Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Monroe gehört?‹ Dann schleppten sie zerfledderte, dreckige alte Zeitschriften an und hielten sie mir unter die Nase. Das waren scheußliche Minuten.« Er zitterte und schwitzte immer noch; er klemmte den Hörer zwischen Schlüsselbein und Schulter und zog Zigaretten und Feuerzeug aus der Tasche. Das Feuerzeug rutschte ihm aus der Hand und rollte davon; er sah ihm resigniert nach.
»Ah, verstehe«, sagte Lowery. »Sie haben Marylin Monroe nicht. Das wurde nicht eingefügt.«
»Nein.«
»Zeitschriften und Telefonbuch waren vom Wetter gezeichnet, sagten Sie?«
»Ja, sehr sogar.«
»Dann müssen sie sie in einer Garage oder im Freien gefunden haben. Wahrscheinlich in dem alten, ausgebombten Zeughaus, das dem Bezirk gehörte. Der Schutt ist noch da; ihr habt das nie geräumt.«
»Können wir nicht!« sagte Black. »Das Anwesen gehört dem Bezirk. Das ist deren Sache. Und außerdem ist da nichts. Nur Zementblöcke und das Abflußsystem für die Abwässer.«
»Sie besorgen am besten einen Laster von der Stadt und ein paar Arbeiter und lassen die Grundstücke zuteeren. Errichten Sie einen Zaun.«
»Wir haben versucht, die Genehmigung vom Bezirk zu bekommen«, sagte er. »Außerdem glaube ich nicht, daß sie das Zeug dort gefunden haben. Wenn es so war – und ich sage wenn –, dann deshalb, weil dort jemand den Boden präpariert hat.«
»Angereichert mit etwas, meinen Sie.«
»Ja, das meine ich.«
»Vielleicht.«
»Wenn wir dort zuteeren, wird man einfach an einer anderen Stelle in der Nähe etwas deponieren. Aber weshalb sollten Vic oder Margo oder Ragle dort herumstochern? Sie sind eine halbe Meile quer durch die Stadt davon entfernt und ...« Dann fiel ihm Margos Eingabe ein. Diese Möglichkeit erklärte es. »Vielleicht haben Sie recht«, sagte er. »Vergessen Sie’s.« Oder der kleine Sammy. Nun, unwichtig. Er hatte das Telefonbuch wieder.
»Sie glauben nicht, daß sie etwas nachgeschlagen haben darin?« meinte Lowery. »Außer den Nummern, die sie versucht haben anzurufen.«
Black wußte, was er meinte.
»Keiner schlägt bei sich selbst nach«, sagte er. »Das ist etwas, worauf niemand kommt, seine eigene Nummer aufzuschlagen.«
»Sie haben das Buch bei sich?«
»Ja.«
»Lesen Sie mir vor, was er gefunden hätte.«
Bill Black balancierte das Telefonbuch auf dem Knie und blätterte, bis er zu ›R‹ kam. Da stand es wirklich.
    ›Ragle Gumm AG., Zweigst. 25 Kentwood 60457
zw. 17 und 8 Uhr Walnut 43965
Expedition Bridgefield 21181
1. Etage Bridgefield 84290
2. Etage Bridgefield 84291
3. Etage Bridgefield 84292 Annahme Walnut 43382 Dringend Sherman 19000
    »Möchte wissen, was er getan hätte, wenn er zufällig darauf gestoßen wäre«, sagte Black.
»Das weiß der Himmel. Wahrscheinlich wäre er in Ohnmacht gefallen, nehme ich an.«
Black versuchte, sich das Gespräch vorzustellen, wenn Ragle Gumm die Nummer gefunden und gewählt hätte – irgendeine der Nummern unter ›Ragle Gumm AG., Zweigst. 25‹. Was für ein unheimliches Gespräch das geworden wäre, dachte er. Kaum vorstellbar.
    6
    Am nächsten Tag trug Sammy Nielson, als er von der Schule heimkam, den immer noch nicht funktionierenden Detektor-Empfänger aus dem Haus durch den Hof in das abgesperrte Klubhaus.
Über der Tür des Klubhauses hing ein Schild, das sein Vater ihm im Supermarkt besorgt hatte. Der Mann, der die Schriften für den Laden malte, hatte es angefertigt. Kein Zutritt für Faschisten, Nazis, Kommunisten, Falangisten, Peronisten, Anhänger von Hlinka und/oder Bela Kun
Sein Vater wie sein Onkel hatten behauptet, das sei das beste Schild, das man haben könne, also hatte er es angenagelt.
Er sperrte mit seinem Schlüssel das Vorhängeschloß auf und trug den Detektorapparat hinein. Er verriegelte die Tür von innen und zündete mit einem Streichholz die Kerosinlampe an. Er zog die Stöpsel aus den Gucklöchern in den Wänden und paßte einige Zeit auf, ob sich jemand vom Feind anschlich.
Niemand war zu sehen. Nur der leere Hinterhof. Wäsche, die nebenan auf der Leine hing. Stumpf grauer Rauch aus einem Verbrennungsofen.
Er stellte sich an den Tisch, setzte den Kopfhörer auf und begann mit der Detektorfederspitze am Kristall zu scharren. Jedesmal hörte er nur statische Störungen. Immer und immer wieder versuchte er es, und endlich hörte er ferne, blecherne, krächzende Stimmen – oder glaubte sie zu hören. Er ließ die Federspitze, wo sie war, und drehte am Abstimmknopf. Eine Stimme löste sich von den anderen, eine Männerstimme,

Weitere Kostenlose Bücher