ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
theatralisch kraus.
»Ja, das hätten wir auch gern gewusst!«, mischten sich die anderen mit ein. Henning wurde wieder ernst. »Tja, Leute, ich will mal so sagen: Was das Schnippen, Klatschen und den Swing beim Grooven angeht - da ist schon viel Schönes dran! Da seid ihr aber trotz allem noch ein wenig steigerungsfähig ...! Da könnte uns die Eurythmie inspirieren und ganz neue Akzente setzen. Ein Versuch wär's jedenfalls wert.«
***
Ende derselben Woche kam Markus mit überraschenden Neuigkeiten heim. Birte wusste schon von seinem aufgewühlten Gemütszustand, noch bevor er wenige Minuten später mit dem Fahrrad auf die Auffahrt bog. Das seltsame Schläfenkribbeln hatte bei ihr eingesetzt und sie augenblicklich mit Markus mental verbunden. Sie hatte von ihm Gefühlswallungen der Liebe, des Unglaubens und der freudigen Erregung wahrgenommen.
Sie erwartete ihn an der Tür, nun von seinem Überschwang angesteckt. Er bog mit wehenden Haaren in die Einfahrt und brachte das Rad abrupt zum Stehen. Seine Augen leuchteten, und auf den Wangen zeigte sich ein rosiger Schimmer, hervorgerufen durch die wilde Fahrt vom Bahnhof hierher nach Grasholz.
Er sah noch immer gut aus, trotz seiner sechsundfünfzig Jahre. Die mittlerweile ergrauten Haare taten seiner dynamischen Ausstrahlung keinen Abbruch. Sie half ihm, seine Sachen aus den Gepäckträgertaschen ins Haus zu tragen. Er küsste sie flüchtig und stürmte in die Küche, wo er sich auf einen Stuhl fallen ließ.
Noch etwas aus der Puste, fasste er sie am Arm und drückte sie auf den Platz sich gegenüber. Birte musste lachen, so aufgelöst hatte sie ihren Mann lange nicht mehr erlebt. »Nun erzähl schon: was ist passiert? Es ist etwas Großartiges, das spüre ich.«
»Du glaubst es nicht, Birte, aber nach Monaten andauernder Rückschläge haben wir jetzt den unerhörten Durchbruch erzielt. Das Hamburger Energieterminal funktioniert endlich! Der alte Nikola Tesla hatte wahrhaftig recht! Kabellose Übertragung von Energie ist auch in großem Umfang möglich, und das fast ohne Verluste! Weißt du, was das bedeutet?« Ihre Reaktion nicht abwartend, gab er selbst gleich die Antwort: »Das bedeutet, dass wir nun Energie an jedem Ort der Erde verfügbar machen können, ohne jede Infrastruktur! Dazu bedarf es lediglich einiger Energieterminals, natürlich größer als der Hamburger Turm.
Damit wird in absehbarer Zeit auch wieder Individualverkehr aufkommen, mit Elektromotoren, ohne dass es aufwändiger Batterien bedarf. Selbst für Flugzeuge wird man nun neue Antriebe entwickeln können. Ist das nicht großartig?« Birte brauchte erst ein wenig Zeit, um diese Nachricht zu verarbeiten. Sie verstand nicht sofort, warum ihr Mann deshalb so aus dem Häuschen war. »Und woher kommt diese Energie, für die ihr keine Kabel und keine Batterien mehr braucht?«
»Einen gewissen Teil stellt die aufgeladene Ionosphäre bereit, das reicht natürlich nicht, denn wenn wir daraus zu viel entnehmen würden, hieße das, die Schumannfrequenz abzusenken. Sie wird uns aber als Puffer, Speicher und Übertragungsreservoir dienen. Wir erzeugen den Strom in Kraftwerken, hauptsächlich durch erneuerbare Energien.
Da der Energietransport kein Nadelöhr mehr darstellen wird, hätten wir ganz neue Möglichkeiten: Ich denke da an Wüsten, in denen wir Solarkraftwerke installieren könnten, mit denen wir große Bewässerungsprojekte ins Leben rufen, oder an Windräder, die keine Stauseen mehr als Speicher bräuchten. Sie werden stattdessen die Ionosphäre aufladen. Tausend Möglichkeiten tun sich auf. Es ist einfach fantastisch!«
»Markus, verzeih', dass ich mich über dich wundere. Du warst doch bisher eher technikfeindlich eingestellt, und nun plötzlich diese Wende?«
»Nein, ich war nur gegen Technik, die die Erde und die darauf lebenden Geschöpfe und Pflanzen vernichtet oder die Menschen unfrei macht. Das ist ein großer Unterschied. Wichtig ist, dass wir aus den Fehlern der vierten Welt lernen, dann kann alles gut werden! Im Herbst wird das Terminal offiziell eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Da wird es ein großes Demonstrations-Programm mit Vorstellung der neuen technischen Möglichkeiten geben. Das werden wir uns nicht entgehen lassen!«
»Ich sehe dir an, dass du auch eine Neuigkeit hast. Was ist es?« Birte nickte, wie gut er sie doch kannte. »Ja, stimmt genau! Ich habe den Geburtstag von Rico Cardone
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