ZEITLOS (German Edition)
und erlebt.
So behauptete Svenja doch tatsächlich steif und fest, dass Mara zu ihr gesprochen hätte und ihr mitgeteilt habe, dass sie sehr froh sei, bei ihnen zu leben, aber dass ihr das Katzenfutter nicht schmecke. Sie möchte statt des bisherigen Trockenfutters lieber Fleisch. Normalerweise hätte Birte diese kleinen Geschichten belächelt und der kindlichen Fantasie zugute gehalten. Obwohl Mara ihre tägliche Trockenration zwar vertilgte, wenn auch lustlos, so wusste Birte augenblicklich, dass das, was Svenja da über das Futter sagte, stimmte.
Sie unternahm einen Versuch und stellte daraufhin zwei Näpfe für die Katze hin, einen mit dem bisherigen Futter, einen mit Dosenfleisch. Sofort machte sich Mara über den Napf mit dem Fleisch her und strich ihr danach um die Beine, als wolle sie sich dafür bei ihr bedanken. Seitdem blieb Trockenfutter von dem Tier unbeachtet liegen.
Auch die Kinder im Kindergarten erzählten merkwürdige Geschichten, die einerseits völlig normal in diesem Alter waren, andererseits jedoch noch nie so gehäuft aufgetreten waren, wie seit dem Beginn des Kosmischen Rauschens.
Und nun noch dieser geheimnisvolle Mexikaner Brayasil, der anscheinend zu Markus' neuem Guru avancierte. Allein der Name klang merkwürdig, eher indisch als mexikanisch. Weil auch Markus in diesen Wochen nicht so offen wie sonst mit ihr über seine Gedanken und seine Arbeit sprach, sich stattdessen geheimniskrämerisch gab, behielt auch Birte ihre Beobachtungen und Befürchtungen für sich. Nun ja, morgen also würde dieser Mensch hier auftauchen und für übermorgen hatte sie deshalb den Freundeskreis eingeladen. Dann würde sie sicherlich endlich mehr erfahren.
16.09.2010; Freitag; 11:10 Uhr/MEZ; Kiel; Universitätsbüro
Markus' Blick schweifte gedankenverloren, aber voller Vorfreude auf den heutigen Besuch, über die Dächer Kiels, über denen das Blau der Kieler Förde zu schweben schien. Eine der Skandinavienfähren glitt gerade herein. Von seinem Bürofenster aus konnte er nur das Oberschiff erkennen, welches wie an einer Schnur gezogen, über den Dächern ihrem Anlegekai entgegen strebte.
Heute war es also soweit: Der Mann aus Mexiko hatte sich angekündigt. Markus' Angebot, ihn vom Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel abzuholen, hatte Brayasil freundlich aber bestimmt abgelehnt, denn er wollte lieber aus Frankfurt mit dem Auto kommen. Fliegen wäre in diesem speziellen Fall , wie er geheimnisvoll anmerkte, nicht ratsam.
Der Mann verstand es, neugierig zu machen, das musste man ihm lassen. Markus war gespannt zu erfahren, was Brayasil ihnen zum Kosmischen Rauschen mitteilen würde, denn dass es darum ging, war Markus sofort klar, obwohl sie darüber bisher nur am Rande in ihren E-Mails geschrieben hatten. Gegenüber Birte hatte er dieses Thema bisher so gut es ging vermieden. Er wusste, dass sie ihn sofort durchschauen würde, wenn er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte, und er hatte gute Gründe, ihr von seinem derzeitig unzureichenden Wissensstand sowenig wie möglich mitzuteilen. Zu sehr beunruhigte ihn dieses Phänomen, das sich bisher hartnäckig ihren Untersuchungen widersetzte.
Die Welt der Wissenschaft schien ratlos. Aber hinter der offiziellen Fassade dessen, was die Medien berichteten, wurde Markus das beklemmende Gefühl nicht los, dass etwas Großes vor sich ging, etwas, das für manche vielleicht doch nicht so überraschend kam, wie es der Öffentlichkeit vermittelt wurde.
Was sie bisher darüber herausgefunden hatten war mehr als dürftig. Sie wussten, dass die Strahlung aus Richtung des Sternbildes Orion kam, sie wussten, dass sie an Stärke zunahm und sie wussten, dass sie Funkfrequenzen störte. Es schien sich also um eine elektromagnetische Strahlung zu handeln. Aber war es das wirklich oder war es nur die bisher sichtbare Spitze eines gigantischen Eisberges, die gerade, bildlich gesprochen, vor ihnen auftauchte?
Darüber hinaus waren überall Veränderungen auf der Welt zu beobachten, die nur mit elektromagnetischen Feldern allein nicht zu erklären waren. Nele, seine Assistentin, war der festen Auffassung, dass es eine Art von Bewusstseinskontrolle sein musste, dessen Verursacher sie jedoch nicht im Weltraum, sondern viel näher, nämlich hier auf diesem Globus vermutete. Immer wieder fiel von ihr der Name HAARP ( H igh Frequency A ctive A uroral R esearch P rogram), mit dem die Amerikaner und nicht nur die, angeblich atmosphärische Forschungen betrieben,
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