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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hinauf zu einem Portikus. Schwere Säulen stützten das Dach.
    Eingemeißelt in das Gestein des Portikus' waren weitere Götter zu sehen. Shel erkannte Apollon und Merkur mit seinen geflügelten Schuhen. Und zwei weibliche Gottheiten, eine mit einem Bogen über der Schulter. Das musste Diana sein. Ihre Kameradin war vermutlich Hera.
    Die massiven Eingangstüren waren ungefähr dreimal so groß wie Shel und geschmückt mit weiteren Göttern, mit Kriegern, Triremen, Streitwagen, Weinreben und Bäumen. Zwei der Türen standen offen.
    Sie gingen hinein.
    Es gab eine Vielzahl großer Räume. Säle, eigentlich. Dicke Teppiche bedeckten die Böden. Die Wände bestanden aus dunklem Marmor, dekoriert mit Ölgemälden von Kriegsschiffen und Gelehrten, die sich über Schriftrollen beugten, von schönen Frauen, die zusahen, wie der Mond am Himmel aufstieg, und von Paaren beim Liebesspiel.
    Schlanke Säulen begrenzten Gänge am Rande der einzelnen Räume. Uberall gab es Tische und Stühle. Männer und Frauen saßen in einigen Bereichen und lasen, in anderen fanden sich Menschen zu Versammlungen ein. Breite Fenster in Wänden und Decke ließen viel Sonne herein, und hinter einem langen, runden Tresen stand ein Bibliothekar.
    Shel fühlte sich befangen in seiner Toga. Sie war etwas zu lang und zu weit. Er beschloss, sie enger machen zu lassen, sobald er wieder in Philadelphia war. »Hast du eine Vorstellung, wohin wir nun gehen sollen?«, fragte Dave.
    »Ich schlage vor zum Informationsschalter. Lass uns dein Griechisch ausprobieren.«
    Der Bibliothekar war ein junger Mann, kaum zwanzig, extrem dünn mit braunem Haar und braunen Augen. Er lächelte und sagte etwas.
    » Chairete«, sagte Dave. »Hen ergon tu Sophokleus zetumen.«
    »Poion akribos, kyrie?«
    »Echete katalogon ton hiparchonton ?«
    Ein bisschen konnte Shel verstehen. Dave hatte ihm erklärt, sie würden eines der Sophokles-Dramen suchen.
    Welches? Und Dave hatte ihn gefragt, ob es eine Liste gäbe.
    »Dort drüben findet ihr unsere Kataloge.« Der Bibliothekar zeigte zu einem Tisch. »Wenn ihr wisst, was ihr sucht, dann, so glaube ich, können wir euch alle Stücke anbieten.« Eine Frau näherte sich und legte eine Schriftrolle auf den Tresen. Sie blickte auf, sah David an und lächelte.
    Die Außenseite der Schriftrolle war markiert. Doch wenn Shels gesprochenes Griechisch schon schwach war, war seine Fähigkeit, Griechisch zu lesen, schlicht nicht existent. »Dave, kannst du lesen, was da steht?«
    Dave versuchte es, ohne dabei einen ungehörig neugierigen Eindruck zu machen. »Das ist Ausgabe elf der Tagebücher des Themistokles.«
    »Themistokles? Das war ...?«
    »Der Bursche, der die griechische Zivilisation während der Perserkriege gerettet hat. Aber ich glaube nicht, dass irgendwo ein Tagebuch von ihm erwähnt wird.«
    Der Bibliothekar ergriff die Schriftrolle, trug etwas in ein Journal ein und sah Dave an, der sich nicht gerührt hatte.
    »Gibt es sonst noch etwas, meine Herren?«
    »Ja«, sagte Dave. »Wissen Sie, ob Aristarchos verfügbar ist? Wir würden sehr gern mit ihm sprechen.«
    »Und dein Name, Herr?«
    »Davidius. Wir sind Gelehrte von außerhalb.«
    »Wie schön. Seid ihr mit ihm verabredet?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Nun gut. Lasst mich nachsehen, ob er zur Verfügung steht.« Er winkte einem jungen Mädchen zu und schickte sie mit der Anfrage los. »Es wird ein paar Minuten dauern. Wo kann ich euch finden?«
    »Wir sehen die Kataloge durch.«
    Die Kataloge waren auf Schriftrollen verteilt, die Werke nach Titeln und Autoren aufgelistet. Dave konzentrierte sich auf Sophokles, und Shel zog sein Notizbuch hervor.
    »Unglaublich«, sagte Dave.
    »Was?«
    »Er hatte recht. Sie müssen wirklich alle seine Dramen haben. Hier sind mehr als Hundert aufgeführt.«
    Shel konnte den griechischen Buchstaben keinerlei Sinn abringen.
    »Hier ist Achilleos.« David fuhr mit dem Finger über die Liste. » Theseus. Odysseus in Ithaka.« Er erging sich in stummem Jubel und riss triumphierend eine Faust hoch.
    »Gut.« Es war eine Freude, Daves Begeisterung zu sehen. Shel glaubte beinahe, er müsse jeden Moment explodieren.
    »Der Troilos.«
    »Dave, ist es vielleicht möglich, dass die anderen verloren gegangen sind, weil niemand sich wirklich für sie interessiert hat?«
    Dave hörte gar nicht zu. »Das letzte Werk«, sagte er. »Wahrscheinlich Herakles.«
    »Was sonst noch?«
    »DieFalken. Parnass. Hey, das hier ist interessant.«
    »Was denn?«
    »Kirke.

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