Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
Vorfeld unter falschem Namen neue Stadtwohnungen gemietet, in denen wir uns für die nächsten Tage versteckt halten wollten, bis wir wussten, welche Folgen unsere Aktionen nun hatten. Immerhin bestand die – wenn auch geringe – Möglichkeit, dass trotz des Chaos, welches wir bei den Sybarites ausgelöst hatten, dennoch jemand wieder die Führung übernommen hatte. Und solange wir nicht wussten, ob dies der Fall war oder ob jemand von ihnen uns gefährlich werden konnte, war es besser, einige Zeit lang unterzutauchen.
Unserer Dienerschaft hatten Maddy und ich, bevor wir zu dem Tribunal aufgebrochen waren, erzählt, dass wir für unbestimmte Zeit verreisen würden und ihnen den Lohn für ein halbes Jahr im Voraus gezahlt. Sie kümmerten sich weiterhin um unser Stadthaus, konnten dadurch aber keinem Besucher unseren Aufenthaltsort verraten. Lediglich Jean-Marc wusste, wo wir uns aufhielten und besuchte uns gelegentlich, um uns Bericht zu erstatten.
So tauchte er bereits einige Tage später bei Maddy und mir mit einer überraschenden Neuigkeit auf und bat mich verlegen um eine Unterredung.
»Was gibt es denn, Jean-Marc?«, fragte ich ihn freundlich.
»Mademoiselle«, begann er zögernd, »angesichts der turbulenten letzten Wochen und des plötzlichen Umzugs von Euch und Madame de Fontainebleau, kam ich nicht umhin mich zu fragen, ob Ihr unter Umständen in Gefahr seid?«
»Mach dir keine Sorgen, Jean-Marc«, beruhigte ich ihn, »es war tatsächlich etwas turbulent in letzter Zeit und gegebenenfalls wird es sogar noch turbulenter, aber Madame de Fontainebleau und ich werden schon auf uns aufpassen können.«
»Verzeiht mir die direkte Frage, Mademoiselle, aber besteht die Möglichkeit, dass Ihr werdet fliehen oder zumindest unvermittelt von hier fortgehen müssen?«, fragte er ernst.
Ich zögerte kurz, denn ich wollte ihn nicht anlügen, ihn aber auch nicht verletzen. »Ja, diese Möglichkeit besteht, Jean-Marc«, gab ich schließlich zu. »Ich habe für diesen Fall eine kleine Abfindung vorbereitet, die es dir und deiner zukünftigen Ehefrau erlauben wird, in bescheidenem Wohlstand zu leben.«
Jean-Marcs Züge verfinsterten sich. »Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass ich Euch nicht verlassen werde!«, erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Aber Jean-Marc, versteh doch …«, begann ich bittend.
»… und da ich etwas Ähnliches schon vermutet habe, haben Claudine und ich gestern geheiratet, damit wir beide mit Euch mitkommen können«, fiel er mir entschlossen ins Wort. »Es sei denn, Ihr würdet uns als Last empfinden?«, fügte er etwas unsicher hinzu.
Verblüfft sah ich ihn an. »Aber ich … Nein, natürlich empfinde ich euch nicht als Last. Ihr habt geheiratet? Wie wundervoll! Das heißt … du hast ihr jetzt alles über mich erzählt?«, fragte ich erstaunt.
Jean-Marc sah mich mit schiefem Lächeln an. »Ja, das habe ich. Und sie hat es erstaunlich gefasst aufgenommen. Sie sagte, dass ihre Familie schon einige Dinge erlebt hat, die dem normalen Menschenverstand widersprachen und dass ihre Großmutter und auch ihre Mutter ihr immer beigebracht haben, für diese Dinge offen zu sein.«
»Sie scheint tatsächlich ein erstaunliches Mädchen zu sein«, stellte ich fest. »Und sie hat keine Angst?«
»Nun, sie ist schon ein wenig aufgeregt«, gab er zu, »aber sie vertraut mir. Und da ich Euch bedingungslos vertraue, ist sie gewillt, es auch zu tun. Darf ich sie Euch vorstellen? Sie wartet draußen.«
»Du hast sie mitgebracht? Natürlich. Bring sie herein!«
Jean-Marc verließ rasch den Salon und kam mit einer zierlichen Brünetten wieder herein, die aus veilchenblauen Augen verlegen zu mir aufsah.
Jean-Marc strahlte überglücklich. »Darf ich vorstellen, Mademoiselle? Dies ist Claudine Roblet beziehungsweise Claudine de Tiphaine, meine Frau.«
Claudine machte einen kleinen Knicks und reichte mir die Hand. »Mademoiselle«, begrüßte sie mich schüchtern.
Ich drückte ihre Hand und forderte die beiden auf, Platz zu nehmen. »Schade, dass ich eurer Hochzeit nicht beiwohnen konnte, Claudine, aber vielleicht können wir das eines Tages nachholen«, erklärte ich herzlich.
Claudine sah mich erfreut an. »Oh, denkt Ihr, das wäre machbar, Mademoiselle?«, dann sah sie verlegen zu Jean-Marc, »Also, unsere Hochzeit in der kleinen Kapelle war sehr schön und Maman war auch dabei, aber es lief doch alles sehr still und bescheiden ab.«
Ich lächelte sie verständnisvoll an. »In der
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