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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ein viel geselligerer Umgang als bei dir zu Hause.«
    »Du lenkst ab, Dad.«
    »Nein, das tue ich nicht. Die Leute hier verbringen mehr Zeit miteinander. Sie besuchen einander. Sie reden miteinander. Irgendwo wird immer etwas gefeiert. Zu Hause in Philly sitzen sie alle vor dem Fernseher. Oder vor einem Computer. Ich will nicht dahin zurück.«
    »Du machst Witze.«
    »Sehe ich so aus, als wäre ich zum Scherzen aufgelegt? Adrian, hör mir zu.« Es schien, als wäre Dave gar nicht mehr im selben Raum. »Ganz gleich, was ich tue, mein Leben ist bald zu Ende. Ich lebe hier seit dreißig Jahren.
    Sieh mich an.
    Du erkennst mich kaum wieder. Wie erklären wir das den Leuten im Labor? Meinen Auftraggebern. Meinen Nachbarn?« Er atmete tief durch. »Ich brauche das alles nicht. Gib es auf.«
    »Ich kann dich nicht einfach zurücklassen, Dad.«
    »Das wirst du müssen.«
    »Nein, das muss ich nicht.« Er warf einen Blick auf den Konverter. »Ich kann zurückgehen zu der Supernova.
    Wann war das? 1605?«
    »Nahe dran. Es war 1604.«
    »Gut. Dann ich werde ich dich dort einsammeln. Nachdem der Konverter im Wasser gelandet ist. Ich nehme an, dann hättest du dich über die Rettung gefreut.«
    »Ja, das hätte ich. Ich gebe zu, das war eine schwere Zeit. Aber ich bitte dich, tu es nicht. Denk nicht einmal daran.«
    »Warum nicht?«
    »Hast du mir nicht zugehört?«
    »Zum Teufel damit. Wir tun, was wir tun müssen.«
    »Und wenn du das tust, wenn du mich aus dem Teich ziehst, vorausgesetzt, du bist überhaupt dazu imstande, woran ich Zweifel habe, was denkst du, wird dann aus mir?«
    »Was meinst du?«
    »Mich, Adrian. Den Michael Shelborne, der ein halbes Leben in Italien zugebracht hat, der ganz in der Nähe von Florenz ein gutes Leben hat. Was wird aus mir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du willst ein Szenario erschaffen, in dem ich nie existiert habe. Du holst mich 1604 zurück, und ich bin einfach weg. Die Jahre, die ich hier gelebt habe, existieren dann nicht mehr. Tu mir einen Gefallen und lass es sein.
    Und hör auf, mich zu bedauern. Hör zu, Adrian, ich habe mit Ben Jonson und Connie Huygens über Politik diskutiert.
    Mit Tom Hobbes Schach gespielt. Ich bin mit Descartes geritten und habe eine Feier besucht, bei der Claudio Monteverdi Viola gespielt hat. Ich kannte John Milton als Teenager. Mit John Donne habe ich mich über die conditio humana unterhalten. Ich war im Globe und habe der Erstaufführung von König Lear beigewohnt. Und ich sollte noch erwähnen, dass es in Florenz einige der liebreizendsten und begabtesten jungen Frauen gibt, die ich je gesehen habe. Und du willst mich von ihnen wegbringen?«
    »Okay, Dad. Ich habe verstanden.«
    »Gut. Und solange du meinen Rat nicht annimmst, dich von den verdammten Dingern fernzuhalten...« Er stand auf, verließ den Raum und kam mit einem Gegenstand zurück, der in ein Tuch gewickelt war. »... kannst du das hier auch haben.« Es war sein Konverter. »Falls du mal Ersatz brauchst.«
    Widerstrebend nahm Shel ihn entgegen. »Ich würde ihn lieber bei dir lassen.«
    »Ich habe keine Verwendung dafür.«

    »Also gut.«
    »Soweit ich es beurteilen kann, braucht er nur einen neuen Akku. Aber mach vorsichtshalber einen Test.«
    Albertino brachte Wein zum Tisch, und Dave brachte einen Toast auf Michael Shelborne aus, den ersten Zeitreisenden der Welt.
    Sie stießen an und tranken. »Und vergesst nie«, sagte Michael, »Zeitreisende sterben nie. Ganz gleich, was ihr in meiner Zukunft gesehen habt, ich werde immer da sein.«

Kapitel 26
    Ein wenig Ehrfurcht mischt sich in die freudige Überraschung, wenn dieser Dichter, der in einer längst vergangenen Zeit gelebt hat, vor zwei-, dreihundert Jahren, Dinge sagt, die meiner eigenen Seele nahe sind, Dinge, die ich beinahe selbst schon gedacht und gesagt habe.
    Ralph Waldo Emerson, »The American Scholar«
    Zu behaupten, Aspasia und ihre Stücke hätten die besondere Aufmerksamkeit der Massenmedien erregt, wäre übertrieben. Sophokles war nicht eben geeignet, die Verkaufszahlen anzuheizen oder Einschaltquoten durch die Decke zu jagen. Aber das Geheimnis um das Auftauchen dieser Stücke, die seit zweitausend Jahren als verloren gegolten hatten, weckte das Interesse der Moderatoren mehrerer Nachrichtensendungen. Michelle Keller von Perspective stellte fest, es sei, als wäre irgendwo da draußen ein realer Indiana Jones unterwegs, und Brett Coleman, ein Gast bei Down the Line, bemerkte, diese Entdeckung sei eine große

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