ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
inspiriert.
Sie konzentrierte die Aufmerksamkeit auf das neue Schmuckstück auf ihrer Haut und stellte sich die kommenden körperlichen Freuden, die sie mit den beiden auserkorenen Küken zu erleben gedachte, so detailgetreu wie möglich vor.
Augenblicklich geschah etwas, das in keiner Weise dem Erleben während des heutigen Workshop-Experiments ähnelte: Von den fünf Spitzen des goldenen Pentagons aus schienen sich sternförmig Energiebahnen über ihrer Körperoberfläche zu öffnen, die sie umschlossen wie ein unsichtbarer Brustpanzer. Das erregte sie. Noch stärker visualisierte sie das, was die beiden jetzt unternehmen sollten. Aus den Augenwinkeln nahm sie Bewegung von dem Gruppentisch her wahr. Zwei schlanke Gestalten kamen auf sie zu. Sie wusste augenblicklich, dass die zwei jungen Frauen die gleiche fremdartige Erregung wie sie selbst verspürten, als seien sie mit einem geheimnisvollen Nervengeflecht untereinander verwoben.
Wonnige Vorfreude ließ ihren Körper erschauern und bereitete ihr eine straffe Gänsehaut. Da nahm sie links und rechts von sich die körperliche Präsenz der beiden Mädchen wahr und ergötzte sich an deren exotischen Düften.
Sie stand wortlos auf und ging - die beiden wichen nicht von ihrer Seite ...
21. August 2024; Mittwoch; 19:15 Uhr/ ehemalige MEZ; 5. Welt; Segeberger Forstrand
Edelweiß schnaubte und spielte mit den Ohren. Die zierliche Stute wusste, dass gleich die Wegbiegung kam, an der ihre Reiterin sie freigeben würde. Dann konnte sie die knapp anderthalb Kilometer lange Strecke über den Feldweg dahinfliegen, als ob ihre Hufe den Boden nicht berührten - angezogen durch das magische Dunkel des vor ihr liegenden Waldrandes.
Myrja Vanheugen war eine ausgezeichnete Reiterin. Der Reitlehrer auf dem Hof, wo Edelweiß eingestellt war, hatte sie schon vor Jahren resigniert aus seinem Unterricht entlassen, weil er ihr nichts mehr beibringen konnte. Er hatte es auch nicht verstanden, warum Myrja Turniere ablehnte – und das bei ihrem Talent und den Fähigkeiten ihrer Stute.
Myrja hatte dazu nur sanft gelächelt und nicht ein Wort zur Begründung gesagt. Sie ritt keine Turniere und fertig! Nur ihr Stiefvater kannte den Grund und akzeptierte ihre Einstellung ohne Wenn und Aber. Er wusste, wie sehr sie es hasste, Regeln einzuhalten, deren Sinn ihr nicht einleuchtete. Ein Pferd oder ein anderes Tier zu dressieren, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, denn dabei hätte es eines dominierenden und eines sich unterordnenden Willens bedurft - das ging gar nicht.
Vielmehr liebte sie es, sich ganz und gar mit diesem edlen Geschöpf, das ihr erlaubte auf seinem Rücken zu reiten, eine Einheit zu bilden. Wenn sie nur in Edelweiß´ Nähe kam, konnte sie schon die sich harmonisierenden Energien spüren.
Dieses Geschöpf tat ihr gut und sie ihm, das war keine Frage. Beschloss sie, in den nahen Wald zu reiten, reagierte das Tier bereits und freute sich mit ihr auf das gemeinsame Ziel. War ihre Aufmerksamkeit auf eine Kreuzung oder Wegbiegung gerichtet, um zu sehen, ob jemand kam, tat die Stute das Gleiche, verlangsamte ihren Schritt und schaute umsichtig nach beiden Seiten, bevor sie wieder in eine schnellere Gangart fiel.
Natürlich hätte Myrja jedes Turnier gewinnen können, denn sie war sich sicher, dass das Tier ihr freudig gefolgt wäre, doch wozu? Etwa um zu siegen, die Beste und Erste zu sein? Blödsinn!
Sie genoss es zu springen, wenn sie Lust dazu hatte oder wenn die Situation es erforderte. Sie ließ es auch zu, wenn sie spürte, dass Edelweiß springen, schnuppern oder beispielsweise nur Schritt gehen wollte. Warum auch nicht?
Während sie auf den Waldrand zuflogen, ging hinter ihnen die Sonne mit einem letzten funkelnden Lichtstrahl unter, der die Wiesen und den Waldrand noch einmal warm und einladend ockergelb aufleuchten ließ. Dieser Sommer neigte sich schon merklich seinem Ende zu, was in der zweiten Hälfte des August die Gerüche der Erde und der Pflanzen deutlich intensivierte.
Vor dem Waldrand verlangsamte Edelweiß ihren Galopp und fiel in Trab, bis sie schließlich nur noch im Schritt zu der Wiese einbog, auf der Myrja, im letzten Licht der untergehenden Sinta-Sonne, ihre traditionelle Tai-Chi-Übung zu absolvieren pflegte. Das gab dem Tier Gelegenheit, noch einmal nach Herzenslust schmackhafte Pflanzen zu rupfen.
Myrja glitt vom Rücken des Tieres und ging die leichte
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