Zeitreise ins Leben (German Edition)
Er musste di e sen Diepold finden und ihm Elisabeth aus den Klauen entreißen. Nichts anderes war von B e deutung, nichts dringlicher. Die Festung von Schweinspeunt glich schon bald einem einzigen Schlachtfeld und der stärkste Eindruck, den Raimund neben seinem Gräuel hatte, war der intensive Kontrast zweier Farben, die auch Teil seines eigenen Wa p pens waren. Ein Kontrast zwischen Rot und Schwarz.
Nach weniger als dr ei Stunden waren die Kartausianer besiegt und bis auf Diepold jede s noch so mickrige Mitglied getötet. Diepold war eine Flucht nicht gelungen und gebärdete sich nun wie ein Wahnsinniger . Binnen kürzester Zeit verletzte er zwei der Templer schwer und bearbeitete gerade den dritten, als Raimund sich dazwischen warf und mit Diepold einen Zweikampf focht, der in seiner Brutalität alles übertraf. Diepold hatte eine Hinte r list an sich, die nur schwer unter Kontrolle zu bringen war , doch Raimund hatte die besseren Reflexe und auch den besseren Willen zu gewinnen. Nach Minuten des erbitterten Duells konnte Raimund einen besonders guten Hieb lan den und Diepold verlor zwei Finger seiner rechten Hand. Das brachte den Berserker erstmals ins Wan ken und nach ein paar letzten, halbherzigen Schl ä gen, musste er erkennen, dass er o hne funktionstüch ti ge Schlaghand chancenlos war . Z ä h neknirschend fiel er auf die Knie und musste sich erg e ben .
Diepold von Schweinspeunt war der einzige Gefangene von 45 M ännern und hatte bis auf zwei seiner Finger nur seine Ehre verloren . Friedrich hatte auf eine Gefangennahme besta n den, um etwas über das weit verbreitete Netz seiner Bruderschaft und natürlich über Elis a beths Verbleib in Erfahrung zu bringen . Diepold aber dachte gar nicht daran zu reden, spuc k te verächtlich auf den Boden und verspottete den Herzog als Hexennarr .
„Die Schlampe kann nicht einmal richtig zaubern“, ätzte er und bekam den Schwertknauf von Raimund mit aller Kraft ins Kreuz . Wenn Martin von Kreuzfang nicht dazwischen gega n gen wäre , hätte Raimund ihn vermutlich doch noch umgebracht, selbst wenn es gegen die Order des Königs geschehen wäre . Mit eindringlichen Worten , nicht aggressiv, sondern freundlich und mit strahlenden Augen, überzeugte Kreuzfang ihn, es nicht zu tun . Kreuzfang hatte selbst in gefährlichen Situationen eine extrem einnehmende und friedliche Ausstra h lung, wenn auch nicht für seine Feinde, denn die hatte er ebenso niedergemetzelt wie seine Männer. In Wahrheit war er sogar der Kämpfer, der die meisten Kartausianer erledigt ha t te. Trotzdem hatte er nun etwas Heiliges an sich und wirkte auf Raimund wie eine starke Ber u higung s droge.
Diepold wurde geknebelt und fest verschnürt. Zwei weitere Templer brachten ihn zu den Pferden, um ihn nach Hagenau zu m Verhör zu transportieren. Erst dort würde eine eing e hende Befra gung stattfinden und wie langwierig die aussehen konnte, wusste niemand besser als Raimund . Vorerst aber galt es Elisabeth zu finden. Martin von Kreuzfang blieb an Ra i munds Seite und stürmte mit ihm durch alle Räumlichkeiten . Gemeinsam arbeiteten sich ins Kelle r gewölbe vor und suchten in den Untiefen der scheußlichen Festung weiter. An einem beso n ders finsteren Ort fanden sie die grausig verunstalteten Überreste eines Menschen. Im ersten Moment meinte Raimund den Boden unter den Füßen zu verlieren, doch bei genauerer Betrachtung erkannte er , dass es keine Frau war . Der Mann, der hier sein Leben unter Qu a len ausgehaucht hatte, war kein geringerer als Valentier. Sein Anblick war derart Absche u lich, dass Raimund sich einmal mehr fragte , wie er jemals solch einem Bund hatte beitreten kö n nen. Die Leiche lag seit mindestens zwei Tagen hier im Keller und der Gestank war derart besti a lisch , dass Rabenhof und Kreuzfang sich ein Tuch vor Nase und Mund halten mussten. Raimund sprach ganz automatisch ein kurzes Gebet für einen Mann, den er nicht einmal gemocht hatte, wandte sich dann ab und stürmte weiter, um nach Elisabeth zu suchen. Ma r tin von Kreuzfang hingegen blieb noch kurz bei dem Toten, um ihm die letzte Ehre zu erwe i sen und seine Seele in Gottes Hä n de zu legen.
Raimund hetzte weiter durch die finsteren Gänge und betete, Elisabeth s Körper nicht ebe n falls auf diese Weise geschändet vorzufinden. Der Gedanke daran trieb ihm die Tränen in
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