Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
de Radisset und der Comtesse de Garandout. Allem Anschein nach ist es allerdings wohl leider auch dem Marquis de Momboisse, der sich ja auf die Seite der Widerständler geschlagen hatte, gelungen unterzutauchen. Doch ich bin guten Mutes, dass es uns noch gelingen wird, diese undankbare Brut zu erwischen und auszurotten. In der Hoffnung auf eine baldige Entspannung der Situation verbleibe ich hochachtungsvoll, Euer Vicomte de Sabourdin.«
»Sabourdin schreibt, dass ›nahezu‹ alle unerwünschten Zeugen beseitigt wurden«, hakte Maddy nach, »das bedeutet, dass offenbar doch ein paar entkommen sind und berichten konnten, was im Château d'Écouen in jener Nacht vorgefallen ist. Und da der Pair von Frankreich und weitere hochrangige Gäste getötet wurden, wird dies bestimmt sehr umfangreiche, polizeiliche Untersuchungen nach sich ziehen. Insofern werden sich die Sybarites sicherlich noch für längere Zeit versteckt halten.«
»Ja, und wir sollten dies aber vorsichtshalber ebenfalls tun«, stimmte Miguel ihr zu.
»Interessant finde ich, dass Momboisse jetzt offiziell ein Gegner Longuevilles ist«, überlegte ich. »Ob er sich wohl einem der anderen Oberhäupter anschließen oder eigene Wege beschreiten wird?«
»Schwer zu sagen«, antwortete Francisco. »Wenn er uns ebenso wie Sabourdin für Anhänger Longuevilles hält, sollten wir zumindest auf der Hut sein, falls wir ihm noch mal begegnen.«
»Vielleicht sollten wir uns zunächst noch ein paar weitere Tage ruhig verhalten und abwarten, was geschieht?«, schlug Félice vor.
Wir stimmten ihr alle zu und die anderen gingen wieder nach Hause.
Bereits zwei Tage später kam Giles zu uns und berichtete uns von einem Vorfall, der es uns unmöglich machte, uns weiter ruhig zu verhalten.
»Sie haben Félice!«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ihre Kammerzofe kam aufgelöst zu mir und berichtete mir, wie zwei riesige Gestalten in groben Kutten sie auf offener Straße geschnappt und davon gezerrt hätten.«
Maddy und ich sahen ihn entsetzt an. »Mort-Vivants!«, stieß ich hervor. »Wie konnte das passieren? Und warum nur Félice? Die Sybarites müssten uns doch alle verdächtigen.«
»Ich glaube nicht, dass dies von den Oberhäuptern befehligt war«, erklärte Giles grimmig. »Die Garandout hat da ihre Finger im Spiel. Irgendwie muss es ihr gelungen sein, Félice ausfindig zu machen und sie ausgerechnet dann zu erwischen, als sie sich nach draußen wagte.«
»Die Comtesse de Garandout?«, fragte Maddy stirnrunzelnd. »Wegen unserer Intrige mit dem Marquis de Sourches? Aber wie sollte sie da auf Félice kommen?«
»Als die Marquise de Sourches ihren Mann mit seinem jungen Geliebten in flagranti ertappt hatte, erzählte sie doch, dass sie von einer ›Comtesse de Garandout‹ von jener Affäre wüsste«, erläuterte Giles. »Da dieser Geliebte ja selbst in den Diensten der Comtesse stand und wissen musste, dass dies nicht stimmt, wird er es Garandout wohl berichtet haben. Nun musste Garandout nur noch herausfinden, wer sich da für sie ausgegeben hat.«
»Aber wie sollte sie das herausfinden?«, fragte ich zweifelnd. »Oder denkst du …, sie hat die Marquise de Sourches selbst gefragt?«
»Ja, das denke ich«, antwortete Giles finster. »Die Marquise de Sourches wurde gestern getötet. Es heißt, ein Tier hätte sie angefallen.«
»Dann lass uns keine Zeit verlieren«, erklärte ich entschlossen. »Mir ist zwar nicht klar, wie die Comtesse es schaffen konnte, die Mort-Vivants zu befehligen, aber darüber können wir uns später Gedanken machen. Hast du eine Ahnung, wo sie Félice hingebracht haben könnten?«
»Nun, die öffentlichen Gebäude wie den Palais de Justice können die Sybarites ja vorerst nicht nutzen, aber vielleicht war Garandout dennoch unvorsichtig genug, den Stadtpalast Longuevilles aufzusuchen. Immerhin halten sich ja wohl seine Mort-Vivants auch dort auf.«
»Gut, dann gehen wir dort zuerst hin. Lass uns sofort aufbrechen und den anderen Bescheid geben.«
Einmal mehr benutzten wir Maddys Elixier, um unsere Artgenossen nicht auf unseren Geruch aufmerksam zu machen und suchten gemeinsam mit Giles, Francisco und Miguel den Stadtpalast des Duc de Longueville auf. Mittlerweile war die Dunkelheit hereingebrochen, so dass zumindest kein Passant uns bemerkte, als wir vorsichtig die Fassade von Longuevilles Palast heraufkletterten. Da Longueville sich ebenso wie die anderen Sybarites irgendwo versteckt hielt, schien das riesige
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