ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
waren die Drogen abgesetzt, aber dafür hatte man ihm einen besonderen Helm aufgesetzt. Er glich einem Motorradhelm mit Visier, der ihre Gedankenkräfte abschirmte, so dass er noch immer keinen Kontakt zu den anderen aufnehmen konnte. Darüber hinaus flackerten auf der Innenseite des Visiers bunte Lichter, die verhindern sollten, dass er sich in Trance versenkte.
Markus gelang es, trotz geöffneter Lider – er wurde von den Begleitern scharf beobachtet – sich mit seinem Herzchakra zu verbinden und fühlte tief in sich hinein, begab sich in liebevolle Harmonie mit den ihn umgebenden Energien und kam so mit Birte in schwachen Kontakt. Er sandte ihr Ruhe, Kraft und Zuversicht. Sie hatte Angst, war aufgeregt – keine guten Voraussetzungen!
Wieder versuchte er ihr Energie zu schicken. Sie spürte ihn jetzt, er bekam Zugang zu ihrem Herzchakra… ja, jetzt waren sie verbunden! In sekundenschnelle übermittelte er seine Planungen, da war ihm erneut, als würden ferne Trommeln ihn rufen – er erschauerte, und kam gemeinsam mit Birte in Kontakt mit einem fremden und gleichzeitig vertrauten Gefühlsfetzen. Der Kontakt war nur nebelhaft – dann bereits wieder verschwunden.
Jemand versetzte ihm einen derben Stoß in die Rippen. Vor Schmerz schnappte er nach Luft. »Hier bleiben, Freundchen! Keine Mätzchen…«
Sobald man ihnen zum Beginn des Rituals die störenden Helme abnehmen würde, könnten sie sich untereinander initiieren, sich dann mit der Gemeinde verbinden und vielleicht sogar gemeinsam Kontakt zum Netzwerk herstellen. Das Risiko mussten sie eingehen, jetzt war es sowieso egal: Der Traum von individueller Freiheit und persönlicher Weiterentwicklung der sozialen und spirituellen Fähigkeiten der Menschheit war ausgeträumt. Es kam jetzt nur noch darauf an, die Energie möglichst vieler Menschen in Liebe und Dankbarkeit zu vereinen, um den vor ihnen liegenden Kraftakt stemmen zu können. Die Kinder mussten leben! Um ihrer Zukunft Willen hatten sie das Ereignis ausgelöst.
An diesem Punkt der Resignation angekommen, umwölkte dumpfe Verzweiflung sein Gemüt, eine Träne rollte ihm langsam über die Wange zum Mundwinkel. Er leckte sich den salzigen Tropfen ab. Bitterkeit gesellte sich zur Verzweiflung. Das Herz wurde ihm schwer und dumpf, wie ein Sack Mühlsteine. Er schloss die Augen, merkte nicht mehr, wie ein weiterer derber Rippenstoß ihn traf – er fiel ins Schwarze, ins so unendlich Tröstende …
Wieder fühlte er diese klatschenden Schläge in seinem Gesicht, doch diesmal konnte er die Situation schneller einschätzen, noch bevor er die Augen reflexartig öffnete. Zunächst stellte er sich weiterhin bewusstlos: Das Fahrzeug stand. Leute waren um ihn herum, redeten durcheinander. Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr. »Keine Spritze! Wir wissen nicht, ob das die Zeremonie beeinträchtigen würde. Versuchen Sie es weiter mit Ansprache und Außenreizen!«
Der Helm war ihm abgenommen worden – seine Chance zur Kontaktaufnahme? Er unternahm einen Versuch und versenkte sich in sein Herzchakra, machte es weit und liebevoll. Er erschrak, als ihm eine ungeheure Liebeswelle als Antwort entgegen schwappte. Viele, sehr viele Menschen waren anscheinend gerade dabei, sich in einen Zustand wahrer Liebe und Dankbarkeit zu begeben.
Markus fühlte sich von der phänomenalen Stärke des Liebesfeldes überwältigt: War Corona de Luz vielleicht schon am Wirken? Aber nein, das war ja unmöglich. Er rief Coratscha, stärkte sein Sehnen nach ihr, doch Coratscha blieb stumm. Nun versuchte er eine geistige Vereinigung mit den Freunden herbeizuführen, auch das schlug fehl.
Es hatte alles keinen Sinn! Ihm blieb noch ein letzter Versuch: Vielleicht konnte er Brayasil erreichen? Er begann seinen schamanischen Freund zu groken. Es gestaltete sich schwierig, doch er fühlte eine Verbindung zu ihm. Sonderbarerweise war diese jedoch ganz anders als gewöhnlich. Brayasil befand sich augenscheinlich in einem veränderten Geisteszustand. War er in Trance, auf einer Reise in die Geisterwelt?
Trommelklänge drangen zu ihm durch, begleitet von Beschwörungsformeln, auch glaubte er aromatische Düfte zu riechen – sonderbar. Schauer durchliefen seinen Körper, erfassten ihn und plötzlich fühlte er sich wie eine Feder, die von einem plötzlichen Windstoß aufgewirbelt wurde. Sich um sich selbst drehend, stieg er schwerelos auf, getragen von Energien, die ihn umspielten, liebkosten, an ihm zupften, ihn aufzufordern schienen,
Weitere Kostenlose Bücher