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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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seinem kleinen, verwesenden Körper von innen her vergi f ten!“ Hanna wusste zwar nicht genau, wie das Geburtsszenario ablaufen würde, doch diese Varia n te erschien ihr als die grausamste.
                  „Schluss! Aus ! “, schrie Raimund plötzlich außer sich. Er hatte endgültig genug von Ha n nas Ausführungen. „Ich werde darüber nachdenken, aber jetzt kann ich Euch einfach nicht mehr e r tragen “, presste er hervor und stürmte aus dem Zimmer.
                  „Lasst Euch nicht zu lange Zeit, Herzog!“
     
    Ich hatte mich einige Zeit im Schlafzimmer ausgeheult und mich dann verbissen in meine Arbeit gestürzt. Der Küchenmeister fragte zwar einmal vorsichtig, ob er etwas für mich tun könnte, doch ich wollte nur meine Ruhe haben. Gertrude kam kurz darauf zu mir ins Lager und reichte mir einen kleinen Tiegel Ringelblumensalbe für meine Schwellung am Auge. Die vielen Tränen hatten mein Vei l chen stärker hervorgehoben und obwohl Gertrude nichts sagte, so wusste ich doch, dass sie mir mit ihrer Anwesenheit helfen wollte. Doch erzählen konnte ich ihr natürlich nichts, weder von meiner Zeitreise, noch von meiner Schwangerschaft und schon gar nicht von meinem bevorstehenden Tod. Der Tod war in letzter Zeit ein viel zu häuf i ges Thema in meinem Leben gewesen und ich hasste ihn ebenso wie alles Vergängliche dieser Welt. Wie schön wäre eine Ewigkeit voll Unbeschwertheit und Glück für – tja, für was eigen t lich? – für ein anderes Leben, oder wie ? Herrje, ich war depressiv, dankte Gertrude und wi m melte sie so rasch als möglich ab. Sie konnte mir nicht helfen. Niemand konnte das. So stür z te ich mich in meine Arbeit, sortierte unzählige Säcke Mehl und nahm sie buchhalt e risch auf. Ich war bereits über und über in weißen Mehlstaub getaucht, als ich jemanden hinter mir hörte. Raimund erschien in der Tür und wirkte mindestens so bleich, wie ich mit meinem feinen Mehlüberzug. Seine Augen waren rot gerändert und zeigten mir auf ihre Weise, dass Hanna auch mit ihm gesprochen hatte . Stürmisch kam ich auf ihn zu, warf mich in se i ne Arme und hing an ihm wie ... na, wie ein Mehlsack, eben. Tränen zogen dunkle Linien über meine staubigen Wangen und Raimunds Gewand bekam eine ordentliche Fontäne fe i nen, weißen Staubs ab. Zuerst versuchte er meine Tränen fortzuwischen, doc h das war die reinste Sisyphusa rbeit.
                  „Wir müs sen reden “, sagte er und sein liebevoller Blick war trotzdem so fest, dass er ke i nen Widerspruch zuließ. Entschieden schnappte er meine Hand und führte mich schnellen Schri t tes in unser Schlafgemach.
                  „Sie hat es dir also gesagt“, begann ich, während ich mir den restlichen Mehlstaub von Kleid und Gesicht klopfte. Er nickte und befreite sich seinerseits vom feinen Staub.
                  „Sagt sie denn die Wahrheit, diese Hanna?“, fragte er vorsichtig und statt einer Antwort schlug ich die Hände vors Gesicht. Wie gerne hätte ich ihm gesagt, dass alles Humbug war, dass ich ein gesundes Kind zur Welt bringen würde und wir bis ans Ende unseres Lebens glücklich sein wü r den. Doch diese Variante gab es nur in Märchen. 
                  „Dann stimmt es also, meine Liebe?“, hakte er nach und ich konzentrierte mich erst gar nicht auf all seine Worte, sondern nur auf dieses „ meine Liebe“ , das mit solch inniger Zune i gung ang e reichert war, dass es mich zutiefst beglückte. Ohne Worte wussten wir, wie stark unsere Bestimmung füreinander war. Wir hatten uns über die Jahrhunderte hinweg gefu n den, konnten in den Augen des anderen das eigene Ich erkennen, lebten und zehrten von der gleichen Wärme.
                  „Was wirst du tun?“, fragte er vorsichtig und der besinnliche Moment bekam einen bitt e ren Beigeschmack von Abschied.
                  „Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?“, antwortet e ich mit einer feigen Gegenfrage.
                  „Du musst natürlich gehen “, platzte er heraus und mir wurde gleich wieder schlecht.
                  „Raimund, ich ...“, schnappte ich nach Luft, doch er zog mich zu sich, drückte mich fest an seinen Körper, als ob er sich vergewissern wollte, dass ich noch lebendig war, oder aus Fleisch und Blut.
                  „Glaubst du, ich lasse Euch beide sterben? Glaubst du das wirklich?“, flüsterte er mit b e

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