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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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mehrmals ein Haftbefehl erlassen worden. Madame Pompadour hingegen hielt als Mäzenin ihre schützende Hand über diverse Künstler und Intellektuelle.
     
    Jene Jahre in Paris waren für Maddy, Miguel und mich von einem ganz anderen Bewusstsein geprägt, als unser damaliger Aufenthalt dort. Zwar nahmen wir nach wie vor an vielen gesellschaftlichen Vergnügungen teil, die dem gehobenen Adel vorbehalten waren, doch gleichzeitig war uns bewusst, dass wir einer privilegierten Gesellschaftsschicht angehörten, die ihr Amüsement auf Kosten des Volkes auslebte. Die Bürger und Bauern finanzierten durch ihre Abgaben und Steuern den Staat und damit auch den verschwenderischen Lebensstil des Königs. Zum Dank dafür erhielten sie nahezu keinerlei Rechte.
    Jean-Marc betrübte die Ungerechtigkeit und das Elend, in dem seine Landsleute leben mussten, sehr. Ich hätte ihm gerne einen vergnüglicheren Lebensabend gewünscht, doch da er bis zum Ende seinen wachen Verstand behielt, blieben ihm die Zustände in seinem Land natürlich nicht verborgen. Immerhin war es ihm vergönnt, ein sehr hohes Alter zu erlangen. Er scherzte darüber, dass die jahrelange Gesellschaft von Unsterblichen wohl ein wenig auf ihn abgefärbt habe. Allerdings murrte er, als ich ihm gewisse körperliche Tätigkeiten untersagte, nachdem er seinen 95sten Geburtstag überschritten hatte. Er warf mir vor, dass ich wohl wünschte, er solle sich zu Tode langweilen. Ich ignorierte das und bemühte mich stattdessen, ihn desöfteren zu Spaziergängen in die Parks mitzunehmen, um ihn abzulenken.
    An seinem hundertsten Geburtstag erfüllte ich ihm einen Wunsch und nahm ihn mit nach Le Havre, da er gerne ein letztes Mal das Meer sehen wollte. Als ich seinen sehnsüchtigen Blick auf die großen Schiffe bemerkte, fragte ich ihn, ob er manchmal doch noch Heimweh nach Neufrankreich gehabt hatte.
    »Nein, Mademoiselle«, antwortete er daraufhin ernsthaft, »die Schiffe erinnern mich nur an die Vergangenheit und daran, wie schnell doch die Zeit vergeht. Ich bereue es nicht, hierher nach Frankreich in das Land meiner Väter gekommen zu sein. Hier habe ich meine Wurzeln und hier möchte ich begraben werden.«
    Drei Jahre später schloss Jean-Marc seine Augen für immer. Er hatte das stolze Alter von 103 Jahren erlangt und ihm war ein rasches und schmerzloses Ende vergönnt. Von einem Tag auf den anderen verkündete er ein gewisses Schwächegefühl und legte sich ins Bett. Als ich besorgt in sein Zimmer kam und seinen Gesichtsausdruck erblickte, wusste ich, dass es jetzt soweit war und er wusste es auch. Er nahm meine Hand und dankte mir dafür, dass er so ein erfülltes Leben haben durfte. Als ich ihn schalt, dass dies doch ganz alleine sein eigener Verdienst gewesen sei, lächelte er mich an und zwinkerte mir zu. Dann schloss er die Augen und schlief friedlich ein.
    Der Cimetière des Innocents, auf dem Jean-Marcs Frau Claudine und ihre Mutter ursprünglich begraben lagen, war in den letzten Jahren immer überfüllter, was mittlerweile zu bedenklichen hygienischen Zuständen geführt hatte. Deshalb hatte ich Claudine und ihre Mutter bereits vor einiger Zeit auf einen kleinen Friedhof außerhalb der Stadt überführen lassen. Dort ließen wir nun auch Jean-Marc in einer stillen Zeremonie neben seiner Frau begraben.
    Mir war sehr weh ums Herz zumute. Mit Jean-Marc hatte ich einen langjährigen und bedingungslos treuen Gefährten verloren. Ich begann langsam zu verstehen, warum so viele Vampire Einzelgänger waren oder sich ansonsten fast nur mit Artgenossen verbündeten.
    Menschen starben eines Tages unweigerlich und ich wusste nicht, ob ich bereit war, einen Verlust wie diesen noch öfter über mich ergehen zu lassen.
    Nach Jean-Marcs Tod überlegte ich, ob ich nicht Paris verlassen und in meine Heimatstadt London zurückkehren sollte. Ich war über ein Jahrhundert nicht mehr dort gewesen und ich hatte sehr großes Heimweh. Allerdings waren Maddy und Miguel inzwischen an den Treffen der Aufklärer im Café Procope beteiligt und beide engagierten sich intensiv, die gesellschaftlichen Missstände in Frankreich zu verbessern. Zwar waren die großen Aufklärer Voltaire und Rousseau mittlerweile verstorben, doch es waren weitere Künstler und Gelehrte wie zum Beispiel Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais nachgerückt, die das aufklärerische Gedankengut aufrechterhielten und gegen die Ungerechtigkeiten des Systems rebellierten.
    Da ich mich nicht erneut von meinen Freunden trennen

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