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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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dagelassen.
                  Am zweiten Tag traf die angekündigte Kutsche ein und mit ihr ein Soldat, der dem Ku t scher, Jakob und mir Geleitschutz geben sollte. Selbst war Raimund leider unabkömmlich, wie er mir in einem kurzen Brief mitteilte, doch mit drei Männern an meiner Seite sollte ich eine sichere Hei m reise antreten können. Für Jakob hatte er ein Päckchen Briefe mitgeschickt, die ihm Marie in seiner Abwesenheit geschrieben hatte. Jakob war vollkommen aus dem Häuschen , drückte das Päckchen Briefe an seine Brust und zog sich in einen Winkel des Ze l tes zurück, um seine Post in chronologisch richtiger Reihenfolge zu lesen. Er bot einen entz ü ckenden Anblick mit seinen rosigen Wagen und der begierigen Vorfreude auf die Zeilen seiner Geliebten. Jakob konnte also lesen und das wahrscheinlich nur, weil er ein en Freund wie Ra i mund hatte . Bei Marie hingegen war ich mir sicher, dass Hanna geholfen hatte, den Text ni e derzuschreiben.
     
    Endlich waren wir fertig für die Abreise, denn ich konnte es gar nicht erwarten, Burg Rabe n hof und meinen Ehemann zu sehen. Der letzte Rest von Raimunds Ausrüstung wurde von Jakob unter den Sitzen der Kutsche verteilt und ich hatte kein Gepäck, nur me i nen kleinen Beutel. Zum Abschied umarmte ich den verdutzten Medikus und kletterte dann mit Jakob in die Kutsche. Zu meine m Erstaunen waren die Bänke weich gepolstert und ganz anders g e formt, als in der Kutsche von Tsor. Raimund hatte sich hier eine Menge überlegt und tatsäc h lich in kluger Voraussicht die richtige Entscheidung getro f fen.
                  Während der Fahrt waren die drei Männer an k einer Unterhaltung interessiert. Jakob stellte sich als totale Schlafmütze heraus und so blieb mir nichts anderes über, als in Geda n ken zu schwelgen und liebevoll in meinen Sachen zu wü h len.
                  Bibel, Messer, Amulett . Es war alles da. Sogar die Kleidungsstücke samt Hose fand ich d a rin, obgleich ich mir nicht vorstellen konnte, sie in nächster Zeit je wieder anzuziehen. Für die Bibel von Bonifazius kam der übliche Platz an meinem Körper leider nicht mehr in Frage, denn Verband und Wu n de vertrugen sich nicht mit einem Buch, selbst wenn es so klein war . Das Messer steckte ich in eine Tasche meines Kleides und das Amulett hängte ich mir ers t mals um den Hals. So hatte ich das Gefühl, mehr mit den Menschen von Tsor ve r bunden zu sein. Die Bibel hielt ich meist in der Hand oder blätterte in glücklicher Erinnerung darin. O b wohl ich rasch bemerkte, dass Lesen und Fahren zwei Sachen waren, die auch in dieser Zeit nicht vertrug .
                  „Brrrrrrrr “ , hörte ich nach einer schieren Ewigkeit vom Kutschbock und verspürte z u gleich einen so starken Ruck, dass ich auf den gegenüberliegenden Sitz purzelte und in Jakobs A r men landete. Der erwachte mit gehörigem Schreck.
                  „Von wegen sanfte Fahrweise “, rief ich ärgerlich, weil ich wusste, dass Raimund den Ku t scher extra dazu angehalten hatte, langsam und schonend zu fahren.
                  „Wir tränken hier die Pf erde und machen eine kurze Rast “, erklärte d er Soldat und zwinke r te mir belustigt zu, weil er das Durcheinander in der Kutsche erheiternd fand. Die beiden g e sandten Männer von Rabenhof gingen mir auf die Nerven, mein Kreuz schmerzte und ein dringendes Bedürfnis hatte ich ebenfalls. Schleunigst stieg ich also aus der Kutsche und ging zu einem nahe liegenden, kleinen Wäldchen. Dort schien es mir ideal, ein paar hu n dert Liter Flüssigkeit loszuwerden. I n denkwürdig unwürdiger Haltung verrichtete ich dann mein G e schäft und berührte mit meinem nackten Knöchel ein Kraut, das höllisch auf meiner Haut brannte und einen ekelhaften Nesselausschlag provozierte. Leise fluchend schlich ich mich aus dem Wäldchen und suchte Kühlung in dem Bach, wo weiter vorne die Pferde getränkt wu r den. Schnell suchte ich nach einem geeigneten Plätzchen und als ich es gefunden hatte, streckte ich meine Füße genussvoll in das kühle Nass. Es war ein ganz bezaubernd schöner Bach, der in seiner natürlichen Idylle Harmonie ausstrahlte. Das Wasser plätscherte leise, war kristallklar und fühlte sich einfach herrlich auf meiner geröteten Haut an. Der große Stein unter meinem Fuß war moosig und weich und ich konnte gar nicht au f hören, mit den Zehen zu wackeln und den grünlichen Pelz unter meinen Füßen zu

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