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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hast.«
    »Ja.«
    »Okay.«
    »Warum? Was ändert das schon?«
    »Nichts. Ich kann nur hoffen, dass du uns gehört hast.«
    »Ich glaube nicht, dass es Marsianer waren.«
    »Ja. Du hast sicher recht, Dave.«
    Verdammt. Die Stimmung war ein bisschen drückend geworden. »Ich gehe jetzt besser.«
    »Du hast noch nicht einmal deinen Drink bekommen.«
    »Vergiss es.«
    »Hör mal Dave, es tut mir leid, aber ...«
    »Vergiss es, Shel. Ich verstehe schon.« Er stand auf und löste den Konverter vom Gürtel. Stellte ihn für den nächsten Sprung ein. Er sollte ihn drei Wochen zurückbringen, zum Samstag, den 15. Dezember, dem Abend, an dem sie aus Selma zurückgekommen waren.
    »Stell ihn auf zehn Uhr ein«, sagte Shel. »Abends.«
    Das war ein paar Stunden, nachdem er zu der Hütte aufgebrochen war.
    Nichts veränderte sich in dem Haus, abgesehen davon, dass eine Zeitschrift auf dem Sofatisch auftauchte und der Fernseher im Wohnzimmer lief. Die große Wanduhr verriet ihm, dass es exakt 10:00PM war.
    Shel saß vor dem Fernseher, aber er schlief. Dave setzte sich auf einen der Stühle und verfolgte die Sendung - es war eine Sitcom - eine Minute lang, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
    »Dave.« Shels Stimme. »Wie lange bist du schon hier?«
    »Bin gerade angekommen. Ich wollte dich nicht wecken.«
    »Alles verheilt?«
    »Soweit ich es beurteilen kann.«
    »Gut. Wie wäre es mit etwas zu essen?«
    »Ich bin eigentlich nicht hungrig, Shel. Ich glaube, ich fahre einfach nach Hause und schlafe ein bisschen.«
    »Okay. Schön, dass du wieder da bist.« Er stand auf, ging zum Schreibtisch und zog einen Schlüssel hervor. »In der Einfahrt wartet ein Mietwagen auf dich.«
    Es war ein schwarzer Bangalore. Ein Torpedo. Dave stieg ein und fuhr zu seinem Haus am Carmichael Drive. Es war ein gutes Gefühl, nach Hause zu kommen.
    Er wusste, wie das Spiel der Eagles am Sonntag ausgegangen war, also verbrachte er einen Großteil des Tages im Fitnessstudio und am Pool. Am Montag, zwei Tage nach dem schlimmen Erlebnis in Selma, unterrichtete er wieder. Es war ein sonderbares Gefühl, da am Schreibtisch zu lehnen, wie er es häufig tat, und zu wissen, dass er zugleich im Ferienhaus darauf wartete, dass seine Wunden verheilten.
    Zuerst hatte er Griechischunterricht zu geben. Zwölf Schüler, die von sich behaupteten, mehr oder weniger an Homer und den klassischen Dramatikern interessiert zu sein. »Aristophanes hat die Komödie eingeführt«, erzählte er ihnen. »Nach heutigem Wissen war er der Erste, der es auf Gelächter abgesehen hatte. Und Sophokles ...«, er nahm sich einen Moment Zeit, um zum Himmel aufzublicken, »...hat uns besseres Theater geliefert als Shakespeare.«
    Sie waren entsetzt. Niemand hatte sich ihnen gegenüber je zuvor so geäußert. Shakespeare war, selbstverständlich, der Name, vor dem sich alle verneigten. Aber er sah ihnen an, dass sie ihm zustimmten. Vermutlich nicht, weil sie Sophokles für so gut hielten, sondern eher, weil Shakespeare ihrer Meinung nach überschätzt wurde.
    Suzy Klein, eine Afroamerikanerin mit großen Augen, ließ ein Lächeln aufblitzen, als wollte sie sagen, das hätte sie doch immer schon gewusst. Aber sie fragte ihn, warum er so etwas sagte.
    »Er hatte die kreative Kraft des Barden«, sagte Dave, »aber die hat sich auf eine viel kleinere Bühne konzentriert.
    Erinnert ihr euch an Aristoteles?«
    »Natürlich«, sagte Suzy, während die anderen Schüler sich vorbeugten.
    »Was hat Aristoteles über die Einheiten von Dramen gesagt?«
    »Ähhh.« Sie wirkte verunsichert.
    Im Hintergrund ruckte eine Hand hoch. Roger Gelbart. »Was hat er gesagt, Roj?«
    »Nimm die minimale Anzahl Charaktere, die benötigt werden, um die Handlung zu tragen. Bei Sophokles wird das Drama meist nur von einer Handvoll Personen ausgetragen, bei Shakespeare braucht man ein Programmheft.«
    »Was ist mit der Zeit?«
    Eine andere Hand. »Die Handlung sollte auf die kürzestmögliche Zeitspanne begrenzt werden. Vorzugsweise die Länge des Stücks selbst.«
    »Gut.« Inzwischen dachte er darüber nach, wie es wohl wäre, in das klassische Athen zu reisen, vielleicht 420 vor Christi Geburt, und sich Antigone unter dem Sternenhimmel anzusehen.
    Er könnte es wirklich tun. Obwohl er sich kaum vorstellen konnte, dass Shel einverstanden wäre. Vielleicht, wenn es ihnen gelang, seinen Vater zu finden und zurückzuholen; vielleicht konnte er Shel überzeugen, wenn diese Sorge ausgeräumt war.
    Shell

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