Zeitreise ins Leben (German Edition)
folgen.
„Trink das “, forderte er, als er meinen Zustand erkannte. Der Becher, den er mir reichte war a u ßen schwarz und innen gold en . Die Flüssigkeit darin roch nach Innereien und hatte die Farbe und Konsistenz von Blut.
„Was ... ist das?“, fragte ich schaudernd und versuchte den Gestank aus meiner Nase zu b e kommen.
„Trink!!!!!!!!“, brüllte er mich an und war dabei so nahe, dass ich glaubte, seine schwarzen Augen würden ihm gleich als Ganzes aus den Höhlen schnalzen. Ich musste trinken, es blieb mir gar keine and ere Wahl und es war tatsächlich Blut, vermengt mit kleinen, seltsam kni r schenden Bröckchen. Ich würgte, doch ich musste schlucken und das immer wieder. Es war grässlich und wahrscheinlich das letzte, was ich je zu mir nehmen würde. Doch in meinem Hi n terkopf klinge l te eine kleine Glocke, erinnerte mich daran, dass Diepold ja ursprünglich eine bestimmte Information von mir verlangt hatte und ich daher vielleicht noch nicht sterben sollte. B äche von Blut liefen durch das stürmische Trinken über mein Kinn, den Hals, meinen Brusta n satz und bis in die Tiefen meines Dekolletés, wo es sich verlor und ein fürchterliches Brennen auf meiner Brandwunde verursachte. Mein Anblick musste schauerlich sein, denn das Blut war schier überall. Doch Diepold war kein normaler Mensch und zudem an solch ein Schauspiel o f fenbar gewöhnt. Er fand es nicht nur schön, er starrte richtig fasziniert auf sein Werk, zog mit dem Finger ein paar rote Schlieren über mein Gesicht und bestätigte einmal mehr , dass wah r lich mehr als nur eine Schraube in seinem Kopf locker sein musste . Sein widerliches Kunstwerk war vollbracht und zufrieden lehnte er sich zurück, um auf die Wi r kung des Tranks zu warten. Und die begann leider viel zu schnell. Es war eine Attacke von innen und so, als ob ich plötzlich g e gen mich selbst kämpfen würde. Zuerst waren es die fürchterlichsten Magenkrämpfe, die ich je erlebt hatte, dann zog sich der brennende Schmerz bis hinauf in meine Speiseröhre und machte jedes Schlucken u n möglich.
„Ösophagitis “, schrie der Rest meines dahinschwindenden Bewusstseins und versuchte sich mit einem medizinischen Fachbegriff an der Wirklichkeit fest zu halten, doch in Wahrheit schien ich pures Gift getrunken zu haben.
Das also war meine Erinnerung , denn mehr ließ mein Seelenheil nicht zu. Der Filmriss in me i nem Kopf war zu massiv, zu einschneidend. Was ich nach diesem Blackout gesagt oder getan hatte, war wahrscheinlich für immer verloren, verschüttet in den Untiefen meines Selbstschutzes. Ich wusste nur: ich war noch nicht tot ! Und auch wenn ich am Boden lag, Blut b e sudelt und nackt, so wusste ich doch, dass ich mich für das Leben entschieden hatte ... f ür mich und für das neuen Leben in meinem Bauch.
26 . Kapitel
Der König hatte in kluger Voraussicht keine seiner Soldaten zur Verfügung gestellt, sondern fünfzig der besten Templer. Männer, die ihr Leben für Kirche und König geben würden und in diesem Au f trag nicht nur eine Pflichterfüllung sahen, sondern eine Mission. Der Anführer der Fünfzig-Mann-Truppe nannte sich Martin von Kreuzfang und war e in Mann hoher Ideale und We r te. Einer, der sich schon von Kindheit an für die Sache der Templer berufen ge fühlt hatt e. Er lebte keusch und trat seit jeher vehement für Recht und Ordnung ein. Im Sinne der Ki r che, im Sinne Gottes, aber vor allem im Sinne der heiligen Maria, die seit Bernhard von Clai r vaux ein wesentlicher Bestandteil der Philosophie der Templer geworden war. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit zu helfen , wenn es darum ging, einen satanischen Gegenorden zu ve r nichten.
Fast zwei ganze Tage Vorbereitung hatte es benötigt, um gezielt in die Festung von Schweinspeunt einzufallen. D as Wissen von Raimund Rabenhof war dabei der Schlüssel zum Erfolg, denn er kannte die Festung und zwei versteckte Eingänge, die nicht ausreichend b e wacht wurden. So konnte die christliche Streitmacht wie eine Schar dunkler Todesengel vo r dringen und die Kartausianer im Schlaf überrasch en . Die Templer kannten keine Milde und gingen mit einer fanatischen Brutalität vor, die Raimund erstaunte, aber zu nutzen wusste . Im Namen Gottes führten sie hier einen heiligen Krieg und das konnte seiner Sache nur di e nen .
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