Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
irgendwie zum Zentrum eines üppigen Gartengeländes geworden. Vögel sangen, und der Springbrunnen in der Mitte des Parks funktionierte auch noch und schickte eine funkelnde Wasserkaskade in die Luft. Kinder fütterten Eichhörnchen, und Tauben thronten auf einer Skulptur aus Armen, Beinen, Augen und Lichtblitzen, ein Werk, das aussah, als hätte Dali persönlich es ersonnen.
    Es herrschte genauso viel Betrieb wie eh und je. Die Läden waren zurückgewichen und zu Einkaufszeilen zusammengefasst worden, die Kleidung war leichter und figurbetonter als zu seiner Zeit. Männer und Frauen trugen Hüte. Die Frisuren der Frauen waren aufwendiger, und unter den Männern sah er nur einen oder zwei Bartträger.
    Zwei neue Wolkenkratzer waren erbaut worden, riesige Türme, vor denen die alte Skyline verblasste. Der Boden bebte kaum wahrnehmbar, ein Zeichen dafür, dass eine U-Bahn die Stelle passierte.
    Er nahm einen der Fahrsteige und genoss, den Mantel zusammengefaltet über dem Arm, die warme Luft, ehe er ein anderes Hotel betrat, das Shamrock. An einem Mini-Markt blieb er stehen, doch er sah weder Zeitschriften noch Bücher. Gern hätte er sich einen der unzähligen Schokoriegel gekauft, aber niemand schien noch Banknoten zu benutzen.
    Er überlegte, wie es wohl um ihn stand. Er wäre inzwischen einundneunzig. In den ersten beiden Dekaden des Jahrhunderts hatte es viel Gerede über Lebensverlängerung gegeben, aber bis 2019 war in dem Punkt nicht viel passiert. Möglich, dass er sich immer noch hier herumtrieb, Tennis spielte und das Leben genoss. Sollte das zutreffen, dann würde sich der Shelborne desJahres 2079 erinnern, dass sein jüngeres Ich an diesem Tag den Rittenhouse Square besucht hatte. Und er wäre hier, irgendwo, um ihm Hallo zu sagen. Der Gelegenheit hätte er nie widerstehen können.
    Es war der 12. Mai, 11:03AM, ein Freitag. Gut. Er vermerkte in Gedanken, ich werde hier sein.
    Dann blieb er stehen. Wartete. Schaute sich um.
    Niemand da.
    Andererseits herrschte dichtes Gedränge in der Umgebung. Die Fahrsteige waren voller Leute. Einige davon machten nur einen Einkaufsbummel. Einige hatten Kinder dabei. Viele schienen geschäftlich unterwegs zu sein. Er würde nicht leicht zu finden sein.
    Eines jedoch konnte er nicht übersehen: Der Innenstadtbereich war mehr denn je voller schöner, junger Frauen. Es sah ganz so aus, als hätte sich die Zivilisation ganz angenehm entwickelt.
    David hatte das offenbar richtig erkannt.
    Er hatte einen Fahrsteig nach Norden betreten und dabei herausgefunden, dass die Leute sie als Tracks bezeichneten. Was einmal die Market Street gewesen war, war nun ein langer Kanal, zu beiden Seiten flankiert von Tracks. Er behielt seine Richtung bei, überquerte eine Brücke und machte sich auf zu dem alten Parkway.
    Er war noch da, auch wenn es von einer Elektrobahn abgesehen keine Fahrzeuge gab. Es gab nur noch massenweise Gras, Bäume, Springbrunnen und Bänke. Im Südosten stand noch das ursprüngliche Rathaus, und William Penn wachte nach wie vor über die Stadt. Er fragte sich, ob die alte Rocky-Statue auch erhalten geblieben war.
    Die Bibliothek von Philadelphia war einem Museum gewichen. Eine imposantere Bibliothek war gleich dahinter erbaut worden. Er verließ den Track und ging hinein.
    Die Bücherregale waren verschwunden, was ihn wohl nicht hätte überraschen sollen. Selbst in seiner eigenen Zeit waren Bücher und Zeitschriften auf dem Rückzug. Überall gab es Kabinen mit Bildschirmen. Die meisten waren besetzt, aber er fand noch eine freie und setzte sich hinein.
    Der Bildschirm leuchtete auf. Eine Nachricht wurde angezeigt: BITTE KOPFHÖRER AUFSETZEN.
    Er tat, wie geheißen, und eine Stimme sagte: »Hallo.«

    »Hallo«, entgegnete er.
    » Wie kann ich Ihnen helfen ?«
    »Wissenschaftliche Errungenschaften der vergangenen sechzig Jahre, bitte.«
    Der Bildschirm lieferte ihm eine Reihe verschiedener Kategorien: ARCHÄOLOGIE, ASTRONOMIE, BIOLOGIE, ELEKTRONIK, GEOLOGIE, MATHEMATIK, MEDIZIN, PHYSIK, ZOOLOGIE. »Bitte wählen Sie eine Kategorie.«
    Er starrte den Bildschirm an. Was würde passieren, wenn er eine allgemeine Suche nach seinem eigenen Namen anforderte? Was würde er über sich lesen?
    Gott, er war wirklich in Versuchung.
    »Sir, würden Sie andere Auswahlmöglichkeiten bevorzugen ? Vielleicht detaillierter umrissen ?«
    Was war in den letzten sechzig Jahren auf Erden geschehen? Herrschte Frieden im Land? Waren die Nuklearwaffen endlich abgeschafft worden? Waren

Weitere Kostenlose Bücher