ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
Entspannung notwendig waren.
Markus war von Simons Bericht zutiefst aufgewühlt. Er erinnerte sich noch sehr gut an seine Visionen mit Coratscha und der türkisfarbenen Meeresdünung und an die Tranceträume während seiner Isolationsfolter beim BND. Sein Instinkt wusste sofort, dass diese Theorie dicht bei der Wahrheit lag. Wer hätte das gedacht?
07. September 2024; Samstag; 09:44 Uhr/ehemalige MZ; 5. Welt; Eckernförde-Borby; Birtes Elternhaus
An diesem Samstag scheuchte Birte ihre Familie früh aus den Federn. Es sollte heute nach Neumünster gehen, um Myrjas achtzehnten Geburtstag zu feiern. Geplant war, mit dem Zug nach Kiel und von dort weiter zu Hoefners zu fahren. Um mit den Rädern zum Bahnhof zu kommen, war es aber zu nass. Der Himmel zeigte sich seit Tagen grau in grau, und feiner Nieselregen zerrte an den Nerven.
Aus diesem Grund hatte Birte am Tag zuvor ein Taxi gebucht, denn die waren an regnerischen Wochenenden rar. Man konnte ihr leider nur einen Abholtermin eine Stunde vor der planmäßigen Zugabfahrt zusagen, deshalb würden sie im Bahnhof warten müssen, was jedoch nicht störte, denn sie würden sich sicherlich genug zu erzählen haben.
Kim hatte noch Semesterferien und ließ sich in diesen Wochen gern von Oma Nicolai und seinen Eltern verwöhnen. Svenja hatte dieses Wochenende keine Vorstellung und freute sich schon darauf, endlich Myrja wieder zu treffen. Die beiden waren altersmäßig nur knapp anderthalb Jahre auseinander und hatten sich immer gut verstanden. Svenja hatte letztes Jahr im April ihren Achtzehnten gefeiert, da waren Hoefners auch auf ihrer Feier zu Gast gewesen.
Birte sah auf die Uhr, das Taxi musste gleich da sein. Zwei Rucksäcke standen fertig gepackt im Flur. Kim goss sich gemächlich eine letzte Tasse Kaffee ein, er hatte schon immer die Ruhe weg. Wo blieb Markus? »Markus! Wo bleibst du denn? Das Taxi ist gleich da.«, rief sie.
Sie hörte ihren Mann die Treppe herunterpoltern. Mit einem Grinsen im Gesicht hielt er ein dickes Buch in der Hand. »Das muss mit, das hatte ich Lars versprochen.« Sie nahm es ihm aus der Hand und stopfte es in den ohnehin schon prall gefüllten Rucksack. »Dafür darfst du den tragen, der wiegt mindestens acht Kilogramm.«
Er nahm ihn prüfend in die Hände. »Höchstens sechs, wenn ich korrigieren darf?« Birte verdrehte die Augen, manchmal konnte er wirklich nerven. Bevor er das Thema vertiefte, fuhr zum Glück das Taxi vor.
Der Bahnsteig war, bis auf eine Mutter mit einem kleinen Mädchen, menschenleer. Kerstin wollte zu Fuß von Borby kommen, Simon in Kiel zusteigen. Svenja begann sich die Zeit damit zu vertreiben, in der Wartehalle einige Steppübungen hinzulegen. Ihre Familie beachtete das nicht.
Das fremde Mädchen hingegen, bekam vor Bewunderung riesengroße Augen und versuchte ungelenk, Svenja nachzuahmen. Die zeigte ihr daraufhin den Grundschritt in langsamer Folge. Die Mutter des Kindes sah interessiert zu.
Kim las ein Buch über einen berühmten Segelflieger, der in Australien vor mehr als fünfzig Jahren einen Weltrekord nach dem anderen im Superlangstreckenflug aufgestellt hatte.
Birte und Markus saßen, Händchen haltend, schweigend nebeneinander. Sie sagten nichts, waren aber auf feinstofflicher Ebene in völliger Harmonie und Zufriedenheit. Dieses In-Liebe-Miteinander-Verwoben-Sein war eine süchtig machende Erfahrung, die sie oft miteinander praktizierten, ohne dass es jemandem in der Nähe auffallen konnte. Sicherlich hatten die Mentaltrainings, das Aufeinandereinstellen und die erhöhte Schwingung der fünften Welt damit zu tun, und doch hatte es eine mystische Komponente. Birte war sich sicher, dass dieses Gefühl ein Urprivates war, denn es stellte sich nur ein, wenn sie es beide in liebevoller Übereinstimmung ersehnten.
Diese Vorstellung war vielleicht unangebracht, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass andere Menschen mit ihren Liebsten diese Verwobenheit in gleicher Weise erleben konnten. Sie wusste, dass Markus ebenso empfand, obwohl sie sich darüber bisher nie auf Verstandesebene ausgetauscht hatten. Das war ein Thema, über das sie mit niemandem reden konnte, schon gar nicht mit Markus. Ihre Befürchtung war, dass dieses Gefühl sofort verschwinden würde, wenn sie versuchte, es rational näher zu ergründen.
Sie badete weiter in dem Gefühl tiefer Harmonie, versuchte spielerisch Kerstin zu groken und wusste
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