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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zu«, sagte Vic. »Am Steuer sitzt Ragle.«
Sie starrte ihn an. Dann schaute sie hinauf ins Führerhaus. Ragle winkte kurz.
»Was heißt, du fährst nicht mit mir nach Hause?« fuhr sie ihn an. »Soll das heißen, ihr bringt das riesige Ding zu unserem Haus und stellt es davor ab? Ich will nicht, daß du mit so etwas heimfährst, hörst du?«
»Ich fahre nicht heim damit«, sagte er. »Dein Bruder und ich unternehmen eine Fahrt damit.« Er legte den Arm um sie und küßte sie. »Ich weiß nicht, wann wir zurückkommen. Mach dir keine Sorgen um uns. Ich möchte, daß du ein paar Dinge tust ...«
»Ihr fahrt beide?« unterbrach sie ihn. Sie begriff das alles nicht. »Erzähl mir, worum es geht.«
»Was du vor allem tun mußt, ist, Bill Black zu sagen, daß Ragle und ich hier im Supermarkt arbeiten«, sagte Vic. »Erzähl ihm sonst nichts, sag ihm nicht, daß wir weggefahren sind, und sag nicht, wann oder wie wir fortgefahren sind. Verstehst du? Wann die Blacks auch im Haus auftauchen und nach Ragle fragen, sag einfach, du hättest gerade mit ihm im Supermarkt gesprochen. Auch wenn es zwei Uhr morgens ist. Sag, ich hätte ihn gebeten, mir bei der Inventur für eine überraschende Buchprüfung zu helfen.«
»Darf ich dich etwas fragen?« sagte sie. »War Ragle neulich nachts mit Junie Black zusammen, als der Taxifahrer ihn zur Tür hereintrug?«
»Guter Gott, nein.«
»Schaffst du ihn fort, damit Bill Black ihn nicht finden und umbringen kann?«
Vic starrte sie an.
»Du bist auf der falschen Spur, Schatz.« Er küßte sie wieder und öffnete die Tür. »Bestell Sammy einen Gruß von uns.« Er drehte sich nach dem Lastzug um. »Was?« schrie er, dann beugte er sich wieder zum Volkswagen herunter. »Ragle sagt, du sollst Lowery von der Zeitung sagen, er hätte ein Preisausschreiben gefunden, wo mehr bezahlt wird.« Er grinste sie an, lief zum Lastzug und auf die andere Seite. Sie hörte, wie er hinaufkletterte, dann tauchte sein Gesicht neben dem ihres Bruders auf.
»Bis dann«, schrie Ragle hinunter. Er und Vic winkten. Dröhnend und ratternd, mit schwarzen Rauchwolken aus dem hochgezogenen Auspuff, fuhr der Sattelzug auf die Straße hinaus. Der Verkehr hielt an; der Zug vollführte ein schwerfälliges Einbiegemanöver und verschwand hinter dem Supermarkt. Lange Zeit hörte sie noch das Brummen des Motors.
Sie haben den Verstand verloren, dachte sie bedrückt. Sie schob den Zündschlüssel ins Schloß und ließ den Motor an. Die letzten Geräusche des Lastzugs gingen in seinem Lärm unter.
Vic versucht Ragle zu retten, dachte sie. Er will ihn wegbringen, dahin, wo er sicher ist. Ich weiß, daß Junie bei einem Anwalt war. Wollen sie heiraten? Vielleicht läßt Bill sich nicht scheiden.
Was für ein gräßlicher Gedanke, Junie Black als Schwägerin zu haben.
Sie dachte darüber nach und fuhr langsam nach Hause.
    Während der Lastzug mit dem Abendverkehr dahinrollte, sagte Vic zu seinem Schwager: »Du glaubst nicht, daß diese Ungetüme verschwinden, wenn sie eine Meile außerhalb der Stadt sind?«
»Man muß von draußen Lebensmittel bringen«, sagte Ragle. »So, wie wir es machen würden, wenn wir einen Zoo versorgen wollten.« Genauso, dachte er. »Die Männer, die Schachteln mit Essiggurken und Garnelen und Papiertaschentüchern abladen, sind nach meiner Meinung die Verbindung zwischen uns und der wirklichen Welt. Das erscheint jedenfalls sinnvoll. Worauf können wir uns sonst stützen?«
»Hoffentlich kann er da hinten atmen«, sagte Vic, auf den Fahrer anspielend. Sie hatten gewartet, bis die anderen abgefahren waren. Während Ted, der Fahrer, Kartons auf dem Handkarren gestapelt hatte, waren er und Ragle herangeschlichen und hatten die dicken Metalltüren geschlossen und verriegelt. Es hatte vielleicht eine Minute gedauert, ins Führerhaus zu klettern und den Dieselmotor anzulassen. Inzwischen war Margo gekommen.
»Solange es kein Kühlzug ist«, sagte Ragle. Das hatte jedenfalls Vic gesagt, während sie darauf gewartet hatten, daß die anderen Lastzüge abfuhren.
»Du glaubst nicht, daß es besser gewesen wäre, ihn im Supermarkt zu lassen? In die Lagerräume dort schaut kein Mensch.«
»Ich habe so das Gefühl, daß er sich sofort befreien würde. Frag mich nicht, wieso.«
Vic fragte ihn nicht nach dem Grund. Er achtete auf die Straße. Sie hatten das Geschäftsviertel hinter sich gelassen. Der Verkehr war ruhiger geworden. Die Geschäfte machten einem Wohnbezirk Platz, kleine, moderne, einstöckige Häuser mit

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