Zeitreise ins Leben (German Edition)
bender Stimme und ich konnte ihm nur zur Antwort geben, dass ich ihn lieben würde. „Dann kannst du mir deinen Tod noch viel weniger zumuten! Deinen und den unseres Sohnes!“
„Sohn?“, fragte ich heiser und spürte plötzlich einen starken Druck in der Brust. Ich hatte also die Wahl zwischen einem langen Leben in Leere oder neun Monaten in Liebe. Keine Fr a ge, wofür ich mich sofort entschieden hätte, wenn da nicht dieses winzige Wesen in mir mein ganzes Ve r antwortungsgefühl mobilisiert hätte.
„Ich kann mir nur schwer vorstellen, ohne dich zu leben. Mein Herz wird daran zerbr e chen , einfach nicht mehr existieren “, keuchte ich und spürte nicht nur den Druck auf meiner Brust, sondern einen permanenten Schmerz in meinem Herzen. Raimund schloss mich fest in seine A r me.
„Du wirst unseren Sohn aufziehen, Elisabeth! Du wirst nicht alleine sein und ein Teil von mir wird stets bei dir sein “, versuchte er mich mit aller Kraft zu trösten, obwohl seine Stimme etwas Bitteres hatte. Und da wurde mir erst bewusst, dass es für ihn noch schlimmer sein würde.
„Ach, Raimund! Wie wirst du denn das alles überstehen?“, fragte ich reuig , weil ich die ga n ze Zeit nur an mich gedacht hatte .
„Ich habe eine Alternative gefunden “, antwortete er mit fester Stimme und einer Haltung, die mich regelrecht zusammenzucken ließ. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Eine Alte r native? Ja, zum Teufel, meinte er gar Friedrich?
„Es gab schon oft die Notwendigkeit, mir zu überlegen, wie ich ohne dich weiterleben kön n te. Du warst immerhin dem Tode nahe und danach nicht ganz entschlossen hier zu ble i ben. So habe ich mir eine Alternative gesucht und tatsächlich etwas gefunden. Martin von Kreu z fang hat mir einen Weg gezeigt, der von dem meinen abweicht und der mich doch durchaus beglücken könnte. Einem Bund wie den Templern wollte ich mich insgeheim schon oft a n schließen – nur, dass mich Martin von Kreuzfang erstmals wirklich überzeugt hat.“ Sein Blick war fest, strahlte förmlich. Und ich? Ich war ric h tig beschämt über meine primitive Eifersucht und meine Schlussfolgerung, er könne zu Frie d richs Liebhaber werden. Raimund als Templer klang unvorstellbar und doch richtig. D ie Wehmut mit der er seine Alternative erklärt ha t te, zeigte mir, wie sehr sein Herz offenbar nach göttlicher Erfüllung strebte. Lediglich das mit der Keuschheit konnte ich mir nur schwer vorste l len.
„Du?“, fragte ich daher nach einer kurzen Denkpause und verkniff mir das impulsive „Du und keusch?“, weil ich sehen konnte, wie ernst es ihm war.
„Warum nicht, Elisabeth? Sie leben Werte, die auch die meinen sind. Sie verfolgen ihre Ziele bewusst und unerbittlich. Warum also sollte ich nicht für Gott und den richtigen Gla u ben käm p fen?“, meinte er enthusiastisch und ich fühlte einen tiefen Stolz für diesen Mann. Er war klug und stark ... und durchaus in der Lage, sein Leben alleine zu meistern. Noch dazu mit dem edelsten Lebensziel, das ich mir vorstellen konnte. Als Templer wäre er zwar sehr in der Nähe von Friedrich und ihm letztendlich unterstellt, doch meine Eifersucht war nun nicht länger angebracht.
„Ich liebe dich “, gab ich ihm zur Antwort, denn nichts anderes war die richtige Antwort oder konnte beschreiben, was wirklich wichtig war.
Am nächsten Morgen ging ich zu Hanna und teilte ihr mit, dass ich zurückreisen würde.
„Gott sei Dank, mein Kind! Ich wusste, dass nur seine Liebe dich retten würde “, erwiderte sie zu Tränen gerührt und ich schluckte an der Endgültigkeit dieser Entscheidung. Tröstend strich sie mir über den Unterarm und blickte mir in die Augen.
„Du hast hier wahrlich drei sehr außergewöhnliche Monate erlebt, Elisabeth “, sagte sie und mir wurde jetzt schon flau im Magen, weil sie von meiner Gegenwart bereits in Vergange n heitsform sprach. „Seine Liebe wird dich in deinem Herzen durch alle Zeiten begleiten. Glaube mir, sie wird stets ein Teil von dir bleiben! Außerdem kehrst du mit einem sehr wer t vollen Geschenk zurück.“ Ihr Trost tat wirklich gut, denn obwohl Raimund und ich diese Entsche i dung
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