Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
diesmal wieder ausgedacht haben.«
»Lebende Springbrunnen«, erklärte Giles ausdruckslos. »Sie werden die entblößten und gefesselten Körper unserer heutigen Opfer – natürlich allesamt wieder gesunde junge Männer und Frauen – kunstvoll zu einer großen lebenden Skulptur arrangieren und dann an verschiedenen Stellen ihre Arterien öffnen, so dass ihr Blut stoßweise in Fontänen herausschießt. Die Mitglieder müssen dann ihre Kunstfertigkeit darin beweisen, sich an dem Blut zu laben, möglichst ohne etwas davon zu vergeuden oder ihre Kostüme zu besudeln.«
Ich sah Giles entsetzt an. »Ist das dein Ernst? Woher weißt du das?«
»Félice hat es mir erzählt«, antwortete er leise. »Sie hat es dem Comte de Baissac entlockt.«
Fieberhaft drehte ich mich um und sah in den Saal, wo einige Lakaien sich mittlerweile daran machten, eine große Tafel aufzubauen. »Wir müssen das doch irgendwie verhindern«, flüsterte ich verzweifelt.
Giles legte seinen Arm um mich und hielt mich fest. »Wir können das nicht verhindern«, erklärte er eindringlich. »Nicht, ohne uns alle zu entlarven. Und du weißt, dass das für uns alle den sicheren Tod bedeuten würde. Lass uns raus in den Garten gehen.«
Ich ließ es zu, dass Giles mich nach draußen auf die Terrasse zog. Vor uns lag die breite Freitreppe, die in den riesigen, von unzähligen Fackeln illuminierten Barockgarten hinunterführte. Mit einer unwirschen Handbewegung entfernte Giles seine Halbmaske. »Jetzt um Mitternacht findet sowieso die offizielle Demaskierung statt«, erklärte er.
Ich tat es ihm gleich und warf meine Halbmaske beiseite. Schweigend spazierten wir die Treppe herunter und folgten der großen Hauptachse durch den streng symmetrisch angelegten Garten. Wir schritten vorbei an diversen Buchsbaumskulpturen, einigen Wasserbecken und üppigen Blumenrabatten. Den Abschluss der Hauptachse bildete eine große Wand aus steinernen Rundbögen, um die herum zwei etwas kleinere Treppen zu einem höher gelegenen Springbrunnen führten. Von dort aus hatte man einen prachtvollen Fernblick auf den ganzen Garten und das hellerleuchtete Schloss.
»Kaum vorzustellen, welch widerwärtiges Treiben sich in diesem Moment dort abspielt«, durchbrach ich grimmig unser Schweigen.
»Ich weiß, wie zuwider dir das alles ist«, antwortete Giles leise, »aber du wirst dich wohl noch eine ganze Weile zusammenreißen müssen, um es dir nicht anmerken zu lassen.«
»Ich weiß«, entgegnete ich gereizt. »Aber nicht jeder kann sich so perfekt verstellen wie du.«
Eine leichte Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn. »Das ist es doch schließlich, was du damals wolltest, oder nicht?«, antwortete er kalt. »Du wolltest doch, dass ich mich bei den Sybarites einschleiche und mich verstelle, damit ich etwas gegen sie unternehmen kann.«
»Ja, ich wollte das!«, fuhr ich ihn an. »Aber du wolltest es nicht! Und mir ist absolut schleierhaft, wieso du auf einmal Deine Meinung geändert hast.«
Zornig starrte ich ihn an und er erwiderte meinen Blick mit wütend funkelnden Augen.
Dann riss er mich an sich und presste seine Lippen hart auf meine. Blitzartig schoss eine brennende Hitze durch meinen Körper und ich öffnete meine Lippen unter seiner fordernden Zunge, die sofort meinen Mund zu erforschen begann. Meine Knie gaben nach und Giles schob mich gegen die steinerne Balustrade, während seine Hände unter mein Gewand glitten und meine Brüste kneteten und seine Zunge mich weiter um meinen Verstand brachte. Ich stöhnte und klammerte mich an ihn. Dann zog er mit einer schnellen Bewegung mein Unterkleid hoch und drang in mich ein. Ich schrie vor Wollust auf. Vor Leidenschaft fast besinnungslos registrierte ich, wie er mich mit rhythmischen Stößen in immer höhere Sphären trieb. Die Begierde übermannte mich in immer heftigeren Wellen, bis wir beide schließlich mit einem lauten Stöhnen unseren Höhepunkt fanden. Noch zitternd von der langsam abklingenden Erregung klammerten wir uns haltsuchend aneinander. Mit fahrigen Fingern strich ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah Giles aufgewühlt an. Er erwiderte meinen Blick mit rätselhaftem Gesichtsausdruck.
Schließlich räusperte er sich und rückte von mir ab. »Tut mir leid«, sagte er ausdruckslos. »Offenbar haben mich da ein paar verloren geglaubte Gefühle übermannt. Mein Verhalten ist unentschuldbar.« Er drehte sich um und ging zum Schloss zurück.
Wie betäubt sah ich ihm hinterher.
Ich
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