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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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wie Aasgeier zu verhalten!«
    Verschreckt rannten die Männer davon. Im selben Augenblick nahm ich aus dem Augenwinkel am Fenster eine Bewegung und den schwachen Geruch eines Artgenossen wahr. Ich sprang mit einem Satz ans Fenster und sah hinaus, konnte jedoch niemanden mehr entdecken. Ich wusste, dass es weder Maddy noch Miguel gewesen sein konnten, da ich beide durch die Tür im Nachbarsaal sehen konnte.
    Ich zuckte mit den Schultern. Da der Blutgeruch der vielen Getöteten sicherlich auf eine weitere Entfernung hin zu riechen war, hat dieser Aufstand vielleicht auch noch andere Artgenossen auf den Plan gerufen.
     
    Die Nationalversammlung beugte sich nach diesen Ereignissen dem Druck der aufgebrachten Volksmassen und beschloss die Absetzung des Königs und seine Inhaftierung. Knapp einen Monat später kam das Gerücht auf, die bereits in Frankreich eingerückten preußisch-österreichischen Truppen wollten nun blutige Rache an den Revolutionären üben. Daraufhin stürmten hysterische Menschenmassen die Pariser Gefängnisse und massakrierten die dort inhaftierten Revolutionsgegner. Doch leider konnte kein Mensch verhindern, dass die wütende Meute dabei neben jenen politischen Gefangenen auch mindestens noch mal so viele andere Häftlinge meuchelte, und obwohl wir uns erneut unter die Aufständischen mischten, konnten auch wir nicht mehr viel ausrichten.
    Am 21. September 1792 beschloss schließlich der bereits am Tag nach dem Tuileriensturm einberufene Nationalkonvent die Abschaffung der Monarchie und die Gründung der Französischen Republik. Als im November dann in einem Geheimversteck im Tuilerienpalast Beweise für einen Briefwechsel zwischen Louis XVI. und revolutionsfeindlichen Fürsten entdeckt wurden, wurde der König im Dezember des Hochverrats angeklagt und am 21. Januar 1793 durch die erst ein halbes Jahr zuvor erfundene Guillotine hingerichtet.
    Der jetzt nur noch mit seinem bürgerlichen Namen Louis Capet Angesprochene wurde um acht Uhr morgens von über Tausend berittenen Nationalgardisten zum Place de la Révolution begleitet, der bis auf den letzten Winkel mit schaulustigen Menschenmassen angefüllt war. Auch die Bürger waren alle bewaffnet erschienen, die meisten mit Lanzen, einige auch mit Gewehren. Trotz der enormen Anzahl an Menschen spielte sich die ganze Prozession in nahezu gespenstischer Stille ab, bis der Verurteilte zum Schluss mit seiner Eskorte an dem erhöhten Podest in der Mitte des Platzes angelangt war, auf dem neben der dunkelrot gestrichenen Guillotine schon der Scharfrichter Charles-Henri Sanson bereitstand.
    Sanson gestattete dem König in Vorbereitung zur Hinrichtung, sich die Haare im Nacken selbst abzuschneiden, dann schnallten seine Helfer ihn auf ein Brett, das anschließend in die Waagerechte gekippt wurde, um den Verurteilten in Stellung zu bringen. Nachdem eine Art hölzerner Kragen seinen Hals fixiert hatte, schnellte das Fallbeil herunter. Gleich darauf riss einer der Gehilfen den abgetrennten Kopf aus dem Korb und zeigte ihn der Menge. Ein immer lauter aufbrausendes Murmeln beendete die Stille und erste »Es lebe die Republik!«-Rufe ertönten. Etliche Schaulustige stürmten nach vorne, um ihre Taschentücher in das königliche Blut zu tauchen.
     
    Mit der Hinrichtung des Königs begann der Aufstieg von Maximilien de Robespierre zum mächtigsten Mann der Republik. Der junge Anwalt war als eines der Gründungsmitglieder der Nationalversammlung von Anfang an eine der treibenden Kräfte der Revolution gewesen. In seinem Ehrgeiz, die Ideale der Revolution durchzusetzen, schreckte er auch vor radikaleren Maßnahmen nicht zurück und begann im Juni 1793 seine Terrorherrschaft, in der er alle Personen unterdrücken und verfolgen ließ, die verdächtigt wurden, Gegner der Revolution zu sein. Diese Terrorherrschaft wurde vom sogenannten »Wohlfahrtsausschuss« unter Robespierres Führung überwacht. Der Wohlfahrtsausschuss verurteilte zusammen mit dem ebenfalls neu gegründeten Revolutionstribunal während der Terrorherrschaft etliche Tausend Bürger, die sich ihren Grundsätzen widersetzten, zum Tode. All diese angeblichen »Revolutionsgegner« wurden öffentlich durch die Guillotine hingerichtet, um weitere Widersacher abzuschrecken und Zweifler einzuschüchtern.
    Der wichtigste Verbündete und ein glühender Anhänger Robespierres in jener Zeit war der Anwalt Antoine de Saint-Just. Kompromisslos vertrat er die Ansicht: »Was die Republik ausmacht, ist die vollständige

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