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ZEITLOS (German Edition)

ZEITLOS (German Edition)

Titel: ZEITLOS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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herum und übergab Kerstin ein hellbraunes Lederetui. »Zum sichtbaren Zeichen, dass ihr von nun an Zugang habt zum weltweiten Netzwerk der Schamanenvereinigung, übergebe ich dir diese Heilige Trommel«
    Kerstin strich sich verwirrt ihre braunen Haare aus dem Gesicht, stand auf und nahm das unerwartete Geschenk entgegen. Sie klappte den prächtig verzierten Lederbehälter auf und nahm das Zeremonieninstrument heraus. Vier geflochtene Kordeln zierten die kleine Trommel an den Seiten. Auf der Unterseite war ein verspanntes, gleichseitiges Holzkreuz mit Griffstück zum Halten des Instrumentes. Als sie näher hinsah, erkannte sie auf der Unterseite des Trommelleders, ähnlich einem Brandzeichen, ebenfalls den Schriftzug In La'k'esh.
    »Dir, Edelgard, ist Corona de Luz anvertraut« Sie nickte stumm, Brayasil ging an ihr vorbei, weiter zu Lars, dem er einen Lederbeutel reichte. »Du, Lars, bist Hüter dieser bewusstseinserweiternden Pflanzenextrakte. Befolge die in das Leder eingravierte Anweisung, die du erst siehst, wenn du diesen Beutel öffnest und zum Viereck auslegst. Bedächtig nahm Lars den Beutel.
    Als Letzter erhielt Simon ein mit Wurzelholz verziertes Kästchen, in dem, nach Aussage Brayasils, der Zeremonienquarz ruhte. Simon klappte es feierlich auf, in schwarzem Samt lag dort ein obeliskenähnlich geformter Rosenquarz.
    Brayasil nahm wieder Platz und betrachtete zufrieden die erstaunten Gesichter in der Runde. »Wundert euch nicht, wieso jeder von euch ein Ritualwerkzeug bekommen, nur Markus und Birte nicht. Ich will euch nicht im Unklaren lassen: Der Schlüssel zum machtvollsten Gebrauch, wenn ihr alle sechs zusammenkommt, um gemeinsam zum Wohle aller mit der Geisterwelt zu arbeiten, liegt bei Markus und Birte. Sie werden von Coratscha einzigartiges Wissen über den speziellen Gebrauch dieser Heiligen Gegenstände erhalten. Dadurch werdet ihr lernen, diese euch anvertrauten Werkzeuge so zu gebrauchen, dass sie eure schamanischen Kräfte stärken werden. Coratscha wird euch einweisen.
    Hütet dieses Wissen, teilt es mit Niemandem, es sei denn, dass ihr fühlt: Eure Zeit ist gekommen… Bis dahin werdet ihr ausreichend Gelegenheit haben, einen wahren und treuen Nachfolger auszubilden und heranzuziehen. Was immer kommen mag, ob Zeit oder Umstände uns trennen, ihr werdet immer über die notwendigen Mittel verfügen, jederzeit miteinander in Kontakt treten zu können. Morgen erfahrt ihr mehr. Kommt um zehn Uhr zum Ritual in die Stadtkirche und lernt dabei eure Krafttiere kennen. Sie erwarten euch bereits.«
     
    Das war starker Tobak und kam für alle überraschend. Simon konnte nicht mehr an sich halten und rief aus: »Meine Fresse, auf was lassen wir uns da ein? Ich habe Schiss, ich gebe es ehrlich zu. Nicht, dass wir die Büchse der Pandora öffnen. So kommt es mir irgendwie vor.«
    »Ich glaube, wir sind alle erschrocken – genau wie du, Simon«, pflichtete Kerstin ihm nachdenklich bei. »Wir haben erlebt, welche Wirkungen wir schon erzielen konnten, haben mit den Kräften ein wenig herumprobiert. Aber das bisher erreichte erscheint mir stümperhaft, ich fühle mich diesen Anforderungen ebenfalls nicht gewachsen. All dieses für uns neue, für euch alte Wissen…«, damit meinte sie Brayasils Volk, »…kommt zu überraschend. Ich habe ebenfalls Angst.«
    »Nennen wir es lieber Respekt!« Edelgard richtete sich auf und sah bestimmend in die Runde. »Ich finde es faszinierend und ich glaube, wir haben mit Coratscha an unserer Seite eine kundige Führerin. Wir sollten ihr vertrauen!«
    »Tja, das sollten wir! Aber ich denke, es ist genau so wichtig, dass wir uns vertrauen. In la la'k‘ech , das sollten wir niemals vergessen.« Lars ließ seinen wohl tönenden Bariton vernehmen. »Wir haben gesehen, wozu wir schon nach einem Jahr der Einweisung und des Übens fähig gewesen sind. Meine Sorge ist nur: Was ist, wenn wir uns mit unserer Interpretation der Geschehnisse täuschen? Was ist, wenn die Maya-Prophezeiungen uns in die Irre führen und wir uns wirklich lächerlich machen? «
    Diese letzten, eindringlich gesprochenen Worte, ließen sie erschauern und die Frage hing im Raum wie dichter Tabaksqualm, der sich nicht vertreiben ließ. In Brayasils Züge stahl sich ein Lächeln und seine schwarzen Augen zeigten einen merkwürdig vergeistigten Zustand. Seine Stimme schwebte scheinbar schwerelos, durchdrang den Schleier wie ein scharfes Messer und ertönte unvermittelt in ihren Köpfen: »Dies wird nicht unser

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