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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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3
     
    Er lag in einem Bett, als er aufwachte. Wässeriges Tageslicht drang durch ein häutebespanntes Fenster. Ein bärtiger Mann, hochgewachsen und hager, beugte sich über ihn und kaute an seiner Unterlippe.
    »Ah, Sie sind wach«, sagte Job Arkwright. »Wohin wollten Sie überhaupt, Fremder?«
    »Ich … ich … ich …« stammelte Roger. Seine Hände und Füße brannten, ebenso seine Nase, aber sonst schien ihm nichts zu fehlen. »Was ist geschehen? Wer sind Sie? Wie komme ich hierher?« Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf. »Wo ist Mrs. Withers?«
    »Ihrer Missus geht es gut. Sie schläft.« Der hagere Mann deutete auf die Koje über Rogers Lager.
    »He!« Roger setzte sich kerzengerade auf. »Haben Sie etwa Luke erschossen?«
    »Schätzungsweise. Tut mir wirklich leid. War wohl ein Freund von Ihnen, was? Ich habe ihn für einen anderen gehalten.«
    »Weshalb?« stieß Roger hervor.
    »Das Licht war wohl ziemlich schlecht.«
    »Ich meine – weshalb wollten Sie einen anderen Mann erschießen?«
    »Ja, aber, Ihren Freund kannte ich doch gar nicht. Hatte noch keine Silbe mit ihm gesprochen. Warum hätte ich ihn denn erschießen sollen – absichtlich, meine ich?«
    »Ich will sagen – ach, lassen wir es. Armer Luke! Was wohl seine letzten Gedanken waren, als er so allein im Schnee lag?«
    »Keine Ahnung. Warum fragen sie ihn nicht?« Der Fremde trat zurück, und Luke Harwood grinste auf Roger herunter.
    »A – aber Sie sind tot!« rief Roger entsetzt. »Ich habe es selbst gesehen. Sie hatten ein daumengroßes Loch in der Brust!«
    »Meine gute Betsy dröhnt nicht nur laut, die trifft auch ganz gemein«, erklärte Arkwright stolz. »Sie hätten Fly Beebody sehen sollen, als ich ihn auf hundert Meter Entfernung aus einer Föhre pflückte! Einer meiner schönsten Schüsse! Er muß jetzt jeden Moment kommen; vielleicht erzählt er Ihnen davon.«
    »Ich sagte Ihnen doch, daß nichts weiter dran ist am Sterben«, meinte Luke. »Job hier hat saubere Arbeit geleistet; es ging völlig schmerzlos.«
    Roger ließ sich stöhnend zurückfallen. »Das heißt also, daß wir immer noch in der Falle sind?«
    »Ja. Aber es hätte schlimmer sein können. Zumindest hat Job uns ins Haus geholt. Schätze, daß das in Ihrem Fall eine Lebensrettung war.«
    Jemand klopfte an der Tür. Eine zierliche Frau, die Roger bis dahin nicht bemerkt hatte, machte auf und ließ einen dicklichen jungen Kerl herein, der einen schweren Überzieher trug. Seine Miene wirkte gekränkt.
    »Bruder Arkwright, Ihr könntet mich wenigstens in christlicher Manier aufbahren, wenn Ihr mich erschossen habt«, sagte er, während ihm die Frau aus dem Mantel half und den Schnee ausschüttelte.
    »Ich mag keine Leichen im Haus«, erwiderte Job unbekümmert. »Seien Sie froh, daß ich Sie am nächsten Morgen immer wieder hereinlasse.«
    »Heißt das – daß Sie diesen Mann tatsächlich erschossen haben?« flüsterte Roger heiser. »In voller Absicht?«
    »Ganz recht.« Leiser fügte er hinzu: »Habe ihn erwischt, als er Charity schöntat. Sie ist meine Frau. Gute Köchin, aber flatterhaft. Und Fly hat es auf die Spillerigen abgesehen. Ein paar Tage beherrscht er sich, und dann plötzlich erwischt es ihn wieder. Er lobt ihren Maisbrei und ich weiß, daß ich ihm wieder eine Lektion verpassen muß.«
    »Wie lange dauert das schon an?«
    »Den ganzen Winter. Und es war ein verdammt langer Winter, das kann ich Ihnen sagen, Fremder.«
    »Armer Kerl! Es muß abscheulich für ihn sein.«
    »Oh, ich weiß nicht. Manchmal legt er mich rein und erwischt mich zuerst. Aber er ist ein lausiger Schütze. Hat einmal irrtümlich Charity abgeknallt, so wie mir das bei Ihrem Freund passierte.«
    »Schaurig!«
    »Oh, Charity kommt nicht zu kurz. Einmal hat sie uns beide erledigt. Sagte hinterher allerdings, daß es nicht schön gewesen sei. Zu einsam. Jetzt wechselt sie immer ab.«
    »Heißt das – daß sie einfach losschießt, ohne Warnung?«
    »Jawohl. Aber wir Männer müssen uns wohl damit abfinden, daß jede Frau ihre kleinen Launen hat.«
    »Mein Gott!«
    »Natürlich paßt mir der Gedanke nicht, daß sie dann hinter meiner Leiche allerlei anstellen können – aber da ist sie schließlich Witwe, und das zählt wohl nicht als Betrug.«
    Charity kam mit einem Tablett näher, auf dem eine dampfende Schale stand.
    »Job, du siehst jetzt nach dem Brennholz, während ich diesem netten jungen Mann etwas Haferbrei einflöße«, sagte sie und lächelte Roger strahlend

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