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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hocken oder was immer in ein paar Jahrzehnten anstelle eines Fernsehers zu erwarten sein mochte.
    Fazit: Er wollte keine Zusammenfassung seines Lebens sehen. Und er wollte die Zukunft im Allgemeinen nicht sehen.
    Dennoch wäre es hilfreich zu wissen, wie die Märkte sich entwickeln würden. Und ob Wasserstofffahrzeuge eines Tages endlich die elektrischen und die benzinbetriebenen Autos ersetzen würden. Und wohin sich die Immobilienpreise entwickeln würden. Er könnte sogar ein Geschäft als Prognostiker aufmachen. Und wenn er sich erst ein paar Mal als absolut unfehlbar erwiesen hätte, würden die Leute schon auf ihn aufmerksam werden. Er könnte bereits Wochen im Voraus vor einem bevorstehenden Hurrikan warnen. Oder bekannt geben, wo ein Erdbeben stattfinden würde. Steigen Sie nicht in dieses Flugzeug, Gnädigste. Es wird abstürzen.
    Das war eine interessante Vorstellung. Er könnte zu einer wichtigen Gestalt im Wirtschaftsleben aufsteigen.
    Vielleicht sogar zum Religionsbegründer. Aber, um wieder für einen Moment ernst zu werden, würde er nicht gegen die temporalen Gesetze verstoßen, würde er jemanden beispielsweise davor warnen, dass ein Irrer mit einer Waffe vorhatte, ein Einkaufszentrum zu überfallen? War die Zukunft so festgelegt, wie es die Vergangenheit zu sein schien?
    Er hatte keine Ahnung. Und darüber nachzudenken, bereitete ihm Kopfschmerzen. Als Dave ihm erzählt hatte, dass er Tausende von Jahren in die Zukunft gereist war, hatte ihn das erschreckt. Vielleicht gab es gar kein Risiko, wenn sie nur weit genug sprangen. Aber Tatsache war, dass er sich wenig Gedanken über das nächste Millennium machte. Ihn interessierte vielmehr nächste Woche. Ihn interessierte, ob es für ihn eine gemeinsame Zukunft mit Helen gab. Der nächste Wahlkampf. Geisteskranke Religionsfanatiker, die es für völlig in Ordnung hielten, Bomben auf Ungläubige zu werfen.
    Beide Konverter waren derzeit sicher in seinem Schreibtisch eingeschlossen. Es war ihm nicht leicht gefallen, Dave zu bitten, ihm das Gerät zurückzugeben. Er hatte nicht viele Worte darüber verloren, dass er ihm nicht traute. Aber die Schlussfolgerung lag auf der Hand.
    Shel sollte nie wirklich sicher sein, was ihn veranlasst hatte, es zu tun. Es mochte Neugier gewesen sein; es mochte einfach daran gelegen haben, dass er keine Lust mehr hatte, Griechisch zu lernen. Jedenfalls kam er am Samstag, den 19. Januar, von einem Mittagessen bei Spanky's zurück, schnappte sich einen der Konverter, fuhr nach Center City und stellte den Wagen in einem Zonenhalteverbot mit einstündiger Parkdauer ab. Dann ging er zum Rittenhouse Square, wo er sich eine leere Bank suchte und sich setzte. Er wartete, bis niemand mehr in seine Richtung zu blicken schien, und zog den Konverter hervor.
    Warum nicht?
    Er stellte ihn so ein, dass er seine geografische Position beibehielt und grob zwei Monate später, Mitte März, landete. Dann, als niemand ihn zu beachten schien, drückte er auf den Knopf. Der Park verschwand, kehrte zurück, und die Bank, auf der er gesessen hatte, war mit Schnee bedeckt.
    Er schob die Hände in die Taschen und versuchte, sich warm zu halten. Bis auf ein paar Leute, die den Park eilends durchquerten, war er verlassen. Shel ging hastig und zitternd davon, überquerte die Walnut Street und wandte sich nach Osten.
    Center City sah unverändert aus. Er blieb vor einem Niedrigpreisgeschäft stehen und musterte durch das Fenster einen Stapel Inquirer. Sollte er sich einen kaufen? Die Schlagzeile hatte irgendetwas mit Saudi Arabien zu tun.
    Aber das war gefährlich. Besser, er ließ es sein. Er ging weiter. Beschloss, dass er langsam ernsthaft nachdenken sollte. Die Zukunft besuchen oder nicht. Wie würde Philadelphia in sechzig Jahren aussehen? Ein paar Minuten später schob er seine Bedenken beiseite, betrat einen Bekleidungshandel, suchte sich ein Plätzchen im Hintergrund, wo niemand ihn sehen konnte, stellte den Konverter auf das Frühjahr 2079 ein und drückte erneut auf den Knopf.
    Er traf mitten in einer Hotellobby ein. Mehrere Leute starrten ihn an. Er versuchte, sie mit einem Lächeln zu besänftigen. So was mache ich doch ständig. Ein großer, unbeholfen wirkender Bursche sprach kopfschüttelnd mit einer Frau. »Du bist verrückt, Laura«, sagte er.
    Shel eilte durch die Automatiktür nach draußen. Die Walnut Street war nicht mehr da. An ihrer Stelle sah er Fahrsteige und breite Rasenflächen. Der Rittenhouse Square war noch da, war aber

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