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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fort.«
»Nur ihr beiden? Oder kommt der ›kleine grüne Mann‹ auch mit?«
»Damit willst du wohl Ragles Verdienstmöglichkeiten verunglimpfen. Du willst andeuten, er könne nicht für uns beide sorgen.«
»Zum Teufel damit«, sagte Bill Black und ging ins andere Zimmer.
Junie tauchte auf der Stelle vor ihm auf.
»Du bist von Verachtung erfüllt, weil ich nicht so gebildet bin wie du«, sagte sie. Ihr tränennasses Gesicht schien zu verschwimmen und anzuschwellen. Sie sah nicht mehr so reizend aus.
Bevor er eine Antwort formulieren konnte, läutete es an der Tür.
»Die Tür«, sagte er.
Junie starrte ihn an, drehte sich um und verließ das Zimmer. Er hörte, wie sie die Haustür öffnete, dann ihre Stimme, spröde und nicht ganz fest, und die Stimme einer anderen Frau.
Die Neugier veranlaßte ihn, ihr nachzugehen.
Am Eingang stand eine große, schüchtern aussehende Frau mittleren Alters in einem Stoffmantel. Sie hatte einen Schreibblock mit Holzunterlage in der Hand, ein ledernes Buch und am Arm eine Armbinde mit Abzeichen. Die Frau redete monoton auf Junie ein und blätterte gleichzeitig in diesem Buch.
Junie drehte den Kopf.
»Luftschutz«, sagte sie.
Black sah, daß sie zu verstört war, um reden zu können, trat an die Tür und nahm ihren Platz ein.
»Was gibt es?« fragte er.
Die Schüchternheit auf dem Gesicht der Frau verstärkte sich, sie räusperte sich und sagte mit leiser Stimme: »Entschuldigen Sie, daß ich zur Essenszeit störe, aber ich bin eine Nachbarin von Ihnen, ich wohne hier in der Straße, und ich arbeite für den Luftschutz. Wir brauchen dringend Freiwillige für tagsüber und wollten gern wissen, ob in Ihrem Haus untertags jemand da ist, der in der Woche vielleicht eine Stunde oder so Zeit hat ...«
»Ich glaube nicht«, sagte Black. »Meine Frau ist zwar zu Hause, hat aber andere Verpflichtungen.«
»Verstehe«, sagte die Frau. Sie machte sich ein paar Notizen und lächelte ihn dann unterwürfig an. Offenkundig ließ sie sich beim erstenmal noch nicht mit einem Nein abspeisen. »Trotzdem vielen Dank«, sagte sie. Sie zauderte, weil sie offenbar nicht wußte, wie sie ihren Abgang nehmen sollte. »Mein Name ist Mrs. Keitelbein, Kay Keitelbein. Ich wohne im Haus an der Ecke. In dem zweistöckigen älteren.«
»Ja«, sagte er und schob die Tür zu.
Junie kam zurück, diesmal mit einem Taschentuch an der Wange, und sagte mit schwankender Stimme: »Vielleicht können die Leute nebenan behilflich sein. Er ist untertags zu Hause. Mr. Gumm. Ragle Gumm.«
»Danke, Mrs ....«, sagte die Frau erleichtert.
»Black«, sagte Bill Black. »Gute Nacht, Mrs. Keitelbein.« Er schloß die Tür ganz und knipste die Außenlampe an.
»Den ganzen Tag«, sagte Junie. »Ein Vertreter nach dem anderen. Schuhwichse, Bürsten, Abmagerungskuren.« Sie sah ihn dumpf an und zerknüllte ihr Taschentuch.
»Tut mir leid, daß wir gestritten haben«, sagte er. Aber er hatte nichts aus ihr herausholen können. Das Hin und Her der täglichen Hausfrauen-Probleme ... Frauen waren schlimmer als Politiker.
»Ich sehe nach dem Hackbraten«, sagte Junie. Sie ging zur Küche.
Er ging ihr nach, die Hände in den Taschen, noch immer entschlossen, an Informationen zu sammeln, was er konnte.
    Kay Keitelbein trat vom Gehsteig auf den Gartenweg des nächsten Hauses, tastete sich zur Tür vor und läutete.
Die Tür ging auf, und ein fülliger, gutmütiger Mann in weißem Hemd und schwarzer, ungebügelter Hose begrüßte sie.
»Sind Sie Mr. Gumm?«
»Nein«, sagte er. »Ich bin Vic Nielson. Ragle ist aber hier. Kommen Sie rein.« Er hielt ihr die Tür auf, und sie betrat das Haus. »Setzen Sie sich, wenn Sie wollen«, sagte er. »Ich hole ihn.«
»Herzlichen Dank, Mr. Nielson.« Sie setzte sich in die Nähe der Tür, auf einen Stuhl mit gerader Lehne, Buch und Broschüren auf dem Schoß. Im Haus, das warm war und gemütlich wirkte, roch es nach Essen. Keine gute Zeit für Besuche, dachte sie. Zu nah an der Essenszeit. Aber sie konnte den Tisch im Eßzimmer sehen; man saß noch nicht. Eine attraktive Frau mit braunen Haaren deckte den Tisch. Die Frau warf ihr einen fragenden Blick zu. Mrs. Keitelbein nickte zurück.
Dann kam Ragle Gumm durch die Diele auf sie zu.
    Spendensammlung, dachte er sofort, als er sie sah.
»Ja?« sagte er und nahm sich zusammen.
Die farblose Frau mit dem ernsthaften Gesicht stand auf.
»Mr. Gumm«, sagte sie, »entschuldigen Sie die Störung, aber ich komme vom Luftschutz.«
»Verstehe«, sagte er.
Sie erklärte,

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