Zeitreise ins Leben (German Edition)
streicheln. Sanft umspie l ten mich die Wellen, bildeten kleine Wirbel und kitzelten meine Füße. Kleine Fische ließen sich nicht stören, gründelten am Boden oder ließen sich von der leichten Strömung forttre i ben. Es war einer dieser Momente, die es galt festzuhalten und zu genießen. Die Natur war wunde r bar, das Glücksgefühl zum Greifen nahe. Dazu strahlte die Sonne warm vom Himmel und schickte ihre Strahlen in glitzernder Pracht übers Wasser. Wie verzaubert blickte ich auf die Oberfläche, ließ mich blenden und erfreute mich an dieser wunderbaren Gesamtkompos i tion . Ja, es war schön und die Aussicht auf meine Zukunft mit Raimund ebenfalls. Doch dann passierte etwas Seltsames, eine plötzliche Veränderung. Es war mehr ein Gefühl, vie l leicht auch In s tinkt, denn etwas bereitete mir Angst. Von einer Sekunde auf die ande re hatten die Vögel aufgehört zu singen und s elbst der Bach schien seine glucksenden Geräusche zu dämpfen . Sehen konnte ich nichts und a uch der Kontrollblick zur Kutsche zeigte nichts Au f fälliges. Vielleicht hatten die Vögel ja nur ein wildes Tier in der Nähe b e merkt und deswegen aufgehört zu singen .
Wie bitte? NUR ein wildes Tier? Jetzt sprang ich aber doch recht hurtig aus dem Wasser. B arfuß und mit den Schuhen in der Hand, lief ich zur Kutsche und blickte mich dabei stä n dig nach einer möglichen Waldbestie um. Meine Fantasie lieferte mir alsbald Bilder von ge i fernden Bären, blutrünstigen Wölfen und seltsam zotteligen Yetis, die sich hierher verirrt ha t ten und alle Finger und Krallen leckten, um mich zu jagen. Ich hatte schon eine G a be, mich selbst verrückt zu machen und kam entsprechend atemlos bei der Kutsche an. Doch zu me i ner Überraschung fand ich dort niemanden vor. Die Pferde standen in einiger Entfe r nung und labten sich am klaren Wasser, doch weder von Jakob, dem Kutscher, noch dem Soldaten war eine Spur zu sehen. Und das war dann doch ziemlich seltsam, denn d rei Männer konnten doch bitte nicht einfach so mir nichts dir nichts verschwinden . Außerdem grenzte es an Idi o tie die Pferde unbeaufsichtigt zu lassen. Jakob sah das jedenfalls nicht ähnlich. Nachdenklich zog ich meine Schuhe an und ging einfach los , um die Herrschaften zu suchen. In der Ku t sche hatten sie sich nicht versteckt . Also lagen sie vielleicht irgendwo hinter einem Busch auf Lauer, um mich zu erschrecken. Dann fiel mir auf, dass der braune Wallach des Soldaten fehlte und ich bekam eine Gänsehaut . Himmelherrgott , was war hier nur los? Mein mulmiges Gefühl ve r stärkte sich und ich bekam furchtbare Angst.
Etwa fünfzig Meter vor mir entdeckte ich dann endlich ein erstes Anzeichen. E twas Rötl i ches lugte aus der Lücke eines Gebüsch es und ich ging darauf zu, um die drei Männer anz u meckern, die sich hier so dumm wie Kinder versteckten. Ärgerlich schob ich ein paar Blätter zu Seite und fühlte den kalten Schock . Der furchtbare Anblick traf mich wie ein Schlag , zwang mich in die Knie. Das Grauen fuhr mit aller Gewalt in meine Eingeweide und ließ mich fa s sungslos die Hände vors Gesicht schlagen. Ich schrie , ich heulte und ich konnte gar nicht fassen, wie schnell sich alles verä n dert hatte. Jakob und der Kutscher waren tot, lagen dort in ihrem Blut mit auf geschlitzt er Kehle . Mit brutaler Gewalt waren sie aus dem Leben geri s sen worden und hatten nicht einmal mehr die Gelegenheit gehabt zu schreien. Ihre erstaunt aufgerissenen Augen war en entsetzlich , die klaffende Wunde ein einziges Grauen. Ich musste würgen. Alles dort war in sattes Rot getaucht . In ein Rot , das nicht länger l e bendig war.
„Jakob, nein! Nic ht Jakob “, jammerte ich hysterisch , ehe ich mich endgültig übergeben musste und ganz auf die Knie fiel. Ich konnte nicht aufhören meinen Mageninhalt immer und immer wieder auf die Grünfläche zu entleeren. Seine Augen, sein Hals! Um Hi m mels willen, doch nicht Jakob! Marie ... mein Gott! Ich konnte kaum atmen, geschweige denn geordnet de n ken. Wie hatte nur in solch kurzer Zeit, etwas derart Grauenhaftes passi e ren können? Alles in mir stand unter Schock, würgte und würgte.
„Aber, aber! Wer wird denn so empfindlich sein?“, hörte ich plötzlich eine grässliche Stimme hinter mir und ich fiel vor Schreck beinahe in mein eigenes Erbrochenes. Die Mörder waren noch da und ich plötzlich so schnell auf
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