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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hohen Fernsehantennen und Wäsche im Garten, hohe Holzzäune, Autos in den Einfahrten.
»Bin neugierig, wo sie uns aufhalten«, sagte Ragle.
»Vielleicht tun sie es nicht.«
»Doch«, sagte er. »Aber vielleicht sind wir inzwischen schon drüben.«
Nach einiger Zeit sagte Vic: »Überleg mal. Wenn das nicht klappt, werden wir beide der Entführung angeklagt, ich werde nicht mehr im Einzelhandel tätig sein, und dich wird man vermutlich ersuchen, nicht mehr am Preisausschreiben vom kleinen grünen Mann teilzunehmen.«
Die Häuser wurden seltener. Der Lastzug kam an Tankstellen vorbei, an kleinen Cafés, Eisdielen und Motels. Die triste Parade der Motels ... so, als wären wir schon tausend Meilen unterwegs und erreichten eben eine fremde Stadt. Nichts ist so fremd, so düster und unfreundlich wie die Reihe von Billigpreis-Tankstellen und Motels am Rand deiner eigenen Stadt. Du erkennst sie nicht. Und gleichzeitig mußt du sie an deine Brust drücken. Nicht nur für eine Nacht, sondern so lange, wie du dort leben willst, wo du lebst.
Aber wir wollen hier nicht mehr leben. Wir gehen fort. Endgültig.
Bin ich je vorher so weit gekommen? fragte er sich. Sie hatten jetzt freies Feld erreicht. Eine letzte Kreuzung, eine Nebenstraße, die Industrieanlagen außerhalb der eigentlichen Stadt bediente. Die Eisenbahngeleise ... er sah einen unendlich langen Güterzug stehen.
»Es gibt nichts Vergleichbares«, sagte Vic. »Vor allem bei Sonnenuntergang.«
Der Verkehr bestand fast nur noch aus Lastautos, mit wenigen Limousinen dazwischen.
»Da ist deine Bar«, sagte Vic.
Ragle sah auf der rechten Seite das Schild ›Frank’s Grill und Drinks‹. Sah modern genug aus. Jedenfalls sauber. Neue Autos auf dem Parkplatz. Der Lastzug dröhnte vorbei. Die Raststätte blieb zurück.
»Nun, diesmal bist du weiter gekommen«, sagte Vic.
Vor ihnen führte die Fernstraße zur Bergkette. Hoch hinauf, dachte Ragle. Vielleicht bin ich da ganz hinaufgekommen. Habe versucht, zu Fuß über die Gipfel zu gehen. Kann ich so betrunken gewesen sein?
Kein Wunder, daß ich es nicht geschafft habe.
Sie fuhren immer weiter. Die Landschaft wurde eintönig. Felder, runde Hügel, alles unauffällig, dazwischen Plakatwände.
Und dann flachten die Hügel plötzlich ab, und sie rollten eine lange, gerade abfallende Straße hinab.
»Das bringt mich ins Schwitzen«, sagte Ragle. »Einen schweren Lastzug ein langes Gefälle hinunterzusteuern.« Er hatte bereits auf einen niedrigen Gang heruntergeschaltet, um das ungeheure Gewicht halten zu können. Wenigstens hatten sie keine Ladung, so daß er mit seiner geringen Erfahrung den Zug noch zu beherrschen vermochte. »Jedenfalls haben wir ein verdammt lautes Horn«, sagte er und betätigte es ein paarmal; sie zuckten bei dem infernalischen Lärm selbst zusammen.
Am Ende des Gefälles bemerkten sie ein großes Schild, gelb und schwarz. Sie sahen eine Ansammlung von Hütten oder provisorischen Gebäuden. Das Ganze sah düster aus.
»Da ist es«, sagte Vic. »Das hast du gemeint.«
An den Baracken standen mehrere Lastfahrzeuge hintereinander. Als sie näher kamen, sahen sie uniformierte Männer. Auf der anderen Seite flatterte ein Transparent.
    Staatsgrenze. Landwirtschaftliche Kontrollstation,
Lastfahrzeuge die Waage auf der rechten Spur
benutzen
    »Damit sind wir gemeint«, sagte Vic. »Mit der Waage. Sie wiegen uns. Wenn sie kontrollieren, werden sie hinten auch aufmachen.« Er sah Ragle an. »Halten wir hier und versuchen, mit Ted etwas auszumachen?«
Zu spät, wie Ragle begriff. Die Kontrolleure konnten den Lastzug und seine Fahrer sehen. Alles, was sie taten, würde bemerkt werden. An der ersten Baracke standen zwei Polizeiautos so, daß sie jederzeit auf die Straße preschen konnten. Wir könnten sie auch nicht abhängen, dachte er. Nichts anderes zu machen, als auf die Waage zu fahren.
Ein Kontrolleur mit dunkelblauer Uniform, Abzeichen und Mütze schlenderte auf sie zu, als sie anhielten. Ohne sie auch nur anzusehen, winkte er sie weiter.
»Wir brauchen nicht zu halten«, sagte Ragle erregt. »Das ist nur vorgetäuscht!« Er winkte dem Kontrolleur, der zurückwinkte und ihnen den Rücken zudrehte. »Sie halten diese schweren Transporter gar nicht an – nur Personenautos. Wir sind durch.«
Die Baracken und das Transparent blieben zurück und verschwanden. Sie waren hinausgelangt; sie hatten es schon geschafft. Kein anderes Fahrzeug wäre durchgekommen. Aber die echten Transporte fuhren den ganzen Tag hin und her

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