ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
übrigen meditieren einen Moment auf der Hügelkuppe und versuchen sie zu groken.« Kim zog verwundert eine Braue hoch. »Warum nur ihr - ohne uns? Zählen wir nicht, oder was? Komm, Schwesterchen. Wir machen natürlich mit!«
Die Freunde sahen sich irritiert an. Würde das funktionieren? Mit welchem plausiblen Argument hätten sie sie davon nun noch abbringen können? Kerstin schien weniger zögerlich, sie übernahm die Führung. Während sie sich kreisförmig ins Gras niedersetzten, erklärte sie kurz die Vorgehensweise. »Wir wollen Edelgard groken, um über sie die Schwingungsmuster der Mädchen zu erfassen, dadurch können wir Edelgards Suche verstärken. Wenn wir Myrja oder Lara gegrokt haben, werden wir sie bitten, uns zu ihnen zu führen. Schließt jetzt die Augen und konzentriert euch auf euren Atem, lauscht und folgt meinen Worten und Gedanken ...
Sie bekamen sofort eine Verbindung zu Edelgard. Birte registrierte dabei das Erstaunen der jungen Menschen über die lange trainierte Vertrautheit und dementsprechende Schnelligkeit des Vorgangs. Es war das erste Mal, dass die inzwischen erwachsenen Kinder bei einer derartigen Praxis dabei waren - und es war ihr alles andere als recht. Ihre störenden Gefühle unterbrachen augenblicklich die gerade zustande gekommene Verbindung. Überdeutlich hörte sie Kerstins Stimme beruhigend in ihrem Kopf: >Sei unbesorgt, Birte, die Kinder sind nun erwachsen genug. Wir werden uns später ihren Fragen stellen. Begib dich in dein Herzchakra!< Birte löste ihre innere Anspannung. Nun ging es besser.
Edelgard befand sich auf einer Lichtung an einem Bach. Ihr Gemüt befand sich in erstauntem Aufruhr, Gott sei Dank nicht in Sorge. Sie war nicht weit weg, saß auf einer Lichtung und forderte die Freunde auf, zu ihr zu kommen ... um sich das anzusehen! >Kommt schnell, so etwas habt ihr noch nicht gesehen. Schnell doch!<
Kerstin löste die geistige Verbindung und beendete die Meditation. »Rasch! Lasst uns sehen, was Edelgard so sehr in Erstaunen versetzt! Zum Glück scheint kein Anlass zur Sorge zu bestehen.«
Lars eilte vorweg. Kim und Svenja bildeten den Schluss der Reihe, sie tuschelten miteinander. Birte sah es mit Unbehagen, fühlte aber gleich darauf Kerstins Hand beruhigend auf ihrer Schulter. Sie näherten sich dem Bach und der Lichtung, die Lars ihnen schon beschrieben hatte. Sie konnten es am Gurgeln und Glucksen des Gewässers hören.
Als sie nun in den kleinen Pfad einbogen, der rechts vom Weg abzweigte, tat sich nach wenigen Metern vor ihnen die Lichtung auf. Sie wurden Zeuge einer unglaublichen Szene:
Edelgard saß im Schneidersitz auf dem Boden, den Blick auf eine mächtige Kastanie gerichtet. Als auch die Freunde dorthin sahen, stockte ihnen der Atem. Am Stamm lehnte Lara, umfasste diesen so weit sie mit ihren kurzen Ärmchen reichen konnte und lehnte die Stirn an die Rinde. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Mund murmelte unverständliches Kauderwelsch. Als sie genauer hinhörten, war ihnen, als käme ihnen das seltsame Gemurmel irgendwie bekannt vor.
Die Szene wirkte an sich schon sonderbar, wurde aber durch einen weiteren Umstand noch mystischer, denn der Stamm des Baumes sah an der Stelle, wo Laras Stirn ihn berührte, seltsam unscharf aus, als wäre er nicht fest und real. Bei genauerem Hinsehen offenbarte sich, dass die unscharfe Stelle sich wellenförmig im Kreis vergrößerte. Sie ähnelte einer Fata Morgana, die sich über glühendheißem Wüstensand in flirrender, wabernder Sommerluft bildete.
Birte schob sich langsam an Edelgard heran, setzte sich neben die Freundin und flüsterte ihr ins Ohr: »Wo ist Myrja?« Stumm wies Edelgard auf die gegenüberliegende Seite des Baums und legte ihren Zeigefinger auf die Lippen: >Sprecht nicht laut, lauscht den inneren Gesprächen der Mädchen!<
Langsam ließ sich einer nach dem anderen auf der Lichtung nieder, um zu lauschen. Erst jetzt bemerkte Birte, dass Laras Händchen von größeren Händen gehalten wurden. Myrja stand verdeckt hinter dem Stamm, gemeinsam umarmten die beiden den Baum. Lara schien völlig in anderen Realitäten versunken zu sein, nahm keine Notiz von der aufgetauchten Besucherschar.
Sie war fortwährend mit Myrja im geistigen Gespräch. Die Gruppe vernahm die mental rezitierten, unverständlichen Formeln, die von Myrja wie ein Echo nachgesprochen wurden. Rhythmik und Versmaß erinnerten an Rap.
Intuitiv bildeten die
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