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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Walter – meinem Sohn – hilft, ihn hinaufzutragen. Glauben Sie, daß Sie an einem Ende anpacken könnten? Walter meint, zwei Männer würden das in ein paar Minuten schaffen. Ich habe versucht, ihn an einem Ende hochzuheben, aber es ging nicht.«
»Aber gern«, sagte er. Er zog den Mantel aus und legte ihn über einen Stuhl.
Ein schlaksiger, grinsender Teenager kam herein; er trug einen weißen Pullover, Jeans und glänzende, schwarze Schuhe. »Hallo«, sagte er schüchtern.
Nachdem sie die beiden einander vorgestellt hatte, schob Mrs. Keitelbein die beiden eine entmutigend steile, schmale Treppe hinunter, in einen Keller aus feuchtem Beton mit bloßliegenden Kabeln, mit leeren, von Spinnweben überzogenen Einmachgläsern, alten Möbeln und Matratzen und einer altmodischen Badewanne.
Der Schreibtisch war schon fast bis zur Treppe gezerrt worden.
»Ein wunderbarer, alter Schreibtisch«, sagte Mrs. Keitelbein. »Ich möchte an ihm sitzen, wenn ich nicht an der Tafel stehe. Das war der Schreibtisch meines Vaters – Walters Großvater.«
»Wiegt ungefähr eineinhalb Zentner«, sagte Walter mit krächzender Stimme. »Ziemlich gleichmäßig verteilt. Nur hinten ist er schwerer, glaube ich. Wir können ihn wahrscheinlich kippen, damit wir durchkommen. Die Hände lassen sich gut darunterschieben; ich nehme ihn zuerst, mit dem Rücken zum Schreibtisch, und wenn ich hochkippe, können Sie die Hände darunterschieben. Okay?« Er hatte sich schon hingekniet. »Wenn er oben ist, packe ich ihn richtig.«
Ragle rühmte sich seit den Jahren seiner aktiven Militärzeit seiner körperlichen Wendigkeit, aber bis er sein Ende des Schreibtisches in Hüfthöhe hatte, war sein Gesicht rot angelaufen, und er keuchte. Der Schreibtisch schwankte, als Walter den Griff ansetzte. Walter ging sofort auf die Treppe zu, der Schreibtisch verdrehte sich in Ragles Händen, als Walter die Treppe hinaufstieg.
Sie mußten auf den Stufen dreimal absetzen, einmal, damit Ragle rasten konnte, zweimal, weil der Schreibtisch oben anstieß und anders gepackt werden mußte. Endlich hatten sie ihn oben in dem zugigen Saal, sie ließen ihn aus steifen Fingern auf den Boden plumpsen, und die Sache war erledigt.
»Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar«, sagte Mrs. Keitelbein, die aus dem Keller heraufkam und das Licht ausknipste. »Hoffentlich haben Sie sich nicht weh getan. Er ist schwerer, als ich dachte.«
Ihr Sohn betrachtete ihn mit derselben Schüchternheit wie vorher.
»Sie sind der Mr. Gumm, der im Preisausschreiben Sieger ist?« fragte er.
»Ja.«
Das Gesicht des Jungen rötete sich vor Verlegenheit.
»Vielleicht sollte ich das nicht fragen, aber ich wollte schon immer von einem, der bei einem Wettbewerb viel Geld gewinnt, wissen ... halten Sie das für Glück, oder sehen Sie es so, als bekämen Sie ein großes Honorar, wie ein Anwalt, wenn er etwas auf der Pfanne hat, das kein anderer Anwalt kann? Oder wie alte Maler, deren Bilder Millionen wert sind.«
»Es steckt viel harte Arbeit dahinter«, sagte Ragle. »So sehe ich das. Ich arbeite am Tag acht bis zehn Stunden.«
Der Junge nickte.
»Ah, ja. Ich verstehe, was Sie meinen.«
»Wie haben Sie angefangen?« fragte ihn Mrs. Keitelbein.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Ragle. »Ich sah das in der Zeitung und schickte eine Lösung ein. Das ist fast drei Jahre her. Das kam wie von selbst. Meine Lösungen waren von Anfang an richtig.«
»Die meinen nicht«, sagte Walter. »Ich habe nie etwas gewonnen und habe mich ungefähr fünfzehnmal beteiligt.«
»Mr. Gumm«, sagte Mrs. Keitelbein, »bevor Sie gehen, möchte ich Ihnen etwas geben. Warten Sie hier.« Sie eilte in ein Nebenzimmer. »Für Ihre Mithilfe.«
Wahrscheinlich ein paar Kekse, dachte er.
Aber als sie zurückkam, brachte sie einen grellen Aufkleber mit.
»Für Ihr Auto«, sagte sie. »Man klebt ihn an die Heckscheibe. Ein ZV-Aufkleber: ›Zivil-Verteidigung‹. Man taucht ihn in warmes Wasser, das Papier läßt sich ablösen, und man klebt das Abzeichen auf das Fenster.« Sie strahlte ihn an.
»Ich habe zur Zeit keinen Wagen«, sagte er.
Ihr Gesicht wurde lang. »Oh.«
Walter lachte krähend, aber gutmütig und sagte: »Na, vielleicht kann er ihn sich auf den Mantel kleben.«
»Es tut mir ja so leid«, sagte Mrs. Keitelbein verwirrt. »Aber jedenfalls recht herzlichen Dank. Ich hätte mich gern erkenntlich gezeigt, weiß aber nicht, wie. Ich werde versuchen, den Lehrgang so interessant wie möglich zu machen, wie wäre das?«
»Sehr gut«, sagte

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