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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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... im Rückspiegel sah Ragle, wie drei weitere Lastzüge durchgewinkt wurden. Die in einer Reihe an den Baracken geparkten Laster waren Attrappen, wie die ganze Einrichtung.
»Keiner«, sagte er. »Keiner von den Lastern muß halten.«
»Du hast recht gehabt«, sagte Vic. Er lehnte sich zurück. »Wenn wir versucht hätten, mit dem Volkswagen durchzukommen, hätten sie uns erklärt, daß an der Polsterung irgendein Insektenbefall festzustellen sei. Japankäfer ... Sie müssen zurückfahren, alles absprühen lassen und müssen alle vier Wochen vorfahren, wenn Sie die Zulassung nicht verlieren wollen.«
Ragle fiel beim Fahren auf, daß die Straße sich verändert hatte. Nach der Kontrollstation hatte sie sich in zwei deutlich unterschiedene Fahrbahnen geteilt, jede fünf Fahrspuren breit, völlig gerade und flach. Und es war kein Beton mehr. Er erkannte das Material nicht, auf dem sie jetzt fuhren.
Das ist die Außenwelt, sagte er sich. Die Straße in der Außenwelt, die wir nie sehen oder erleben sollten.
Laster vor und hinter ihnen. Manche lieferten Vorräte an, andere fuhren leer hinaus wie sie. Ameisenwege, die in die Stadt hinein und aus ihr herausführten. Unaufhörliche Bewegung. Und weit und breit kein einziger Personenwagen. Nur das Dröhnen von Diesellastern.
Und die Plakatwände waren verschwunden.
»Schalt lieber das Licht ein«, sagte Vic. Die Abenddämmerung hatte sich auf Hügel und Felder gesenkt. Ein Lastzug, der ihnen entgegenkam, hatte die Scheinwerfer eingeschaltet. »Wir halten uns besser an die Vorschriften. Wie sie auch aussehen mögen.«
Ragle schaltete die Scheinwerfer ein. Der Abend wirkte still und einsam. In der Ferne fegte ein Vogel in geringer Höhe über dem Erdboden dahin, mit starren Schwingen. Er landete auf einem Zaun.
»Wie steht es mit dem Treibstoff?« fragte Ragle.
Vic beugte sich hinüber und schaute auf die Uhr.
»Halb voll«, sagte er. »Ich habe, offen gesagt, keine Ahnung, wie weit so ein Ding mit einer Tankfüllung kommt. Oder ob es einen Reservetank gibt. Hängt zum großen Teil davon ab, was wir für Steigungen vorfinden. Da kann man oft nicht viel schneller als im Schrittempo fahren.«
»Vielleicht lassen wir Ted lieber aussteigen«, meinte Ragle. Er war auf den Gedanken gekommen, daß ihr Geld wertlos sein mochte. »Wir müssen Treibstoff und Essen kaufen – wir wissen nicht, wo, oder auch nur, ob wir das überhaupt können. Er muß Kreditkarten bei sich haben. Und Geld, das hier gilt.«
Vic warf ihm eine Handvoll Papiere auf den Schoß.
»Aus dem Handschuhfach«, sagte er. »Kreditkarten, Landkarten, Essensmarken. Aber kein Geld. Wir werden sehen, was wir mit den Kreditkarten anfangen können. Sie gelten meist in ...« Er verstummte für einen Augenblick. »Motels«, sagte er schließlich. »Wenn es sie gibt. Was, glaubst du, werden wir finden?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Ragle. Die Dunkelheit hatte die Landschaft rings um sie ausgelöscht; zwischen den Orten gab es keine Straßenbeleuchtung, die ihnen hätte Hinweise geben können. Nur das flache Land, bis zum Himmel hinauf, wo hellere Farben, ein bläuliches Schwarz, begannen. Sterne waren herausgekommen.
»Müssen wir bis morgen warten?« fragte Vic. »Müssen wir die ganze Nacht fahren?«
»Vielleicht«, sagte Ragle. In einer Kurve erfaßten die Scheinwerfer einen Zaun und dahinter Gebüsch. Ich komme mir vor, als sei das alles schon einmal gewesen, dachte er. Als durchlebte ich es ein zweitesmal ...
Vic untersuchte die Papiere, die er aus dem Handschuhfach geholt hatte.
»Was hältst du davon?« Er zeigte Ragle einen langen Papierstreifen von greller Farbe. Darauf stand:
    Glückliche Welt
    An beiden Enden ringelte sich in leuchtendem Gelb eine Schlange zu einem S.
»Hinten gummiert«, sagte Vic. »Muß für die Stoßstange sein.«
»Wie ›Ich trinke nur Milch‹«, sagte Ragle.
Nach einer Pause sagte Vic mit leiser Stimme: »Laß mich das Lenkrad halten. Ich möchte, daß du dir das genauer ansiehst.« Er griff nach dem Steuerrad und gab Ragle den Aufkleber. »Ganz unten. Gedruckt.«
Ragle hielt den Streifen an die Innenbeleuchtung und las die Worte: ›Laut Bundesgesetz stets und überall anzubringen‹
Er gab ihn Vic zurück.
»Wir werden noch auf vieles stoßen, was wir nicht verstehen«, sagte er. Aber der Aufkleber hatte ihn verstört. Vorschrift ... er mußte außen angebracht werden, sonst –
»Da ist noch mehr«, sagte Vic. Er zog einen Stapel Streifen aus dem Handschuhfach, zehn oder elf, alle

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