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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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mit ihm an , weil ich kein vernünftiges Wort hervorgebracht hätte , und trank dafür umso mehr von dem köstlichen Rotwein. Seine Einleitung, sein Dank, aber vor allem sein interessierter Blick, war mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Auch diese langsame Annäherung war genau das Richtige für uns. In kurzen Momenten waren wir uns zwar schon nahe gewesen – verdammt nahe , sogar – doch eigentlich kan n ten wir uns kaum. Wir begannen mit dem Abendessen und ließen es uns schme cken, aber natürlich blinzelte ich immer wieder heimlich zu ihm hinüber. Er hatte sich gründlich rasiert und viel von se i nem wüsten Aussehen verloren. Seine Augen waren größer und dunkler als ich sie in Erinnerung hatte und sie wirkten plötzlich nicht mehr so eng beieinander liegend. Über der Augenbraue hatte er eine kleine, verkrustete Ke r be, die ihm einen verwegenen Ausdruck gab. Ich beobachtete ihn zwar genau, doch nach a u ßen hin tat ich sehr beschäftigt, kaute auf meinem Brot, schnitt ordentliche Stücke vom Schinken ab und schnupperte am guten Wein. Nein, eigentlich trank ich davon ... zie m lich viel sogar. Dabei nahm ich jedes Detail von ihm auf. Seine Haut, seinen Mund, seine Hände, denn es war alles faszinierend . Besonders seine Hände waren in ihrer Stärke und Feinheit etwas Besonderes . Mein verzücktes Lächeln ließ sich nicht länger im Zaum halten und Ra i mund bemerkte es natürlich . Auch er beobachtete mich eingehend, doch viel d i rekter als ich ihn. Sein Blick wanderte mehrmals über mein Gesicht, ve r senkte sich tief in meine Augen und verharrte oft auf meinem Mund. Auch den Rest ließ er sich nicht entgehen, stierte in meinen Ausschnitt und begutachtete selbst meine Hände . Es war ein gegenseitiges B e schnuppern und Beobachten, ganz ohne Worte. Ein köstlich spannender Moment, de n wir zelebrier en und genießen konnten .
                  „Elisabet h, wir haben uns so viel zu sagen und ich ... ach, wo sollen wir denn nur anfa n gen?“, fragte er ein wenig verlegen, weil er offenbar doch kein perfektes Konzept hatte, diese langsame Annäherung in die Tat umzusetzen . Wir hatten beide hitzige Temperamente und wussten, dass ein Wort das andere ergeben konnte, ebenso wie eine Berührung die andere. Gleich über unsere Gefühle zu sprechen wäre daher nicht sinnvoll gewesen und so überlegte ich ein eher unverfän g liche s Thema anzuschneiden .
                  „Was machen deine Verletzungen?“, fragte ich und sein Gesichtsausruck verdüsterte sich a u genblicklich.
                  „Es heilt alles ... fast alles “, sagte er leise und griff sich unbewusst an sein e linke Brust, wo Friedrich ihn gezeichnet hatte. Von wegen unve r fänglich! Dieses Thema war die reinste Qual für ihn und ich Idiotin hatte zielsicher ins Wespennest gestochen.
                  „Es war schlimm, ... sehr schlimm. Aber es ist vorbei und nur das zählt“, brachte er hervor, blickte mir dabei aber nicht in die Augen. Drei Wochen Gift für die Psyche waren womöglich schwieriger zu behandeln, als jedes diffizile körperliche Gebrechen. Bonifazius hatte mit se i ner Einschätzung vollkommen recht gehabt , denn s elbst ein Mann wie Ra i mund brauchte Zeit, um alle inneren Verletzu n gen zu überwinden.
                  „Dank dir ist es vorbei “, m einte er heiser und drückte meine Hand. Er war tief bewegt und sein Blick voller Bewunderung. Doch mit Komplimenten war das so eine Sache . Ich hatte nie gelernt richtig damit umzugehen. So fühlte ich mich eher beschämt und wollte mein Empfi n den überspielen, indem ich seine Hand ergriff und an meinen Mund führte. Es sollte nur eine kleine Geste der Zuneigung sein und signalisieren, dass kein Dank no t wendig war. Doch es war natürlich unbedacht und erzeugte Hitze zwischen uns.
                  „Elisabeth “, begann er leidenschaftlich. „M ein Gott, du bist so ... so unwirklich “, stoc k te er und ich fühlte mich plötzlich wie vor den Kopf gestoßen . Unwirklich?
                  „Und doch “, ergänzte er . „Ich spüre dich in mir , wie keine andere Frau zuvor.“ Seine Worte waren impulsiv und ein richtiger Schock für mich. Ungestüm und leidenschaftlich w a ren sie aus ihm hervorgebrochen und hatten mich derart überrollt, dass ich nun an der g e ballten Ladung Emotion schluckte . Ich war wie betäubt und zugleich verwirrt davon . Von wegen langsame Annäherung! Das

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