Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
Vom Netzwerk:
Königs, nach Paris umzuziehen.
    Die Macht des Königs war somit schon stark geschwächt. Nur ein halbes Jahr später minderte die Nationalversammlung auch die Privilegien von Adel und Kirche, indem sie den Erbadel abschaffte und eine Zivilverfassung für den Klerus schuf.
    Im Jahr darauf, am 3. September 1791, verabschiedete die Nationalversammlung schließlich die neue Verfassung, womit Frankreich in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt, also die Macht des Königs klar begrenzt wurde.
    Wir hatten gehofft, dass damit jetzt endlich Ruhe und Gerechtigkeit in Frankreich einkehren würden, doch wir hatten uns geirrt.
     
    Als Anfang des darauf folgenden Jahres die Lebensmittel aufgrund von Versorgungsschwierigkeiten abermals knapp und teuer wurden, kam es im Volk erneut zu Aufständen. Dann begann Frankreich einen Krieg mit Österreich, weil Kaiser Leopold II. gemeinsam mit anderen europäischen Mächten beschlossen hatte, die bisherigen Auswirkungen der Französischen Revolution wieder abzuschwächen oder gar rückgängig zu machen.
    Louis XVI. selbst stachelte den Volkszorn seinerseits zusätzlich an, indem er dem Parlament bei der Beschlussfindung mehr und mehr Steine in den Weg legte. Gleichzeitig versprachen immer mehr königstreue Adelige aus dem europäischen Ausland dem König ihre Unterstützung, indem sie damit drohten, in Frankreich einzumarschieren, um die Macht des Königs wiederherzustellen, und nötigenfalls dafür Paris sogar dem Erdboden gleichzumachen.
    Dies alles führte dazu, dass die wütende Gewalt in der Bevölkerung aufs Neue explodierte. Ein Großteil der Bürger hatte mittlerweile ohnehin schon für die Absetzung des Königs gestimmt und in der Nacht zum 10. August 1792 stürmten dann schließlich über 10.000 bewaffnete Aufständische mit Unterstützung der revolutionären Stadtregierung die königliche Residenz, den Tuilerienpalast, um diese Absetzung nun auch durchzuführen.
    Maddy, Miguel und ich hatten uns einmal mehr unter die Menschenmenge gemischt, um zu sehen, ob wir wenigstens in einzelnen Fällen das Ausufern des Blutvergießens verhindern konnten. Die Schweizergarde, die zur Verteidigung des Königs bereitstand, schoss auf die erste unvorbereitete Vorhut, die ins Schloss eindrang, und töte unzählige Menschen. In Sekundenschnelle breitete sich ein so massiver Blutgeruch in der Luft aus, dass weitere eigentlich unverletzte Menschen fast ohnmächtig davon wurden und wir uns enorm zusammenreißen mussten, um nicht in einen Blutrausch zu verfallen.
    Doch schon bald rückten weitere Aufständische nach und zwangen den König tatsächlich, den Palast zu verlassen. Zurück blieben jedoch noch mehrere Hundert Gardisten und Adlige, die den Tuilerienpalast weiterhin verteidigten. Es kam zu weiteren Gefechten und Schusswechseln, die auf beiden Seiten steigende Opferzahlen forderten. Schließlich gelang es der Meute doch noch, in das Innere des Schlosses zu stürmen. Nachdem die Soldaten der Schweizer Garde bis zum Schluss versucht hatten, auch noch den letzten Saal des Palastes zu verteidigen, unterlagen sie den Angreifern letztlich doch.
    Die Aufständischen waren in ihrem erbitterten Zorn mittlerweile so aufgestachelt, dass sie die Gardisten förmlich zerfleischten und die Einrichtung des Schlosses nahezu komplett zerstörten.
    Als ich in einer kleinen Halle auf drei Männer stieß, die im Begriff waren, die Leichen einiger Gardisten zu schänden, regte sich in mir der Unmut. So gerechtfertigt vermutlich dieser Kampf und so notwendig vielleicht auch die Absetzung des Königs waren, dies ging in meinen Augen dann doch zu weit. Letztendlich hatten die Gardisten nur das getan, was sie als ihre Pflicht erachteten.
    Mit einem lauten Fauchen sprang ich auf die Männer zu, die sofort erschrocken von den Leichen abließen. Mit zwei weiteren Sprüngen drängte ich die Männer in eine Ecke der Halle. Eingeschüchtert sahen sie mich an, was unter Umständen damit zusammenhing, dass meine Augen aufgrund des immer noch in der Luft hängenden strengen Blutgeruches einen für menschliches Empfinden unkonventionell aggressiven roten Farbton angenommen hatten. Auch trugen meine nur einen Fingerbreit vor ihren Gesichtern blitzenden Reißzähne wohl nur wenig dazu bei, ihre Stimmung zu erhellen.
    Dann unterdrückte ich schließlich meine Wut und meinen Blutdurst und rückte von den Männern ab. »Geht!«, befahl ich ihnen barsch. »Ihr habt erreicht, was ihr wolltet. Es ist nicht nötig, euch auch noch

Weitere Kostenlose Bücher