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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Paris-Lodron-Universität eingeschrieben. Jean-Marc und Claudine fühlten sich sehr wohl in Salzburg und waren sehr verliebt ineinander. Ihr Glück wurde einzig dadurch getrübt, dass es ihnen nicht gelingen wollte, ein Kind zu bekommen.
    Maddy hatte mir einen reichlichen Vorrat diverser Kräuterelixiere mitgegeben, darunter auch jenes, welches meinen Vampirduft unterdrückte, und ich benutzte es bisweilen, um nachts in der Stadt nach etwaigen Artgenossen Ausschau zu halten. Ich konnte keine entdecken und war auch nicht weiter böse darüber, dass ich anscheinend der einzige Vampir in der Stadt war.
    Mit meinen Freunden hielt ich nach wie vor Briefkontakt. Maddy schien sich mit Miguel in Amsterdam sehr gut eingelebt zu haben, obwohl sie sich dort auch zunächst wieder als Mann ausgab, um studieren zu können. Auch Giles hatte beschlossen, seine Zeit in Prag dazu nutzen, die dortige Karls-Universität zu besuchen. Es gab dort eine medizinische Fakultät und da Giles Maddys heilkundliches Wissen sehr beeindruckt hatte, war in ihm der Wunsch entstanden, sich auf diesem Gebiet weiterzubilden. Francisco hatte in Rom schon bald begonnen, sich zu langweilen, und hatte sich daher der piemontesischen Armee angeschlossen, die später dann auch Spanien im Spanischen Erbfolgekrieg unterstützte. Sie alle waren bislang nicht mehr auf Sybarites gestoßen.
    Zweimal im Jahr reisten Jean-Marc und Claudine in meinem Auftrag nach Fontainebleau, um dort auf meinem Landsitz Gut Larchant nach dem Rechten zu sehen und zu überprüfen, wie es den Kindern ging, die meine Freunde und ich in Paris aus dem Le Terrain de Jeux gerettet hatten. Seitdem sich herausgestellt hatte, dass Jean-Marc und Claudine keine eigenen Kinder bekommen konnten, bedeuteten ihnen diese Besuche umso mehr und sie kümmerten sich darum, dass auf Gut Larchant auch weiterhin notleidende Kinder aufgenommen und versorgt wurden.
    Als es nach 25 Jahren Zeit wurde, unsere Brücken in Salzburg abzubrechen, zogen wir weiter nach Wien, wo ich meine Studien vertiefte und gemeinsam mit Jean-Marc und Claudine das gesellschaftliche Leben genoss. Ich mochte Wien sehr, wenngleich ich meine Freunde sehr vermisste. Den Kontakt zu Francisco hatte ich leider mittlerweile verloren, von Giles wusste ich nur, dass er nach Russland gereist war, und Maddy und Miguel waren auf den Niederländischen Antillen unterwegs. Ich beneidete sie darum und spürte, wie auch mich das Fernweh wieder packte.
    Zehn Jahre später gab ich jener Sehnsucht schließlich nach. Jean-Marc und Claudine fühlten sich in Wien sehr wohl, daher wollte ich ihnen nicht zumuten, mit mir auf Wanderschaft zu gehen und verabschiedete mich schweren Herzens von ihnen.
     
    Ich reiste durch halb Europa, besuchte Rom, besichtigte in Prag die Sehenswürdigkeiten, die Giles mir in seinen damaligen Briefen empfohlen hatte und in Amsterdam jene, von denen Maddy geschwärmt hatte.
    Ich sah mir Italien an, besuchte Venedig, Florenz, Genua, zog durch ganz Spanien bis nach Gibraltar und setzte dort über nach Ceuta, um mir Marokko anzuschauen.
    Fast drei Jahrzehnte war ich auf Reisen, trieb rastlos durch die Länder, hielt dabei jedoch kontinuierlich den Briefkontakt zu Jean-Marc aufrecht, der seinerseits als Anlaufstelle für Briefe meiner Freunde fungierte. Jean-Marc wurde von mir auch stets über meine Reisepläne und geplanten Zielorte informiert, so dass es mitunter schon vorkam, dass ein Brief von ihm mich bereits an einem Ort erwartete, wenn ich dort ankam.
    So verhielt es sich auch, als ich Tanger in Marokko erreichte. In üblicher Gewohnheit suchte ich als Erstes das dortige Hauptpostamt auf und fragte nach Post für Sir Galveston. Man überreichte mir einen Brief, den Jean-Marc offenbar vor ein paar Wochen abgeschickt hatte.
    Die Nachricht darin bekümmerte mich und machte mir deutlich, wie viel Zeit schon verstrichen war.
    Claudine war gestorben und Jean-Marc bat mich, nach Wien zurückzukehren, um gemeinsam mit ihm ihren letzten Wunsch zu erfüllen.
     
    Man schrieb das Jahr 1758, als ich wieder in Wien eintraf, und Jean-Marc empfing mich an der Haustür meines Hauses in der Herrengasse, das er all die Jahre tadellos in Schuss gehalten hatte.
    Sein Anblick bedrückte mich. Der einst schlaksige junge Mann war inzwischen alt und grau geworden, die früher hochgewachsene Statur nunmehr von der Trauer um seine Frau gramgebeugt. Ich nahm ihn tröstend in den Arm, strich ihm über das

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