteilt und jeder in diesem Saal weiß, dass diese Verhandlung eine reine Farce ist. Kein Sybarit ist wirklich frei, weder in seinem Denken noch in seinem Tun und Handeln. Für Euch steht das Vergnügen an oberster Stelle, doch welchen Wert hat das Vergnügen ohne Freiheit?«
    Der Comte de Trébuchon hob tadelnd eine Augenbraue und setzte zu einer Erwiderung an, doch der Duc de Longueville kam ihm zuvor. »Eine äußerst pathetische kleine Ansprache, mein Bester«, erklärte er mit spöttischem Lächeln. »Doch kanntet Ihr die Regeln von Anfang an. Und Ihr wart damals willig – wenn ich mich recht entsinne, sogar begeistert – sie mit Eurem Blut zu besiegeln. Ihr habt dieses Siegel nun gewissermaßen durchbrochen, also erscheint es mir nur recht und billig, wenn wir dafür jetzt Euer Blut einfordern.«
    Périllat sah ihn nur versteinert an und Longueville wandte sich mit erhobener Stimme an das Publikum. »Da weder der Comte de Périllat selbst noch einer der Anwesenden etwas

Weitere Kostenlose Bücher