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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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besten hier, Mädchen«, sagte Luke zu Mrs. Withers. »Der Himmel weiß, was uns als nächstes begegnet.«
    »Hierbleiben – bei diesen Leuten?«
    »Morgen sind sie wieder gesund und munter.«
    »Genau das befürchte ich eben!«
    »Na gut; aber nehmen Sie Charitys Umhang mit!«
    »Wir ziehen die Mäntel an der Öffnung aus«, erklärte Roger. »Dann sind sie morgen früh wieder in der Hütte.«
    »Ich lasse die Dosensuppe hier«, sagte Mrs. Withers, bevor sie in die eiskalte Nacht hinaustraten. »Ich habe das Gefühl, daß Mister Arkwright allmählich keinen Brei mehr sehen kann.«
    Draußen drang der Wind mit Nadelstichen in Rogers frostgepeinigtes Gesicht. Er zog den geborgten Schal über die Ohren, hob das eingewickelte fremde Geschöpf an einem Deckenzipfel hoch und ging als erster auf den dunklen Wald zu. Er folgte dabei den Spuren, die Luke früher am Tag gemacht hatte.
    Sie marschierten eine Viertelstunde durch Schneegestöber, bis sie die Stelle unter den Bäumen erreichten, an der sie aufgetaucht waren. Alle bis auf Beebody streiften die schweren Überkleider ab; Roger nahm das Deckenbündel auf die Schulter und reichte Mrs. Withers eine Hand. Luke und Beebody schlossen sich der Kette an, und zähneklappernd standen sie da, wie Kinder, die ein makabres Spiel aufführten.
    »Schade, daß wir ihnen nicht einmal eine Notiz hinterlassen konnten«, sagte Roger. Er ging auf die schwach schimmernde Linie zu, die sich ausweitete, ihn umschloß und in gleißendes Sonnenlicht führte. Vor ihnen lag ein roter Sandstrand.

5. Kapitel
     
1
     
    Fly Beebody ließ sich auf die Knie sinken, faltete die Hände und stammelte mit hoher, schriller Stimme Gebete. Luke starrte neugierig umher. Neben ihm stand Mrs. Withers, immer noch zähneklappernd, und preßte die Arme dicht an den Oberkörper. Roger hatte sein Bündel zu Boden geworfen. Er genoß die wohltuende Wärme. Die Sonne, auf halbem Wege zum Zenit, lag grell auf wellenbewegtem blauem Wasser, auf Sand und Felsen.
    »Keine Spur von Leben«, meinte Luke. »Wo könnten wir diesmal sein, Roger?«
    »Schwer zu sagen. Offenbar in den Tropen. Aber welches Tropengebiet ist so trostlos wie die Gegend hier?«
    Er kniete nieder und beobachtete den Sandboden. »Kein Unkraut, keine Insekten.« Er ging durch den lockeren Sand bis zum Ufer, schöpfte Wasser in eine Hand und kostete es. Es war sonderbar schal und ohne Geschmack. In dem seichten Wasser schwammen keine Fische, auf den Felsen wuchs kein Moos, kein Seetang trieb in der Strömung.
    »Keine Muscheln«, rief er. »Nur ein wenig grüner Schaum auf der Wasserfläche.« Als er wieder umkehren wollte, bemerkte er plötzlich, wie sehr die Sonne stach und die Schwerkraft an ihm zerrte. Er sog Luft in die Lungen und kämpfte gegen ein Gefühl des Erstickens an, das ihn unvermittelt überkam. Weiter vorn hatten Fly Beebodys Gebete aufgehört; er richtete sich halb auf, unförmig in seinem Deckenmantel, und schnappte nach Luft wie ein Fisch. Luke stützte mühsam die Witwe, die sich an ihn lehnte. Roger stolperte eilig vor.
    »Zurück!« rief er. »Weg von hier! Wir vertragen die Luft nicht!« Er erreichte die Gruppe und packte die schlaffe Hand der Frau.
    »Halten Sie Beebody fest!« sagte er keuchend zu Harwood. Er riß das Bündel hoch. Vor seinen Augen flimmerten verschwommen Lichter, als er sich vorwärtstastete, die Öffnung fand und hindurchtaumelte.
     
2
     
    Er lag in warmem, faulig riechendem Wasser; seine Arme steckten bis zu den Ellbogen im weichen Schlick, und er atmete in tiefen Zügen feuchten Nebel ein. Eine Libelle mit riesigen Gazeflügeln schwebte einen Meter über den fingerdicken Stengeln der Binsen. Sie surrte wie ein Ventilator. Als er sich aufsetzte, schoß sie davon. Düster-schwefeliges Sonnenlicht spielte auf ihrem glänzenden grünen Leib. Neben ihm richtete sich Luke auf, bedeckt mit schwarzem, stinkendem Schlamm. Er zerrte Mrs. Withers hoch. Beebody schlug mit den Armen um sich und spuckte Sumpfwasser.
    Roger stand zwischen übermannshohen Schilfstauden, die sich endlos in alle Richtungen erstreckten.
    »Offenbar eine Periode zwischen den Gebirgsbildungen«, sagte er. »Damals gab es auf unserem Planeten wenig trockenes Land. Vermutlich hatten wir Glück, daß wir nicht im tiefen Wasser auftauchten.«
    Plötzlich hörten sie in der Nähe ein Klatschen. Wasser wurde aufgewühlt. Die Schilfwand versperrte die Sicht, aber an einer fünf Meter entfernten Stelle sprühten Tropfen hoch, und kleine Wellen

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