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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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eine normale, alte Benzin-Kreditkarte von Standard Oil. Es gibt sie seit zwanzig Jahren nicht mehr.« Er funkelte Ragle an und fuhr fort: »Alles rationiert, Kerosin für den Lastzug ...«
»Kerosin«, wiederholte Ragle. »Ich dachte, Dieselöl.«
»Nein«, sagte der Fahrer widerwillig. Er spuckte in den Kies. »Kein Dieseltreibstoff. Der hochgezogene Auspuff ist eine Täuschung. Turbinen. Mit Kerosin betrieben. Aber das verkaufen sie euch nicht. Gleich an der ersten Stelle wissen die sofort, daß da etwas nicht stimmt. Und hier draußen ...« Wieder wurde seine Stimme schrill. »Ihr könnt kein Risiko eingehen! Überhaupt keins!«
»Wollen Sie vorn bei uns mitfahren?« sagte Ragle. »Oder hinten? Ich überlasse es Ihnen.« Er wollte wieder unterwegs sein.
»Geh’n Sie zum Teufel«, sagte der Fahrer, drehte sich um und lief die Böschung hinunter, die Hände in den Taschen, die Schultern hochgezogen.
Als er in der Dunkelheit verschwand, dachte Ragle: Ist meine eigene Schuld, weil ich die Tür aufgemacht habe. Ich kann nichts tun; ich kann ihm nicht nachlaufen und ihn niederschlagen. Bei einem Kampf würde er mich auseinandernehmen. Uns alle beide.
Und außerdem ist das nicht die Lösung. Es ist nicht das, was wir suchen.
Er kehrte zum Fahrerhaus zurück.
»Er ist fort«, sagte er zu Vic. »Wir hatten wohl noch Glück, daß er nicht mit einem Montiereisen auf uns losgegangen ist.«
»Fahren wir lieber.« Vic rutschte hinüber. »Soll ich fahren? Ich kann es. Hat er den Aufkleber angebracht?«
»Ja.«
»Bin neugierig, wie lange er braucht, bis er sie über uns verständigt.«
»Früher oder später hätten wir ihn ohnehin herauslassen müssen.«
Eine Stunde lang begegnete ihnen nichts, kein Fahrzeug, kein Haus. Als der Lastzug dann aus einer scharf abwärts führenden Kurve rollte, leuchteten vor ihnen grellblaue Lichter auf, weit unten an der Straße.
»Da ist etwas«, sagte Vic. »Schwer zu sagen, was wir tun sollen. Wenn wir abbremsen oder halten ...«
»Wir müssen halten«, sagte Ragle. Er konnte schon Personenautos oder Fahrzeuge erkennen, die quer über der Straße standen.
Als der Lastzug langsamer wurde, tauchten Männer auf, die mit Taschenlampen winkten. Einer trat an das haltende Fahrzeug und rief: »Motor abstellen. Licht brennen lassen. Aussteigen.«
Sie hatten keine Wahl. Ragle öffnete die Tür und stieg hinunter – gefolgt von Vic. Der Mann mit der Lampe trug eine Uniform, die Ragle in der Dunkelheit nicht genau erkennen konnte. Der Helm des Mannes war angestrichen, so daß er nicht glänzte. Er leuchtete zuerst Ragle, dann Vic ins Gesicht und sagte: »Hinten aufmachen.«
Ragle tat es. Der Mann und zwei Begleiter stiegen hinein und kramten herum. Dann tauchten sie wieder auf und sprangen herunter.
»Okay«, sagte einer von ihnen. Er hielt Ragle etwas hin, ein Stück Papier. Ragle nahm es und sah, daß es eine Art gelochtes Formular war. »Ihr könnt weiterfahren.«
»Danke«, sagte Ragle. Betäubt kehrten er und Vic ins Fahrerhaus zurück, stiegen ein, ließen den Motor an und fuhren los.
Nach einiger Zeit sagte Vic: »Zeig her, was er dir gegeben hat.«
Ragle hielt das Lenkrad mit der linken Hand fest und zog das Formular aus der Tasche.
    Zertifikat Zonengrenze, Kontrolle 31. 3.4.98
    »Da hast du dein Datum«, sagte Ragle. Dritter April 1998. Der Rest des Vordrucks bestand aus Lochungen.
»Sie scheinen mit uns zufrieden gewesen zu sein«, sagte Vic. »Was es auch gewesen sein mag, das sie gesucht haben, wir hatten es nicht.«
»Sie trugen Uniformen.«
»Ja, sie sahen aus wie Soldaten. Einer hatte eine Waffe, aber ich konnte nichts Genaues erkennen. Es muß Krieg sein oder so was.«
Oder eine Militärdiktatur, dachte Ragle.
»Haben sie nachgesehen, ob der Aufkleber dran war?« fragte Vic. »In der Aufregung habe ich nicht darauf geachtet.«
»Ich auch nicht.«
Einige Zeit später sah er vor sich, was eine Stadt zu sein schien. Eine Vielzahl von Lichtern, die regelmäßigen Reihen, die Straßenlaternen sein mochten, Neonschriften ... irgendwo in seiner Jacke steckte die Karte, die ihm der Fahrer gegeben hatte. Von hier aus sollen wir anrufen, dachte er.
»Die Grenzkontrolle haben wir überstanden«, sagte Vic. »Wenn wir das schaffen, während sie uns ins Gesicht leuchten, müßten wir in ein Imbißlokal gehen und Pfannkuchen bestellen können. Ich habe nach der Arbeit nichts gegessen.« Er schob die Manschette zurück, um auf die Armbanduhr zu sehen. »Halb elf«, sagte er. »Ich habe seit zwei Uhr

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